RZB Tageskommentar – Themen: Anleihen, Tesla Motors, ArcelorMittal
Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ bei ihrer gestrigen Sitzung die Leitzinsen unverändert (Hauptrefinanzierungssatz 0,25 %, Einlagesatz 0 %). Allerdings ließ Präsident Draghi mit der Aussage aufhorchen, dass der EZB Rat zuversichtlich sei, bei der nächsten Zinssitzung Anfang Juni Maßnahmen gegen den unbefriedigend niedrigen Preisauftrieb in der Eurozone zu ergreifen. Da die aktualisierten Inflationsprognosen der Notenbank mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Abwärtsrevision für 2014 ausweisen werden, würde sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen ein höherer Realzins ergeben als ursprünglich beabsichtigt. Um dem gegenzusteuern, gehen wir von einer Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes auf 0,1 % bei der nächsten Sitzung aus. Da Präsident Draghi zudem die disinflationäre Wirkung einer Euro Aufwertung stark betonte, dürfte gleichzeitig wohl auch der Einlagesatz unter die 0 %-Marke reduziert werden. Im Zuge der Pressekonferenz verlor der Euro gegenüber anderen Währungen an Terrain. Zum US Dollar verlor der Euro in Summe etwas mehr als einen halben Cent. Darüber hinaus fielen die Renditen von deutschen Staatsanleihen ein wenig zurück. Am Datenkalender steht heute die Industrieproduktion in Italien. Nach dem Rückgang im Vormonat gehen wir im März von einer Produktionsausweitung aus. S&P hat heute Morgen die Bonitätseinstufung für Portugal (bei BB) bestätigt und den Ausblick von negativ auf stabil angehoben. Laut Ratingkalender hat Moody’s heute nach Handelsschluss ebenfalls noch die Möglichkeit, eine modifizierte Einschätzung zu Portugal (sowie zu Malta) zu veröffentlichen.
Aktienmärkte
Gestern fiel die Entwicklung wichtiger US-Aktienindizes abermals unterschiedlich aus. Während der Dow Jones leicht zulegen konnte, schlossen S&P 500 und Nasdaq Composite moderat tiefer. Einmal mehr unterdurchschnittlich präsentierten sich dabei Aktien aus den Bereichen Internet und Biotech. Zu den Tagesverlierern zählte auch das Unternehmen Tesla Motors, welches geringer als erwartete Verkaufszahlen des „Model S“ verlautbarte und Kapazitätsengpässe bei Batterien beklagte. Nach besser als erwarteten Zahlen stark zulegen konnte hingegen der Anbieter von Getränke-Kapselsystemen Keurig Green Mountain. Auch in der Thematik M&A gibt es Neuigkeiten. So wird kolportiert, dass Apple den u.a. von Dr. Dre gegründeten Online-Streamingdienst und Kopfhörerhersteller Beats Electronics übernehmen könnte, um nach erstmals stagnierenden digitalen Musikverkäufen bei iTunes in den Wettbewerb mit bekannten Streamingdiensten wie Spotify zu treten. Aufgrund von Schwierigkeiten im Fusionsprozess nicht zu einem Zusammenschluss kommt es hingegen zwischen den beiden großen Werbeagenturen Omnicom und Publicis. In Asien verlieren heute chinesische Leitindizes, an der Tokioter Börse werden leichte Zugewinne verzeichnet. Aktuelle Futures-Indikationen lassen auf einen leicht schwächeren Start an den europäischen Handelsplätzen schließen. Im Fokus stehen heute Unternehmensergebnisse. Hier hat ArcelorMittal auf den ersten Blick gemischte Zahlen vorgelegt.
Credit-Märkte
Gestern hat Schäffler mehrere EUR und USD Anleihen platziert. Die Laufzeiten der beiden besicherten EUR Anleihen (jeweils EUR 500 Mio., Ba2/BB-) betrugen 5 (Rendite: 2,875 %) bzw. 8 (3,5 %) Jahre. Die unbesicherte Anleihe (EUR 500 Mio., B1/B, 5 Jahre) wurde zu einer Rendite von 3,375 % platziert. Die erste Spreadindikation für die EUR 300 Mio. Anleihe (7 Jahre) des nicht gerateten Automobilzulieferers Mahle beläuft sich auf MS+140/150 BP. Die Kutxabank plant nach dem Ende der Roadshow am 15. Mai einen Covered Bond zu emittieren. Die spanische Eisenbahn-Gesellschaft ADIF (Baa3/BBB+) hat die Emission einer Benchmark Anleihe angekündigt. Österreich: Medienberichten zufolge plant der oberösterreichische Flugzeugzulieferer FACC einen Börsengang. Die chinesische AVIC soll dabei weiter Kernaktionär bleiben.
China
Die chinesischen Inflationsraten für April kamen heute Morgen unter den Erwartungen. Der Verbraucherpreisindex (VPI) sank mit einem Plus von 1,8 % p.a. auf ein 18-Monatstief (Konsensus: 2,1 % p.a.). Der Produzentenpreisindex (PPI) fiel das 26. Monat in Folge und zwar um 2 % p.a. Theoretisch ließen die geringen Teuerungsraten Spielraum für geldpolitische Lockerungsmaßnahmen. Wir rechnen aber weiterhin noch nicht mit einer Änderung der geldpolitischen Richtung, sondern denken, dass die Zentralbank ihren Kurs der schwächeren Währung und Finetuning der Geldmarktsätze beibehalten wird. Chinesische Aktien liegen heute Morgen sowohl am Festland wie auch in Hongkong im Minus.
Zentral- und Osteuropa
- Gestützt durch die stärker als erwartet ausgefallene Industrieproduktion im März näherte sich der ungarische Forint weiter der Marke von EUR/HUF 300.
- Weitere Lockerungsmaßnahmen durch die EZB im Juni werden die CEE-Anleihemärkte voraussichtlich stützen.
- Am 18. Mai wird Kroatien eine Eurobond-Roadshow starten – die Rendite wird von 4,5 % bis 5 % erwartet.