Fuchs Petrolub: Raum für Dividendensteigerungen?
Die Ukraine-Krise bereitet Fuchs Petrolub noch keine allzu großen Kopfschmerzen. „Das Geschäft in Russland ist insoweit für Fuchs wichtig, aber noch im Aufbau begriffen“, sagt Fuchs-Finanzvorstand Alexander Selent im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de am Tag vor der Hauptversammlung, blickt aber mit Sorge auf die Währungen. Man sei durch die globale Präsenz gut aufgestellt, China bringe Wachstumsimpulse, auch bei einem schwächer als erwarteten Verlauf der Konjunktur des Landes. Ein steigender Cashflow könnte höhere Ausschüttungen an die Aktionäre von Fuchs Petrolub bringen.
www.4investors.de: Sie haben 2013 in Russland investiert und einen neuen Standort gebaut. Wie sehr sind Sie um ihre Aktivitäten in dem Land aufgrund der Ukraine-Krise und der sehr angespannten Lage zwischen Russland auf der einen sowie der EU und den USA auf der anderen Seite besorgt?
Selent: Die Krim-Krise ist in Russland und in der Ukraine gegenwärtig im Geschäft des Konzerns noch nicht wesentlich zu spüren. Die Nachfrage nach Schmierstoffen bleibt in diesen Ländern intakt. Problematisch ist jedoch der starke Währungsverfall. Die ukrainische Währung hat in den ersten vier Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr gegenüber dem Euro 33 Prozent und der russische Rubel hat 17 Prozent an Wert verloren.
www.4investors.de: Welche Bedeutung hat der russische Markt, immerhin der viertgrößte weltweit bei Schmierstoffen, für Fuchs Petrolub und welche Wachstumspläne verfolgen Sie dort?
Selent: Russland ist nach China, Amerika und Indien der viertgrößte Markt bei Schmierstoffen. Das Geschäft in Russland ist insoweit für Fuchs wichtig, aber noch im Aufbau begriffen. Der Umsatz im letzten Jahr lag bei 35 Millionen Euro, das sind gerade mal 2 Prozent des Gruppen-Umsatzes. Unsere russische Tochtergesellschaft bietet ein breites Sortiment an Schmierstoffen – versorgt werden lokale und internationale Kunden zum Beispiel aus der Automobil-, Stahl-, Automobilzulieferer- und Nahrungsmittelindustrie, aus Bergbau, Verkehr und Landwirtschaft. Das Wachstumspotential ist insofern vielversprechend.
www.4investors.de: Für Fuchs Petrolub hat der chinesische Markt eine große Bedeutung. Die Wachstumszahlen von dort waren zuletzt eher unbefriedigend. Wie sehr gefährdet eine schwächer als erwartet laufende chinesische Wirtschaft ihre Planungen für Umsatz und Ertrag in diesem und dem kommenden Jahr?
Selent: Für unser Unternehmen hat China in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen und macht heute mehr als 10 Prozent des Konzernumsatzes aus. Wir sind in China breit aufgestellt und versorgen lokale und internationale Kunden. China ist der größte Schmierstoffmarkt in der Welt und eröffnet bei Wachstumsraten um 7,5 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung genügend Potential für einen Entwickler, Hersteller und Vertreiber von Schmierstoffen und verwandten Spezialitäten.
www.4investors.de: Welchen Verlauf hat das erste Quartal 2014 bei Fuchs Petrolub genommen?
Selent: Fuchs Petrolub ist gut in das Jahr 2014 gestartet. Alle Regionen trugen zum Wachstum bei. Der Konzernumsatz stieg um 3,3 Prozent auf 456,8 Millionen Euro (Vorjahr: 442,0 Millionen Euro). Frei von Währungskurseinflüssen betrug das organische Wachstum erfreuliche 7,3 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 3,0 Prozent auf 75,6 Millionen Euro (Vorjahr: 73,4 Millionen Euro).
www.4investors.de: Können Sie die bisherige Prognose für 2014 mit prozentual niedrig einstelligen Zuwächsen bei Umsatz und operativem Gewinn bestätigen?
Selent: Unsere Ziele für das Jahr 2014 bleiben unverändert. Wir planen, Umsatz und Ergebnis in allen Weltregionen zu steigern. Dabei unterstellen wir eine weitere positive Entwicklung der Weltwirtschaft trotz der bekannten Risiken. Die Entwicklung der Rohstoffkosten sowie der Einfluss der Wechselkurse bleiben abzuwarten.
www.4investors.de: Durchschnittlich haben Sie in den vergangenen Jahren den Umsatz um 5,8 Prozent pro Jahr gesteigert und den Gewinn um 18,5 Prozent. Wie lange lässt sich angesichts der steigenden Basiswerte für die Berechnung des Wachstums dieses Tempo insbesondere beim Gewinn durchhalten? Immerhin dürften Sie 2014 bei dem angepeilten EBIT-Wachstum auch unter dem Strich deutlich unter dem durchschnittlichen Wert bleiben.
