Commerzbank: Kein Ende des Streiks in den Platinminen Südafrikas in Sicht
Auch nach 3 Monaten ist kein Ende des Streiks in der Platinminenindustrie Südafrikas in Sicht, nachdem auch das jüngste Angebot der Produzenten von der Gewerkschaft AMCU abgelehnt wurde. Dass der Streik, der bisher zum Produktionsausfall von ca. 700 tsd. Feinunzen Platin und ca. 350 tsd. Feinunzen Palladium geführt hat, sich noch nicht stärker in den Preisen niedergeschlagen hat, ist durchaus überraschend. Es liegt aber auch daran, dass Vorräte angelegt wurden und der Ausfall erst später in der Pipeline spürbar wird, da die Produzenten bisher noch genug Rohmaterial hatten, um das raffinierte Endprodukt herzustellen. Im März wurden allerdings 95% weniger Rohmaterial als im Vorjahr in die Schweiz exportiert, was zeigt, dass dieses knapp wird. Die Schweiz ist der zentrale Raffinerie- und Umschlagsplatz für Platin und Palladium. Der Zufluss in die südafrikanischen Platin- und Palladium - ETFs hält unterdessen an. Die beiden neuen Palladium-ETFs übertreffen alle Erwartungen und haben nach etwa 4 Wochen bereits 469 tsd. Feinunzen im Bestand. Das Interessante dabei ist auch, dass nur die südafrikanischen ETFs Zuflüsse verzeichnen, während die Bestände von europäischen und US-amerikanischen ETFs nach Abgaben zu Jahresbeginn seitwärts tendieren. Offensichtlich gibt es bisher noch keinen starken spekulativen Drang in die beiden Edelmetalle. Dies bestätigt auch der Blick auf den US-Terminmarkt, wo der Kaufüberhang zwar hoch ist, aber in den letzten Wochen stagnierte. Die Zurückhaltung des kurzfristig orientierten spekulativen Kapitals in Europa und vor allem den USA erklärt also auch die mäßige Preisentwicklung. Zur Zurückhaltung trägt wohl vor allem das nach wie vor skeptische Sentiment gegenüber Edelmetallen im Allgemeinen bei. Dies kann sich aber schnell ändern, denn das Angebot bei Platin und Palladium wird immer enger. Die relative Stärke des Palladiumpreises zeigt, dass hier der Markt noch enger ist als bei Platin.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten blieb das Geschehen gestern ruhig. Der Handel war vor einer Serie schwergewichtiger Konjunkturdaten vom Abwarten geprägt, und auch von der Ukrainekrise gab es keine neuen Nachrichten, die einen richtungsweisenden Impuls hätten geben können. Heute aber stehen die Verbraucherpreisdaten aus den deutschen Bundesländern (ab 9.00 Uhr) und die vorläufige April-Inflationsrate für Deutschland (14.00 Uhr) im Blickpunkt. Der Markt erhofft sich hiervon eine erste Indikation für die Preisentwicklung im Euroraum (Mittwoch) – und den weiteren Kurs der EZB. Sollte der Preisauftrieb auf dem niedrigen Vormonatsniveau verharren, dann erhielte die von der EZB angestoßene Debatte um eine quantitative Lockerung sicherlich neue Nahrung. Doch wird es nicht nur auf die nackte Zahl ankommen, sondern auch, ob dahinter eher vorübergehende (z.B. Energie- und Nahrungsmittelpreisschwankungen) oder dauerhafte Faktoren stehen – und wie sich die Daten in den Gesamtkontext einfügen. Insoweit könnten auch die Geldmengen- und Kreditvergabedaten mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich auf sich ziehen. Bei aller verständlichen Verengung der Deflations- und EZB-Debatte auf die bevorstehenden Preisdaten: Man sollte nicht davon ausgehen, dass die EZB wegweisende Entscheidung an „einem“ Datum festmacht. Im Gegensatz zur EZB fährt die Fed weiter auf „Autopilot“; die FOMC-Sitzung (Mittwoch) sollte dies belegen. Neue Anregungen für den US-Bondmarkt dürften davon aktuell kaum ausgehen. Wir erwarten, dass positive US-Makrodaten die US-Renditen nach und nach ansteigen lassen.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern leicht aufwärts. Dabei standen hauptsächlich Übernahmespekulationen im Fokus. So profitierte der gesamte Pharma-Sektor (+1,5%) davon, dass der US-Konzern Pfizer sein Interesse an AstraZeneca (+14%) bestätigte. Das Interesse von Siemens (-2,5%) am französischen Konkurrenten Alstom (ausgesetzt) sorgte dagegen bei den Investoren eher für Unbehagen. Die gestrigen Quartalsberichte fielen gemischt aus. Die Zahlen von Holcim (+0,3%), Swedbank (-0,6%) und Alfa Laval (-5,4%) lagen unter den Erwartungen. Bayer (+3,3%) konnte dagegen überzeugen. Die BG-Group (-2,5%) litt unter dem Rücktritt des Vorstandschefs. An den US-Märkten ging es, nach volatilem Handel, ebenfalls weiter nach oben. Zwar belastete zwischenzeitlich der sich verschärfende Konflikt in der Ukraine, aber gute Daten vom zuletzt schwächelnden Immobilienmarkt und Übernahmeaktivitäten sorgten noch für ein Kursplus. Unter starkem Druck stand die Bank of America (-6,3%), die einen Rechenfehler bei der Bewertung von strukturierten Produkten eingestehen musste. Dieser bewegt sich allerdings in einer Dimension, die Auswirkungen auf die Kapitalausstattung der Bank und damit auf mögliche Dividendenzahlungen hat. In Asien setzt sich die freundliche Tendenz heute Morgen weiter fort. Die Börse in Shanghai kann dank guter Ergebnisberichte erstmals seit fünf Tagen zulegen. In Australien markierte der Leitindex gar ein neues Mehrjahreshoch, ehe im späten Handel Gewinne realisiert wurden.