Commerzbank: Solide Auftragseingänge in den USA
Die US-Unternehmen erhielten im März 2,6% mehr Aufträge als im Vormonat. Zum Teil ist dies noch eine Erholung nach den schwachen Bestellungen im Januar. Darüber hinaus deuten die Daten aber auf eine anziehende Investitionsnachfrage hin. Wichtig ist, dass alle Branchen von dem Anstieg der Bestellungen profitierten und dieser mithin nicht allein durch Sondereffekte getrieben wurde. So stiegen beispielsweise auch die weniger volatilen Bestellungen ohne Transportmittel (also vornehmlich ohne Flugzeuge) um solide 2,0%. Dies ist ein gutes Signal für das zweite Quartal.
Vor diesem positiven Hintergrund fallen auch die offenbar eher etwas schwachen Ausrüstungsinvestitionen nicht so sehr ins Gewicht. Für die Berechnung der Ausrüstungsinvestitionen in der amtlichen Statistik sind die Auslieferungen von zivilen Kapitalgütern ohne Flugzeuge maßgeblich. Wegen des Einbruchs im Januar sind diese im ersten Quartal nur um 0,4% gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Die Ausrüstungsinvestitionen dürften daher einen deutlich geringeren Wachstumsbeitrag als im Schlussquartal 2013 geliefert haben.
Der kräftige Zuwachs bei den Bestellungen zeigt aber, dass die Investitionsgüternachfrage wieder anzieht. Auch die diversen Unternehmensbefragungen spiegeln ein positives Investitionsklima wider. Und dies ist wiederum die Basis für eine ungebremste Erholung am Arbeitsmarkt. Derzeit sprechen daher die Konjunkturdaten dafür, dass die Fed den Expansionsgrad ihrer Politik wie angekündigt weiter zurücknehmen wird.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten herrschte gestern per saldo wenig Bewegung. Es schien, als neutralisierten sich die verschiedenen Einflussfaktoren. Der entgegen den Erwartungen angestiegene deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex (April: 111,2 Punkte nach 110,7 im März) belegte, dass die Krise um die Ukraine die Zuversicht der Unternehmen nicht dämpfen konnte und die exportlastige deutsche Volkswirtschaft konjunkturelles Zugpferd im Euroraum bleibt. Der Renditeanstieg bei Bundesanleihen in Reaktion auf die Daten verpuffte aber schon bald wieder. Dazu mag eine Rede von EZB-Chef Mario Draghi beigetragen haben, bei der anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Niederländischen Notenbank zum Thema: „Notenbankpolitik – die nächsten zwei Jahrzehnte“ sprach. Dabei ging er dezidiert auf das Thema „Transparenz“ ein, das für die Implementierung der Geldpolitik immer wichtiger werde. In diesem Zuge erläuterte er ausführlich die „Reaktionsfunktion“ der EZB. Sollte sich etwa der mittelfristige Inflationsausblick verschlechtern (hin zur deflationären Tendenz), dann müsse der monetäre Akkommodierungsgrad deutlich gesteigert werden – durch breit angelegte Käufe von Vermögenswerten durch die EZB; denn mit konventionellen Mitteln sei dies nicht mehr machbar. Vor diesem Hintergrund steigt die Spannung vor der Bekanntgabe der April-Verbraucherpreisdaten aus dem Euroraum (30.4.) bzw. Deutschland (29.04.). In den USA wird die Geldpolitik (nächste FOMC-Sitzung: 30.04.) mit der Reduzierung der Anleihekäufe im bisherigen Tempo fortfahren. Auch die Auftragseingänge bzw. Erstanträge zum Bezug von Arbeitslosenhilfe untermauern den Genesungstrend der US-Wirtschaft. Das gestrige Durchatmen am US-Bondmarkt dürfte nicht lange währen. Der Basistrend der Renditen ist aufwärtsgerichtet.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten täuschen die positiven Vorzeichen zum Handelsschluss darüber hinweg, dass die Indizes zwischenzeitlich klar ins Minus rutschten und unter den Tageshochs schlossen. So verzeichnete der Dax gestern eine Tagesschwankung von 2,4%. Dabei waren die Voraussetzungen für einen positiven Börsentag gegeben. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg stärker als gedacht, Übernahmeaktivitäten trieben diverse Titel (u.a. Alstom +11%, Telekom Austria +6,3%) und die Berichtssaison in den USA (für Europa lässt sich das noch nicht behaupten) fällt besser als erwartet aus. Entsprechend notierten die Kurse bis zum Nachmittag freundlich, bevor die Ukraine-Krise (neuerliche Kampfhandlungen und russische Manöver an der ukrainischen Grenze) wieder auf der Agenda erschien und die Kurse schnell unter Druck brachte. Auf Branchenebene (Stoxx) führte der Energiesektor (+1,2%, gute Zahlen des Ölserviceanbieters Technip (+8,8%)) die Gewinner an. Autos (-0,8%, Michelin nach schwachen Zahlen -4,2%) verloren am stärksten. In den USA konnten die Indizes ihren Aufwärtstrend ebenfalls wieder aufnehmen und der S&P500 notiert gerade einmal 0,7% unter seinem Allzeithoch. Dabei profitierte der Markt insbesondere vom IT-Sektor (+1,1%). Hier sorgte, nach den zuvor deutlichen Kursrückschlägen bei Internettiteln, die Berichtssaison für Erleichterung. Im Fokus standen die guten Zahlen von Apple (+8,2%). Deutlicher Sektorverlierer waren die Telekoms (-1,7%). Nach AT&T wurde auch der Quartalsausweis von Verizon (-2,4%) abgestraft. In Asien dominieren heute Morgen die Minuszeichen. Hier drücken unverändert Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung in China und auch die Lage in der Ukraine auf die Stimmung.