Selent: Das organische Umsatzwachstum wurde unter Punkt 5 bestätigt. Der Konzern rechnet für 2014 auch mit einer Steigerung um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Die Entwicklung der Rohstoffpreise und der Wechselkurse bleibt abzuwarten.
www.4investors.de: Die Währungskursentwicklungen haben die Zahlen von Fuchs zuletzt belastet. Welche Erwartungen haben Sie in dieser Hinsicht für das laufende Jahr und was unternehmen Sie gegen weitere Einbußen von der Währungsseite?
Selent: Wir gehen davon aus, dass die organischen Wachstumsraten weiterhin durch Wechselkursschwankungen negativ beeinflusst werden können. Das Translationsrisiko, das durch die Umrechnung der einzelnen Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen unserer Tochtergesellschaften in den Euro entsteht, wird nicht abgesichert. Das Transaktionsrisiko aufgrund von Einnahmen und Ausgaben in Fremdwährung wird in den Bereichen über Devisentermingeschäfte abgesichert, wo es Sinn macht. Die Beschaffung von Rohstoffen auf Dollarbasis wird z. B. branchentypisch nicht abgesichert.
www.4investors.de: Sie haben in den vergangenen Jahren vergleichsweise starke Investitionen getätigt. Werden die Investitionen in den kommenden Jahren auf einem ähnlichen Niveau verbleiben, oder fahren Sie diese herunter? Und wie werden sich in dieser Hinsicht Auszahlungen an Aktionäre entwickeln, z. B. die Dividende?
Selent: Im ersten Quartal 2014 wurden 6,5 Millionen Euro (Vorjahr: 14,2 Millionen Euro) in das Anlagevermögen investiert, zum wesentlichen Teil in Deutschland, China und den USA. Für die Folgequartale sind bei den in Vorbereitung befindlichen Projekten in Brasilien, Australien, USA und Deutschland größere Abflüsse zu erwarten. Wir gehen davon aus, dass die Investitionen in den kommenden zwei bis drei Jahren sich auf einem Niveau von 60 Millionen Euro bewegen werden, bis sie anschließend wieder auf das Abschreibungsniveau von 35 Millionen Euro zurückfallen.
Für den Aktienrückkauf wurde ein Betrag von ca. 100 Millionen Euro ausgegeben. Weiterhin werden wir eine Dividende in der Größenordnung von 100 Millionen Euro nach der Hauptversammlung am 7. Mai 2014 ausschütten.
Ungeachtet dieses Liquiditätsabflusses sollte der freie Cashflow auch in den kommenden Jahren die Fortsetzung der bisherigen Dividendenpolitik mit steigender oder zumindest stabiler Dividende ermöglichen. Darüber hinaus stehen Kreditlinien zur Verfügung, um auch Zukäufe zu tätigen, wenn sich geeignete Akquisitionen finden.
www.4investors.de: Stand März war das Budget für ein laufendes Aktienrückkaufprogramm bereits zu rund 85 Prozent ausgeschöpft. Wird es nach Abschluss dieses Rückkaufprogramms recht schnell ein Nachfolgeprogramm geben?
Selent: Das Aktienrückkaufprogramm wurde am 28. April 2014 beendet. Es wurden jeweils 740.000 Stamm- und Vorzugsaktien erworben, das entspricht 2,1 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft. Der Gesamtkaufpreis einschließlich der Transaktionskosten belief sich auf 98,4 Millionen Euro. Es ist vorgesehen, die Aktien baldmöglichst einzuziehen. Ein Nachfolgeprogramm wurde bislang weder erörtert noch entschieden.
www.4investors.de: Der Börsenkurs der Fuchs-Petrolub-Aktie und damit auch der Börsenwert des Unternehmens sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Welche Perspektiven sehen Sie für das Unternehmen diesbezüglich noch?
Selent: Über den Börsenkurs können wir keine Aussage treffen. Wichtig ist, Fuchs ist gut aufgestellt. Zum einen durch unsere globale Aufstellung – wir erzielen 70 Prozent unseres Umsatzes außerhalb von Deutschland. Zum anderen sind wir in vielen Märkten stark positioniert. Dazu kommt eine solide Finanzierung und Bilanzstruktur.