Commerzbank: Ölmarkt dürfte sich im 2. Halbjahr merklich verengen
Nach dem konjunkturell und saisonal schwachen 1. Hj. wird die Ölnachfrage im 2. Hj. deutlich anziehen. Die IEA schätzt sie auf 93,8 Mio. Fass/Tag, das wären 2,1 Mio. Fass/Tag mehr als im 1. Hj. Das kräftige Angebotswachstum Nordamerikas alleine wird dann nicht mehr genügen, um den Markt im Gleichgewicht zu halten. Eine Erhöhung der OPEC-Produktion wird dafür notwendig und zwar auf ca. 30,7 Mio. Fass/Tag nach 29,9 Mio. Fass/Tag im April. Falls Libyen wieder nachhaltig den Export aufnimmt, der Irak wie geplant seine Kapazitäten erhöht und die Sanktionen gegen den Iran ab Juli gelockert werden und keine weiteren Ausfälle hinzukommen, könnte dies leicht erreicht werden. Dennoch zeigen die Preisrisiken wieder nach oben.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte in Europa tendierten gestern überwiegend schwächer. Bundesanleihen gaben moderat nach, die Staatsanleihen der EWU-Peripherie verloren dagegen deutlich. Die Spreads weiteten in allen Laufzeitenbereich aus. Marktteilnehmer rechnen mit Rückschlägen bei der Europawahl. Lange Zeit wurden von den Marktteilnehmern in der Europawahl keine Risiken gesehen. Möglicherweise kann das Wahlergebnis aber zu schwächeren Sparbemühungen führen. Anlass zur Sorge geben dabei die Wahlprognosen für einzelne Länder wie Griechenland, wo die linksradikale Syriza mit 30% stärkste Partei werden könnte und Frankreich, wo das rechte Spektrum, „Front National“ (erwartet: mit 23%) vorne liegt. Außer den Risiken des Wahlausgangs enttäuschte vergangene Woche das Wirtschaftswachstum im Euroraum im ersten Quartal. Dabei stieg das reale BIP im ersten Quartal lediglich um 0,2% Q/Q; erwartet waren +0,4% Q/Q. Ein schwächer als erwartetes Wachstum führt an sich schon zu schlechteren Ergebnissen bei der Haushaltskonsolidierung. Viele Länder wie Frankreich und Spanien haben für ihre Sparanstrengungen sehr ambitionierte Wachstumserwartungen unterstellt, die von den Marktteilnehmern mehr und mehr hinterfragt werden. Deshalb steht diese Woche insbesondere die Schätzung der Einkaufsmanagerindizes für Mai im Fokus. Dort wird sich zeigen, wie stark sich die konjunkturelle Erholung fortsetzen wird. Am Freitag wird der Ifo-Geschäftsklimaindex gemeldet, ein Wegweiser für die deutsche Konjunktur, die im ersten Quartal mit einem Wachstum von 0,8% Q/Q positiv überraschte. Man rechnet damit, dass sich die Geschäftserwartungen leicht eingetrübt haben.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag zumeist etwas schwächer. Tagesgewinner war der italienische Leitindex mit einem Plus von 0,3%. Insgesamt gab es jedoch wenig Bewegung. Es herrschte ein Mangel an marktbewegenden Impulsen. Vielen Anlegern steckt noch die Ernüchterung über die vergleichsweise schwache Berichtssaison in den Knochen. Zudem enttäuschten jüngst einige Konjunkturdaten aus der Eurozone. Nicht zuletzt schauen einige Investoren schon wieder in Richtung Europäische Zentralbank. Diese dürfte ihre Geldpolitik im Juni weiter lockern. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Continental (+2,4%). Die Notierung von K+S sank nach einer Votenherabstufung um 1,3%. Die Aktie von Südzucker verlor 5,2%. Hier ermittelt die Finanzaufsicht BaFin u.a. wegen eines Verdachts auf Insiderhandel. Der Aktienkurs war im April kräftig eingebrochen. Die Aktionäre von United Internet freuten sich über einen Kurssprung von 6,5%. Die vorgelegten Zahlen für das erste Quartal überzeugten. Der Kurs von Deutsche Annington sackte dagegen um 5,6% ab. Grund hierfür ist ein Ausstieg von Großaktionären. Auf europäischer Sektorebene erzielte der Bereich Medien als Tagesgewinner durchschnittliche Zuwächse von 1%. Aktien aus dem Sektor Telekom wiesen dagegen als Tagesverlierer durchschnittliche Abschläge von 1,1% auf. Die US-Börsen tendierten schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,8%. Es gab wenig Neues. Die Umsätze waren relativ dünn. Die Aktie von Home Depot stieg nach Vorlage von Geschäftszahlen um 1,9%. Auf Sektorebene wurden v.a. Telekomwerte verkauft (-1,7%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 kämpft weiter-hin mit der Marke von 14.000 Punkten. Heute verteidigte er sie trotz eines Verlustes von 0,2%. Die Börsen in China verzeichneten leichte Kursgewinne.