Commerzbank: Nach Militärputsch in Thailand - politische und wirtschaftliche Unsicherheiten
Thailand hat das Militär im Mai 2014 zum zweiten Mal innerhalb von acht Jahren die Macht übernommen. Der Militärchef Prayuth hatte zuvor die Versöhnungsgespräche zwischen den politischen Kontrahenten für gescheitert erklärt. Die Verfassung wurde aufgehoben und das Kabinett abgesetzt. Zudem herrscht ein Versammlungsverbot. Das Militär übernahm auch die Kontrolle über die Fernsehkanäle. Mittlerweile löste die Militärjunta auch den Senat, die zweite Kammer des Parlaments, auf. König Bhumipol ernannte General Prayuth zum neuen Regierungschef. Er ist jetzt der Vorsitzende des „Nationalen Rates für Frieden und Ordnung“. Von baldigen Neuwahlen war zunächst keine Rede. Laut Medienberichten sehen die Pläne Prayuths wie folgt aus: Der „Nationale Rat für Frieden und Ordnung“ wird die Regierungsgeschäfte anfangs alleine übernehmen. Es soll eine Übergangsverfassung erarbeitet werden und ein Kabinett gebildet werden, das bis zu den Wahlen im Amt ist. Nach der Implementierung von noch nicht näher spezifizierten Reformen sollen dann Neuwahlen durchgeführt werden. Die Entmachtung der zivilen Regierung (Rothemden: v.a. Bauern, Mittelschicht) kommt den Oppositionellen (Gelbhemden: v.a. Oberschicht, Industrielle) entgegen. Unter dem Schutzmantel des Militärs sehen sich die Gelbhemden nun eher in der Lage, Bedingungen zu schaffen, die ihnen einen Wahlsieg ermöglichen. Sofortige Neuwahlen ohne vorherige „Reformen“ hätten aller Voraussicht nach wieder eine Mehrheit für die Rothemden ergeben. Da wir in Bezug auf die politischen und ökonomischen Probleme des Landes kurzfristig keine Besserung sehen, bestätigen wir das Länderrating (Untergewichten) für den Aktienmarkt in Thailand. Das KGV für das laufende Jahr liegt bei 12,4; der Konsensus rechnet mit einem Anstieg der Unternehmensgewinne in Höhe von 8% (J/J). Für 2015 liegt das KGV bei rd. 11 (EPSe: +11% J/J).
Zinsen und Anleihen
Investoren in den USA haben in den vergangenen Tagen ihren Blick verstärkt auf Europa gerichtet. Die – auf den ersten Blick – schwachen deutschen Arbeitsmarktdaten vor dem Feiertag nahmen die Akteure in den USA zum Anlass, ihre Zinserwartungen anzupassen. In der Folge sorgten die Daten der Bundesanstalt für Arbeit für kräftige Kurssprünge an den Rentenmärkten – nicht zuletzt bei den US-Treasuries. Dabei waren die Daten gar nicht so schlecht: Dass die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt im Mai angestiegen ist, lässt sich leicht erklären: Mit dem milden Winter waren die saisonalen Schwankungen geringer als üblich. Entsprechend war auch die Erholung im Frühjahr geringer als üblich. In den USA ging die gesamtwirtschaftliche Produktion laut der zweiten amtlichen Schätzung um annualisiert ein Prozent zurück. Die gute Nachricht: Die Produktionsausfälle waren winterbedingt; die Nachfrage wurde stärker als für die erste Schätzung angenommen aus Lagerbeständen und über Importe gedeckt. In Japan ist die Inflationsrate im April von 1,6% auf 3,4% angestiegen. Doch die Reflationierung ist kein Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik und spiegelt nur bedingt eine bessere Auslastung der Wirtschaft wider. Vielmehr ist sie das Ergebnis der im April vollzogenen Mehrwertsteuererhöhung. Die Steuererhöhung sorgte im Frühjahr zwar für Vorzieheffekte, nun dürfte sie aber ihre kontraktive Wirkung voll entfalten. Der negative Effekt ist auch an der Industrieproduktion ablesbar, die im März um 2,5% zurückging.
Aktien
Nach den deutlichen Kursgewinnen zum Wochenbeginn traten die europäischen Aktienmärkte an den letzten beiden Handelstagen auf der Stelle. Nach dem feiertagsbedingt sehr ruhigen Handel vom Donnerstag steht der deutsche Leitindex Dax 30 somit weiterhin kurz vor dem Erreichen der neuen Rekordmarke von 10.000 Punkten. Während durchwachsene US-Konjunkturdaten keine Impulse liefern konnten, blieb die Grundstimmung angesichts der gestiegenen Erwartungen an die Geldpolitik der EZB weiter positiv. Während sich im deutschen Aktienhandel die Titel von Henkel (+1,1%) am besten präsentieren konnten, standen die Aktien der Commerzbank (-2,3%) nach einem negativen Analystenkommentar am Indexende. Auch im EUROSTOXX 50 gab es keine wesentlichen Kursausreißer. Schwächster Wert war der italienische Versorger Enel (-1,8%) nach einer Verkaufsempfehlung. Dagegen profitierten die Titel des französischen Telekomkonzerns Orange (+1,7%) von den Aussagen ihres Vorstandschefs Richard, der in den kommenden Wochen eine weitere Konsolidierung auf dem heimischen Mobilfunkmarkt erwartet. Deutlich positiver war die Stimmung an der Wall Street. Die wetterbedingt schwache BIP-Entwicklung im ersten Quartal trübt die Erwartung für den weiteren Jahresverlauf keineswegs. Positiv wurde dagegen der deutliche Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe goutiert. In diesem Umfeld konnten die meisten Aktien im Leitindex steigen. Die größten Kursgewinne verzeichnete dabei Merck & Co. (+2,3%). Einzig Cisco (-0,5%) tendierte etwas schwächer. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen uneinheitlich. Die europäischen Börsen werden mit der US-Vorgabe etwas fester erwartet. Im Tagesverlauf dürften am ehesten die Konjunkturdaten aus den USA am Nachmittag neue Impulse zur weiteren Kursentwicklung liefern.