HanseYachts: Mit Motoryachten in die Emerging Markets
Bei HanseYachts steht eine neue Anleihe an. Bis zu 20 Millionen Euro will der Bootsbauer in das Unternehmen holen. Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren, die Verzinsung liegt bei 8,0 Prozent. Am 19. Mai startet die Zeichnungsfrist, sie endet am 30. Mai. Jens Gerhardt, Sprecher des Vorstands von HanseYachts, erläutert im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de, was mit dem frischen Geld geschehen soll. Er spricht über die Strategie des Unternehmens und über die internationalen Wachstumsmöglichkeiten. Die Besicherung der Anleihe wird von Gerhardt ebenso angesprochen wie die Erweiterung der Modellpalette. Margen und der Gewinn von Marktanteilen sind ebenfalls Themen im Interview mit Vorstandssprecher Gerhardt.
www.4investors.de: Viele Investoren sind im Bootsbereich nicht ganz auf der Höhe. Sie produzieren sowohl Motor- als auch Segelyachten. In welchem Preisrahmen bewegt sich das?
Gerhardt: Wir sind in Europa und weltweit einer der Top-3-Hersteller bei Segelyachten im Größenbereich zwischen 10 und 20 Metern – das sind Größenordnungen, die absolut hochseetauglich sind. Unser Einsteigerboot, die „Varianta 18“, gibt es bereits ab 10.000 Euro. Eine richtig gut ausgestattete „Moody“ kostet eine knappe Million Euro. Ich vergleiche es lieber mit dem Kauf einer Eigentumswohnung: ähnliches Volumen und ein sehr vielschichtiger Kaufentscheidungsprozess. Unsere Motoryachten der Marken „Fjord“ und „Sealine“ liegen in der Preisrange von rund 200.000 Euro bis 650.000 Euro.
www.4investors.de: Welcher Bereich wirft die höheren Margen ab? Segel- oder Motoryachten?
Gerhardt: Die Marge bei Segelbooten hängt weniger von der Marke als eher von der Länge ab. Da größere Schiffe besser ausgestattet sind, sind hier die Margen auch höher. Motorboote sind bedingt durch die Motorisierung bei gleicher Länge teurer und haben daher auch eine bessere Marge, die Umsatzrendite ist aber wiederum sehr ähnlich wie bei Segelbooten.
www.4investors.de: Seit Ende 2013 gehört die Traditionsmarke „Sealine“ zu ihrem Portfolio. Wie viele Boote sollen dort im laufenden und im kommenden Jahr gebaut werden? Wird dies die „cash cow“ der Gesellschaft werden?
Gerhardt: Derzeit befinden wir uns noch in der geplanten Investitionsphase. Wir sind guter Dinge, dass sich unsere Marke „Sealine“ sehr gut entwickeln wird. Stand heute haben wir bereits 16 Boote verkauft. Zwei Boote sind fertiggestellt, 10 sind schon in der Produktion. Mit der „Sealine F380“ haben wir auch bereits eine ganz neue Yacht auf den Markt gebracht und im Januar als Weltpremiere auf der boot Düsseldorf vorgestellt.
www.4investors.de: Derzeit begeben sie eine Anleihe, mit der fast 15 Millionen Euro netto ins Unternehmen fließen sollen. Erst im Dezember 2013 haben sie eine Schuldverschreibung ausgegeben. Warum legen sie so rasch nach?
Gerhardt: Der Emissionserlös der ersten, einjährigen Schuldverschreibung im Volumen von 5 Millionen Euro wurde insbesondere für Neuentwicklungen und die Integration der Sealine-Motoryacht-Produktion in Greifswald verwendet. Dank der Privatplatzierung konnten wir schnell agieren – und die ersten Erfolge bei „Sealine“ geben uns Recht.
