RZB Tageskommentar - Themen: Bayer, China, Pfizer, Ukraine
Die spannendsten US-Wirtschaftsdaten dieser Woche werden bereits heute mit dem ISM-Index für den Dienstleistungssektor veröffentlicht, bei dem wir von einer weiteren Verbesserung (sogar etwas über Konsensus) ausgehen. Nachdem aber selbst der extrem starke US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag an den Märkten weitgehend verpuffte, erwarten wir auch von dieser Datenverbesserung kaum Widerhall an den Märkten. Trotz eines Stellenzuwachses von 288 Tsd. und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,7 % auf 6,3 % beendeten zehnjährige US-Treasury-Renditen den Freitag (nach einem kurzen Anstieg nach der Datenveröffentlichung) sogar tiefer (bei 2,58 %) als am Freitagmorgen und handeln heute Morgen noch etwas niedriger (analoges galt am Freitag für deutsche Anleiherenditen, der Bund dürfte heute Morgen dementsprechend ebenfalls im Plus öffnen). Als Hauptgrund dafür sehen wir die tragische Eskalation in der Ukraine seit Freitag, die angesichts der weiteren Zuspitzung übers Wochenende früher oder später auch für die globalen Märkte zu einer Belastung werden könnte. Im weiteren Wochenverlauf wird dann neben der Ukraine auch die EZB-Sitzung am Donnerstag wichtig für die Märkte werden. Heute wird in der Eurozone mit dem Sentix der erste Vorlaufindikator für den Mai veröffentlicht – angesichts der politischen Spannungen erwarten wir einen Rückgang unter Konsensus. Positives gibt es aus der Euro-Peripherie: Nachdem das Hilfsprogramm für Portugal am 17. Mai endet und Portugals Anleiheauktion letzten Monat sehr erfolgreich verlief, hat die port. Regierung am Wochenende angekündigt das Programm ohne zusätzliche Stand-By Kreditlinie zu verlassen (so wie Irland schon im Dezember). Erleichtert wird diese Entscheidung durch den weiteren Rückgang der port. Anleiherenditen, die am Freitag auf zehn Jahre nur mehr bei 3,6 % lagen (nach rund 18 % am Höhepunkt 2012). Der Finanzierungsbedarf des Staates ist bereits bis ins Jahr 2015 hinein gedeckt.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte haben sich am Freitag nach einem freundlichen Handelsbeginn dann doch noch mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Die Begeisterung über die starken US-Arbeitsmarktdaten wurde erneut durch die sich wieder zuspitzende Lage in der Ukraine belastet. Bei den Sektoren standen neuerlich Pharmatitel im Mittelpunkt. Bei Merck & Co zeichnet sich ab, dass der deutsche Pharmakonzern Bayer die Sparte „rezeptfreie Medikamente“ erwerben wird. Damit steigt Bayer in diesem Bereich „rezeptfreier Medikamente“ zur Nummer eins in der Welt auf. Erneut abgeblitzt ist hingegen Pfizer bei AstraZeneca und dies obwohl der US-Konzern ein deutlich höheres Angebot unterbreitet hat. Bei den Unternehmensergebnissen stach lediglich Chevron heraus. Auch hier haben dem US-Konzern, wie schon zuvor bei BP und Royal Dutch, fallende Ölmengen und -preise zugesetzt und zu einem Gewinnrückgang
um 27 % geführt. Aufgrund eines Feiertages fand heute in Japan kein Handel statt. Auch morgen bleibt die Börse geschlossen. Diese Woche gibt es abgesehen von der Sitzung der EZB am Donnerstag keine wichtigen marktrelevanten Konjunkturdaten. Ansonsten steht insbesondere in Europa noch eine Menge von Unternehmensergebnissen zur Veröffentlichung an, wobei mehr als die Hälfte der DAX-Konzerne ihre Zahlen vorlegt. Auch wenn sich die US-Berichtssaison schon dem Ende zuneigt, werden für heute noch einige Schwergewichte (AIG, Pfizer, Walt Disney) ihre Zahlen präsentieren. Weiterhin für Unsicherheit wird das geopolitische Umfeld sorgen.
Credit-Märkte
Nach einem eher ruhigen Wochenausklang an den Credit-Märkten letzte Woche nimmt die Primärmarktaktivität wieder an Fahrt auf. Unter den möglichen Emittenten befinden sich bis dato vor allem nicht geratete Unternehmen. So sind ab heute der deutsche Automobilzulieferer Mahle (nicht geratet) als auch der finnische Produzent von Steinwolle-Dämmstoffen Paroc Group (EUR 430 Mio. Dualtranchanleihe, nicht geratet) auf Roadshow. Ab morgen startet der Anbieter von Zahlungsverkehrslösungen Ingenico (nicht geratet) mit einer Roadshow. Im Zuge der geplanten teilweisen Übernahme von Telekom Austria (BBB-/Baa2) durch America Movil setzte S&P das Rating von Telekom Austria auf die Überprüfungsliste für eine mögliche Heraufstufung.
China
Der heute Morgen veröffentlichte endgültige chinesische HSBC Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe lag für April mit 48,1 Punkten unter dem vorläufigen Wert und der Konsensus-Schätzung von 48,3 und verzeichnete somit nur noch einen marginalen Anstieg gegenüber März (48,0 Punkte). Eine baldige nachhaltige Trendumkehr des Wachstumsrückgangs ist somit noch nicht in Sicht. Am Wochenende wurde der vom nationalen Statistikbüro gerechnete Service-PMI veröffentlicht, der im April mit 54,8 doch deutlich gegenüber dem Vormonat (48,3 Punkte) zulegen konnte. Chinesische Aktien reagierten heute Morgen allerdings enttäuscht und liegen sowohl am Festland wie auch in Hongkong im Minus.
Zentral- und Osteuropa
- Weitere Eskalation der Spannungen in der Ukraine könnte Bewegung in die regionalen und globalen Märkte bringen (z.B. steigende Nachfrage nach sicheren Anlagen, die im heutigen Frühhandel zu beobachten war).
- Abgesehen von möglichen Ereignissen rund um die Ukraine werden die Leitzinssitzungen in Rumänien, Polen und Tschechien in der laufenden Woche die Haupttreiber der Wechselkurse sein.
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