RZB Tageskommentar – Themen: E.On, ThyssenKrupp, China
Die gestrigen Aussagen von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio und von Ratsmitglied Ewald Nowotny, wonach die Spanne möglicher geldpolitischer Maßnahmen derzeit ausgelotet werde um den aktuell sehr niedrigen Inflationsraten entgegenzuwirken, hielten den EUR zum USD in der Nähe des 1-Monatstiefs während das GBP gestern den höchsten Stand seit 16 Monaten erreichte. Heute dürften die Marktteilnehmer wieder von interessanten Datenveröffentlichungen in den Bann gezogen werden. In den USA stehen die Einzelhandelsdaten für April an. Der private Konsum hatte sich im Februar und März spürbar belebt und auch für den abgelaufenen Monat rechnen wir mit einem Plus bei den Umsätzen im Einzelhandel. Der erwartete Anstieg von 0,4 % p.m. dürfte aber zu einem großen Teil auf gestiegene Preise zurückgehen. In realer Rechnung erwarten wir nur ein sehr kleines Plus. Beim ZEW Index für Deutschland und die Eurozone erwarten wir aufgrund des Ergebnisses der ähnlich konzipierten Sentix-Umfrage einen Rückgang. Prall gefüllt ist heute der Primärmarktkalender in der Eurozone. Während Deutschland, Italien und die Niederlande Anleihen begeben, kommen Spanien, Malta, Belgien und Slowenien mit Geldmarktpapieren auf den Markt.
Aktienmärkte
An den US-Aktienmärkten ging es gestern aufwärts. Dow Jones Industrials und S&P 500 konnten durch die Kurszuwächse jeweils neue Allzeithöchststände markieren. Überdurchschnittlich zulegen konnte aber der Nasdaq Composite, hier gewannen vor allem auch die zuletzt gebeutelten Subindizes für Biotech-(+2,6 %) und Internet-Aktien (+3,2 %) kräftig. Neben der zuletzt guten Wirtschafts- und Unternehmensdaten erweist sich aktuell auch eine kleine M&A-Welle als positiver Kurstreiber an den internationalen Aktienmärkten. Dazu passt, dass Agenturmeldungen zu Folge der US-Telekomriese AT&T in Übernahmeverhandlungen für den Bezahl-Satellitenanbieter DirecTV steht, genannt wird ein Transaktionswert von USD 50 Mrd. Von den guten Vorgaben aus Übersee beflügelt zeigten sich heute die japanischen Aktienbenchmarks. Unterstützung bieten ein zur Schwäche neigender Yen und sehr gute Unternehmensergebnisse vom zweitgrößten japanischen Automobilhersteller Nissan. Auch an den europäischen Börsenplatzen ist gemäß der aktuellen Futures-Indikationen von einem positiven Handelsstart auszugehen. Neben Konjunkturdaten stehen heute abermals Unternehmensergebnisse im Fokus. Hier hat der deutsche Versorger E.ON auf den ersten Blick Gewinne in den Analystenerwartungen vorgelegt. ThyssenKrupp konnte den ersten Quartalsgewinn in nahezu zwei Jahren vermelden, gleichzeitig hob man die Jahresprognose an.
Credit-Märkte
Der iTRAXX Main Index (Investmentgrade) befindet sich mit 66 BP mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit Jänner 2010. Der iTRAXX X-Over (High-Yield) notiert mit 258 BP sogar auf dem tiefsten Stand seit fast sieben Jahren. Primärmarkt: GDF Suez emittierte gestern zwei Anleihetranchen (Tranche A: EUR 1,2 Mrd., Kupon: 1,375 %, Fällig: 2020, MS+42 BP, A1/A; Tranche B: EUR 1,3 Mrd., Kupon: 2,375 %, Fällig: 2026, MS+60 BP, A1/A). Die etwas kurios anmutende Argumentation bezüglich der Verwendung des Emissionserlöses lautet „Finanzierung von Projekten, die dazu beitragen sollen den Klimawandel zu bekämpfen“. Mitstreiter fanden sich auf Investorenseite ausreichend, das Orderbuch war um den Faktor 2,4 überzeichnet. Zudem ist mit der Emission der Finanzierungsgesellschaft von DAF Trucks, Paccar Financial, die nächste FRN am EUR Corporate Bond Markt gepreist worden (EUR 300 Mio., Kupon: 3M-Euribor+38 BP, Fällig: 2017, A1/A+). Die Anleihe war um den Faktor 2,8 überzeichnet.
China
Heute Morgen verzeichneten die chinesischen Konjunkturdaten für April entgegen den Erwartungen eine weitere Abkühlung gegenüber März. Die Industrieproduktion verzeichnete ein Plus von 8,7 % p.a. (Konsensus: 8,9 % p.a.), die Einzelhandelsumsätze eines von 11,9 % p.a. (Konsensus: 12,2% p.a.) und die Sachanlageinvestitionen stiegen seit Jahresbeginn um nur 17,3 % p.a. (Konsensus: 17,7 % p.a.). Der schwächste Wert seit 2002. Außerdem wurden gestern die Daten zur chinesischen Kreditvergabe veröffentlicht. Nach dem M2-Wachstum- Rekordtief von nur 12,1 % p.a. im März, konnte im April ein Plus von 13,2 % p.a. verzeichnet werden. Neue Yuan-Kredite schwächten sich dagegen ab und beliefen sich im April auf RMB 774,7 Mrd. (März: RMB 1050 Mrd.) und Total Social Financing (TSF), das Maß für das aggregierte Finanzierungsvolumen der Volkswirtschaft, verzeichnete RMB 1550 Mrd. (März: revidierte RMB 2070,9 Mrd.). Chinesischen Aktien notieren derzeit am Festland im Minus und in Hongkong zwischen Gewinnen und Verlusten.
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