Commerzbank: Brasilianischer Aktienmarkt büßte jüngst an Dynamik ein
Der brasilianische Aktienmarkt startete schwach ins neue Jahr. Bis zum 14. März 2014 verlor der BOVESPA rd. 12%, bevor es ab Mitte März 2014 eine kräftige Gegenbewegung gab. Vom Jahreshoch am 14. Mai hat der BOVESPA mittlerweile wieder rd. 5% verloren, so dass der Markt nahezu auf dem Stand von Anfang Januar notiert. Der Real wertete ggü. dem USD seit Anfang Januar um 3,8% auf, zeigte sich in den vergangenen Wochen aber auch etwas schwächer. Verantwortlich für die Schwäche des Aktienmarktes von Q2 2012 bis Mitte März 2014 zeichnen v.a. enttäuschende Wirtschaftsdaten in Brasilien (BIP 2014e: +1,6% J/J), eine Reihe von Zinserhöhungen (seit April 2013 von 7,25% auf 11%) zur Bekämpfung der steigenden Inflation sowie ein steigendes Leistungsbilanzdefizit (rd. 3,7% des BIP). Ein Dorn im Auge sind vielen Investoren auch die steigende Verschuldung der privaten Haushalte sowie zahlreiche ungelöste strukturelle Probleme wie bspw. eine teilweise marode Infrastruktur, eine ineffiziente Bürokratie sowie Mängel im Bildungswesen. Die jüngsten Massendemonstrationen gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung zeigen die Unzufriedenheit vieler Brasilianer. Der Großteil der Anleger hofft auf eine politische Wende bei den Wahlen im Oktober, nachdem die amtierende Präsidentin Rousseff in Umfragen an Zustimmung verlor. Die Investoren sehnen sich nach einer reformfreudigeren Regierung, die zudem nicht so interventionistisch in die Unternehmenspolitik eingreift. Positiv wirkte sich auch die Hoffnung auf ein Ende des Zinserhöhungszyklusses in Brasilien aus. Wir bestätigen unser neutrales Votum für den Aktienmarkt in Brasilien (KGV 2014e: 11,2; EPS 2014e: +11,5% J/J). Für ein Über-gewichten des Aktienmarktes bedarf es u.a. steigender Rohstoffpreise, einer wieder stärkeren konjunkturellen Dynamik im Inland, einer Entspannung an der Inflations- und Zinsfront sowie einer wirtschaftsfreundlicheren Konjunkturpolitik.
Zinsen und Anleihen
Die anstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist weiter das marktbeherrschende Thema an den Rentenmärkten. Vor der am Donnerstag anstehenden Pressekonferenz der EZB wurden gestern die letzten Inflationsdaten veröffentlicht. Demnach ist die Rate der Preissteigerung auf Jahresbasis von 0,7% im April auf 0,5% im Mai überraschend stark gesunken. Und auch die Kerninflation – ohne Energie, Nahrung, Tabak und Alkohol – sank von 1,0% auf 0,7% im Mai (Jahresbasis). Spätestens diese Daten besiegeln ein Handeln der Zentralbank am Donnerstag. Allerdings sind die Erwartungen an expansive geldpolitische Maßnahmen bereits in den letzten Tagen und Wochen auf ein hohes Niveau gestiegen und somit auch das Enttäuschungspotential. Unsicherheiten über das Ausmaß der EZB-Entscheidung ließen gestern die Kurse von Bundesanleihen daher fallen. 10-jährige Papiere rentierten bei 1,41%. Auch italienische und französische Staatstitel mussten abgeben – die Renditen stiegen an. US-Treasuries konnten sich dieser Stimmung nicht entziehen, die Renditen stiegen ebenfalls. 10-jährige US-Papiere rentierten gestern über 2,59%. Daneben wurden positive Makrodaten gemeldet. Die Auftragseingänge der US-Industrie stiegen im April mit 0,7% zum Vormonat stärker als erwartet und die Daten von März wurden nach oben revidiert. Am heutigen Tag sollten die kommende EZB-Entscheidung aber auch wieder Makrodaten im Fokus stehen. Neben dem ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe wird auch der ADP-Arbeitsmarktbericht, ein Indikator für die am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten, veröffentlicht. In Europa stehen Daten zum BIP auf dem Kalender. Am Primärmarkt platziert Deutschland eine 5-jährige Anleihe.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern leicht abwärts. Vom Datenumfeld her hätte es sogar weiter aufwärts gehen können. Denn die Inflationsdaten sprachen für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der EZB und die guten Makrodaten aus den USA bestätigten die solide Verfassung der größten Volkswirtschaft der Welt. Doch es scheint, dass insbesondere die zu erwartenden Maßnahmen der EZB bereits eingepreist sind. Oder anders ausgedrückt: Dass die EZB am Donnerstag den Markt noch positiv überraschen kann, ist sehr unwahrscheinlich geworden. Entsprechend schaffte es der Dax erneut nicht, die „magische Marke“ von 10.000 Punkten zu knacken. Als einziger Sektor konnten sich die defensiven Nahrungsmittelproduzenten (+0,1%) gerade noch im Plus halten. Für Medienwerte (-1,3%; Eutelsat -3,7% nach Anteilsplatzierung des Großaktionärs) und Grundstofftitel (-0,9%) ging es am stärksten nach unten. Bei den Einzel-werten fielen u.a. Commerzbank (-3,4%) und Fielmann (-2,9%) nach negativen Analystenkommentaren zurück. Der Swatch Group (+1,3%) half dagegen eine positive Studie. In den USA verlief der Handel recht ereignislos und die Indizes schlossen leicht schwächer. Weder die Entwicklung am Rentenmarkt noch die Makrodaten hatten einen größeren Einfluss. Autohersteller konnten zwar von guten Absatzzahlen profitieren (GM +1,2%, Ford +0,7%), auf den breiten Markt hatte dies keinen Einfluss. Auf Branchenebene führten Energiewerte (+0,3%) die Gewinner an; Telekoms (-1%) waren der schwächste Sektor. In Asien notiert der japanische Markt nur wenig verändert. Im übrigen Asien dominieren nach dem guten Verlauf der vergangenen Tage Gewinnmitnahmen. Auch hier warten die Investoren auf die heutigen US-Makrodaten und die EZB-Entscheidung morgen.