Durch die neue, fünfjährige Unternehmensanleihe fließt uns voraussichtlich ein Nettoemissionserlös von bis zu rund 14,3 Millionen Euro zu, ausgehend von einer Vollplatzierung, nach Abzug sämtlicher Emissionskosten und bei vollständiger Annahme des Umtauschangebots, der vor allem zur Finanzierung des weiteren Wachstums verwendet werden soll. Ca. 2,0 Millionen Euro sind für die weitere Vorfinanzierung der Produktion von Yachten der Marke „Sealine“ vorgesehen. Ca. 5,9 Millionen Euro dienen der Erneuerung und Erweiterung der Modellpalette sowie der geografischen Vertriebsexpansion. Für die Refinanzierung bestehender sonstiger Finanzverbindlichkeiten sollen ca. 4,8 Millionen Euro verwendet werden. Die restlichen 1,6 Millionen Euro sollen als Betrag für die erste Zinszahlung verpfändet werden.
www.4investors.de: Warum sollten Zeichner der ersten Anleihe aus dem Dezember 2013 ihre Anteile umtauschen, schließlich ist die jetzt gebotene Verzinsung geringer?
Gerhardt: Mit 8,0 Prozent bleibt die Verzinsung aus meiner Sicht ja durchaus auf einem attraktiven Niveau. Außerdem erstatten wir die bis zum Vollzugstag, d.h. bis zum 2. Juni 2014, aufgelaufenen Zinsen auf die Schuldverschreibungen 2013/2014.
Ich denke, wir konnten unseren Investoren schon in den ersten Monaten sehr gut zeigen, dass unser Unternehmen eine gute Entwicklung nimmt. Deshalb glaube ich auch, dass viele Investoren die rund siebenmonatige Restlaufzeit in eine neue fünfjährige Laufzeit tauschen – bei entsprechender Handelbarkeit im Entry Standard und höherer Liquidität im Wertpapier.
www.4investors.de: Sie wollen sich, auch mit Hilfe des frischen Kapitals, verstärkt in Richtung Südamerika und Asien bewegen. Welche Eintrittsbarrieren gibt es dort? Mit welchen Aufbaukosten muss man rechnen? Wie sind die Perspektiven?
Gerhardt: Ja, wir wollen in den Emerging Markets noch stärker vertreten sein und das wollen wir im ersten Schritt vor allem über unsere Motoryachten erreichen. Denn diese jungen Märkte müssen für Segelyachten erst noch entwickelt werden. Das folgt dann im zweiten Schritt. Markteintritte erzeugen Anlaufkosten pro Marke durch die Kosten für Messeauftritte, die Vorzeigeschiffe für die Messen, die erst auf der Messe verkauft werden und entsprechend spät ihre Marge einspielen, sowie für Werbung zur Bekanntmachung der Marke.
www.4investors.de: Geplant ist ferner, die Modellpalette zu erweitern. Können sie einen Ausblick geben?
Gerhardt: Mit unserer Modellpalette bei den Segelyachten sind wir bereits sehr zufrieden. Dort haben wir in den vergangenen zwei Jahren bereits zahlreiche Lücken schließen können. Die Resonanz auf unsere neue Angebotsvielfalt ist hervorragend. Best-Seller ist zurzeit noch die „Hanse 345“. Auch die „Hanse 575“ hat bisher alle Erwartungen übertroffen. In den kommenden Monaten wird die neu vorgestellte „Varianta 37“ für eine zusätzliche Auslastung der Fertigung sorgen. Die aktuellen Neuentwicklungen „Hanse 505“ und „Moody 54 Decksalon“ begeisterten das Fachpublikum ebenfalls. Die neue „Dehler 38“ wurde sogar als „European Yacht of the Year“ ausgezeichnet.
