Commerzbank: ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Mai erneut gestiegen
Der US-Einkaufsmanagerindex – als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Konjunktur – ist im Mai von 54,9 auf 55,4 Punkte leicht gestiegen. Aufgrund des strengen Winters in Teilen der USA war der Index im Januar zurückgefallen und hatte sich anschließend schnell wieder erholt. Erfreulich ist der aktuell kräftige Anstieg der Unterkomponente zur Produktion um 4,7 auf 61 Punkte sowie der Auftragseingänge auf 56,9 Punkte (+1,8). Die US-Wirtschaft sollte somit im 2. Quartal recht kräftig wachsen, was auch positive Auswirkungen auf die Beschäftigung haben wird (siehe Grafik). Die Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed dürfte somit weiter planmäßig vollzogen werden. Wir gehen von ersten Zinserhöhungserwartungen am Markt spätestens im Herbst dieses Jahres aus.
Zinsen und Anleihen
Die Bundesanleihen tendierten gestern überwiegend freundlich. Rückenwind bekamen sie von den Preisdaten aus den deutschen Bundesländern. Entgegen den Erwartungen eines leichten Anstiegs gingen die Preise im Mai um 0,1% M/M zurück. Die Inflationsrate ermäßigte sich dadurch von 1,3% auf 0,9% J/J, den tiefsten Stand seit rund 4 Jahren. Die günstige Preisentwicklung geht zum Teil auf das späte Osterfest zurück. Nachdem die Preise für Pauschalreisen im April um 10,4% M/M angestiegen waren, verbilligten sie sich im Mai wieder um 3,5%. Zudem drückten die Nahrungsmittelpreise aufgrund des milden Winters die Verbraucherpreise. Wir rechnen damit, dass die Inflationsrate zunächst auf dem niedrigen Niveau verharren sollte. Erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte, wenn sich die Nahrungsmittelpreise normalisieren dürften und sich die Lohnsteigerungen bemerkbar machen, sollte die Inflationsrate wieder anziehen. Nach den Preisdaten aus den größten Ländern rechnen wir heute auch für den gesamten Euroraum mit einem merklichen Rückgang der Inflationsrate von 0,7% J/J auf 0,5% J/J. Dies dürfte die Spekulation auf Lockerungsmaßnahmen der EZB weiter anfachen. Der schwächer als erwartete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Mai (52,2 nach 52,5 Punkte in der Schätzung, Vormonat: 53,4) spricht auch dafür, dass die EZB die Leitzinsen weiter senken wird. In den USA zogen die Renditen leicht an. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe stieg wie erwartet von 54,9 auf 55,4 Punkte an (siehe dazu „Im Blickpunkt“). Den negativen Vorgaben vom US-Bondmarkt konnten sich Bundesanleihen nicht entziehen; die Renditen stiegen im späten Handel an.
Aktien
Die internationalen Aktienbörsen haben sich im Vorfeld der wichtigen EZB-Zinsentscheidung nur wenig bewegt. Zu Handelsbeginn hatten positiv ausgefallene chinesische Konjunkturdaten den Dax 30 noch bis knapp an die 10.000 Punkte-Marke getrieben, doch leicht enttäuschende Einkaufsmanagerindizes aus Europa führten dann zu einem Zurückrutschen auf die alten Niveaus. Am Nachmittag sorgten dann die Verwirrspiele um die Bekanntgabe des ISM-Index für etwas Bewegung, doch letztendlich schlossen die europäischen Märkte kaum verändert. Im Fokus standen Luftfahrt- und Automobilunternehmen. Nachdem über ein neues Sparprogramm von Air France-KLM (+2,5%) spekuliert wurde, entwickelten sich die Titel der Deutschen Lufthansa (+1,2%) zu den stärksten Werten im Dax 30. Dagegen gerieten die Aktien von BMW (-0,7%) nach skeptischen Aussagen in einer Branchenstudie leicht unter Druck. Im EUROSTOXX 50, dem Leitindex des Euroraums, war die Airbus Group (+1,3%) der stärkste Wert. Im insgesamt positiv gestimmten Umfeld konnten bis auf Automobile (-0,2%) und Finanzdienstleister (-0,3%) alle Branchen leicht zulegen. Auch an der Wall Street gab es nur wenig Bewegung und trotz im Handelsverlauf erzielter neuer Höchststände keine klare Richtung. Einziger klarer Kursgewinner im Dow Jones war Caterpillar (+1,5%), während Visa und Exxon (jeweils -0,6%) leichte Abgaben verzeichneten. Außerhalb des Leitindex stand Apple (-0,7%) mit seiner Entwicklerkonferenz im Fokus. Die asiatischen Märkte tendieren heute Morgen nach erneuten positiven Konjunkturdaten aus China insgesamt freundlicher. Die europäischen Börsen da-gegen werden kaum verändert erwartet. Im Tagesverlauf dürften sich die Marktteilnehmer vor allem auf die Verbraucherpreise des Euroraums konzentrieren.