Commerzbank: US Einzelhandel – Frühjahrsquartal beginnt schwächer als erwartet
Die gestern veröffentlichten US-Einzelhandelsumsätze für April konnten die hoch gesteckten Erwartungen nach zuvor sehr guten Vormonatszahlen nicht erfüllen, eine nachhaltige Wachstumsverlangsamung für die US-Wirtschaft bedeutet dies jedoch nicht. Im April sind die Einzelhandelsumsätze nur um 0,1% gegenüber dem Vormonat angestiegen; erwartet worden war ein Anstieg von 0,4% M/M. Allerdings wurden die ohnehin guten Zahlen für März von 1,1% auf 1,5% M/M nach oben revidiert. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Zahlen des Kerngeschäfts, das heißt für die Einzelhandelsumsätze ohne Automobilbereich und Treibstoffumsätze. Hier gingen die Umsätze sogar um 0,1% M/M (Vormonat +1,4% M/M) zurück. Hierbei zeigte sich auch, dass das leichte Plus bei den Einzelhandelsumsätzen insbesondere auf gestiegene Benzinpreise zurückzuführen ist. Die Einzelhandelsdaten für den vergangenen Monat könnten nun etwas die Hoffnung auf eine stärkere Belebung der US-Wirtschaft im zweiten Quartal dämpfen, nachdem zuvor bereits im ersten Quartal der strenge Winter belastet hatte. Die auf den ersten Blick stagnierenden Zahlen müssen jedoch im Zusammenhang mit dem zuvor kräftigen und nach oben revidierten Umsatzanstieg des Vormonats gesehen werden. Im Anschluss an die gezeigte schwunghafte Erholung bedeutet eine Verschnaufpause daher nicht, dass die positive Gesamtentwicklung unterbrochen wird. Und angesichts der starken Schwankungen bei den ermittelten Daten wäre ein vorschnelles Urteil sicher verfrüht. Zuversichtlich macht hier auch die stabile Entwicklung am Arbeitsmarkt. Eine hieraus zu erwartende Belebung der Kaufkraft der privaten Verbraucher lässt daher weiterhin auf ein BIP-Wachstum oberhalb von 3% für das zweite Quartal erwarten.
Zinsen und Anleihen
Am Rentenmarkt waren gestern erstklassige Staatsanleihen ebenso gefragt wie Anleihen der Euro-Peripherie. Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen sanken auf 1,42% – den tiefsten Stand seit einem Jahr. Ursächlich war zunächst der schwächer als erwartet gemeldete ZEW-Index. Zwar konnte die Komponente der aktuellen Lage nochmals von 59,5 auf 62,1 Punkte zulegen – allerdings sank die Bewertung des Ausblicks von 43,2 auf 33,1 Punkte. Dies ist angesichts der unsicheren Lage in der Ukraine nicht verwunderlich; zudem scheint immer mehr befragten Analysten – ausgehend von der aktuellen sehr guten Lage – eine weitere Verbesserung zunehmend unwahrscheinlich. Meldungen, dass die Bundesbank geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen im EZB-Rat mittragen würde – wenn die Inflationsprojektion diese notwendig machen – drücken ebenfalls die Renditen. Die Anfang Juni zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten für Mai bleiben somit der Hauptindikator für weitere Schritte der EZB. Der Renditerückgang von US-Treasuries basierte hingegen auf schlechter als erwarteten Daten zum Einzelhandel (-0,1% M/M) – siehe Topthema. Anleihen der Euro-Peripherie profitieren weiter von der anhaltend starken Nachfrage. Italien konnte in diesem Marktumfeld mit einer deutlichen Überzeichnung gestern neue Papiere mit unterschiedlichen Laufzeiten platzieren. Auch heute wird eine Rede von Bundesbankpräsident Weidmann in den Fokus rücken mit der er möglicherweise die Zinssenkungsphantasien mindert. Ergänzt um vermutlich höher als erwartete Verbraucherpreise in Frankreich sollte der Rentenmarkt heute belastet werden.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern weiter aufwärts. Von den Konjunkturdaten gingen dabei keine größeren Impulse aus. Der schwächere ZEW-Index belastete dabei allerdings nicht, denn im Fokus der Hoffnungen der Börsianer stand einmal mehr die EZB. Hier haben sich die Hoffnungen auf eine noch lockerere Geldpolitik – auch dank entsprechender Äußerungen des österr. Notenbankchefs - weiter verstärkt. Der Dax verpasste zwar ein neues Allzeithoch, konnte aber genauso wie der britische FTSE zumindest auf Schlusskursbasis ein neues Hoch erzielen. Im Minus schloss dagegen der italienische Markt, der u.a. unter schwachen Zahlen des Indexschwergewichts Telecom Italia (-5,2%) litt. Insgesamt sorgte die Berichtssaison für Rückenwind (ThyssenKrupp +4,1%, Daimler +1,8%), wenngleich E.ON (-1,3%) die Anleger einmal mehr nicht zufrieden stellen konnte. Am US-Markt schlossen die großen Indizes leicht im Plus. Ausnahmen waren der Nasdaq Comp. und SmallCap-Indizes. Insgesamt konnten die Tageshochs mit neuen Rekordständen aber nicht gehalten werden. Die Makrodaten fielen verhalten aus und brachten keine neuen positiven Impulse. Für mehr Bewegung sorgten die Berichtssaison und Übernahmeaktivitäten (AT&T (-1%)/Direct TV (-1,2%) bzw. CocaCola (+0,7%)/Keurig Green Mountain (+7,6%)). In Asien setzt sich die Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage heute ebenfalls weiter fort. In China sind Immobilienwerte gefragt, nachdem die Notenbank den Geschäftsbanken nahegelegt hatte, Immobilienerstkäufer verstärkt zu finanzieren.