Im Fokus für Neuentwicklungen stehen in den nächsten Monaten unsere Motoryachten. Die „Sealine F380“ haben wir erst dieses Jahr vorgestellt. Angekündigt haben wir eine „Dehler 46“, eine „Fjord 48“ und eine „Hanse 675“, welche mit 22 Metern das größte Schiff werden wird, das wir jemals gebaut haben. Darüber hinaus befinden sich natürlich noch weitere Überraschungen in unserem Innovationszentrum.
www.4investors.de: Sie bieten im Gegensatz zu einigen anderen Emittenten eine Reihe von Sicherheiten für die Anleihe. Welche sind das und wie kann man deren Wert beziffern?
Gerhardt: Im Wesentlichen dienen unsere Marken „Hanse“, „Moody“, „Fjord“, „Dehler“ und „Varianta“ als Sicherheiten. Diese Marken sind im Segelyachtmarkt weltweit bestens eingeführt – mit einer Historie, die zum Teil ins 19. Jahrhundert zurückreicht („Moody“) oder die bereits rund 50 Jahre am Markt sind („Dehler“, „Fjord“). Für diese fünf Marken haben wir ein Markenwertgutachten erstellen lassen, aus dem sich zum 31. Dezember 2013 ein Gesamtmarkenwert von 11,2 Millionen Euro ergab. Die Rechte an diesen Marken werden zugunsten der Anleihegläubiger an einen Treuhänder verpfändet – ebenso wie ein Konto, auf das der Betrag für die erste Zinszahlung eingezahlt werden soll.
www.4investors.de: Was für Akquisitionen machen bei ihnen in der aktuellen Situation Sinn? Gibt es entsprechende Planungen?
Gerhardt: Richtig ist, dass wir nach einer Zeit, in der wir das Unternehmen neu strukturiert haben, nun wieder auf Wachstum geschaltet haben. Akquisitionen sind da eine Option. Wir sind aber auch jetzt schon richtig aufgestellt, um in beiden Bereichen organisch rentabel wachsen zu können. Bei Segelyachten gehören wir bereits zu den Top 3. Eine Verstärkung würde deshalb vor allem bei Motoryachten Sinn machen, wo wir mit „Fjord“ und „Sealine“ noch nicht den gesamten Markt abdecken können.
www.4investors.de: Wo liegt aktuell die Auslastung ihrer Werft in Greifswald? Was ist das Ziel bis Ende 2015?
Gerhardt: Unsere Werft wurde ja vor der Finanz- und Eurokrise konzipiert. Deshalb bietet die Kapazitätsauslastung von 50 Prozent bis 66 Prozent noch genug Reserven. Diese saisonalitätsbedingte Spanne wollen wir durch den Eintritt in den Motorboot-Massenmarkt sowie durch die Globalisierung unserer Marken kontinuierlich steigern. Die daraus resultierende Umsatzausweitung wird dank entsprechender Fixkostendegression und Skaleneffekten schnell zu einer spürbaren Profitabilitätsverbesserung führen.
www.4investors.de: Bei Segelyachten haben sie weltweit einen Marktanteil von rund 13 Prozent. Wie soll sich dieser mittelfristig entwickeln?
Gerhardt: Wir wollen weiter wachsen – und zwar überproportional in einem Markt, der ebenfalls wieder auf Wachstumskurs einschwenkt. Ich bin der Überzeugung, dass die Konzentration auf die drei großen Anbieter weltweit, zu denen wir ja gehören, weiter zunehmen wird. Die mittelgroßen und kleineren Anbieter werden verlieren, weil sie das Tempo bei den Neuentwicklungen nicht mitgehen können.
www.4investors.de: Geplant ist als neuer Bereich von HanseYachts der Verkauf von Yachten an Chartergesellschaften. Wie wollen sie dort vorgehen? Gibt es bereits entsprechende Gespräche?
Gerhardt: Dieses Geschäft ist für uns nicht völlig neu. Es nimmt bei uns bislang nur nicht diesen Stellenwert ein wie bei einzelnen Wettbewerbern. Aber wir wollen unsere Kontakte intensivieren und auch hier wachsen. Deshalb befinden wir uns bereits in guten Gesprächen.