RZB: Tageskommentar 23.4., u.a. zu Amgen, Portugal-Anleihe, China, Ukraine
Im Euroraum stehen heute Vormittag mit den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für April echte Datenschwergewichte auf dem Programm. Die Ergebnisse dürften dabei in Deutschland und Frankreich gegenläufig ausfallen, mit verbesserter Stimmung in Deutschland und einer leichten Stimmungseintrübung in Frankreich. Das Euroraumaggregat sollte sich daher zum Vormonat kaum verändert haben. Für die USA wird am Nachmittag ebenfalls der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Dieser Indikator, der dem ISM Index Konkurrenz machen soll, gewinnt am Markt zunehmende Beachtung. Zwar weist er keinen 100 %-igen Gleichlauf zum ISM Index auf, beide Indikatoren korrelieren aber recht hoch miteinander.
Portugal wird heute zum ersten Mal seit drei Jahren wieder langlaufende Staatsanleihen auktionieren. Durch die Emission der Papiere mit 10-jähriger Laufzeit sollen EUR 750 Mio. eingenommen werden. Angesichts der scheinbar verzweifelten Suche zahlreicher Anleger nach Rendite, wäre es den Iberen wohl leicht möglich, ein Vielfaches dieser Summe zu emittieren. Im Vorfeld der Auktion war die Rendite 10-jähriger Papiere gestern auf 3,7 % gesunken, den niedrigsten Stand seit Anfang 2006.
Die EZB setzt ihre Taktik der Nadelstiche gegen einen starken Euro in Form von Verbalinterventionen fort. Gestern übernahm das das französische Direktoriumsmitglied Benoit Coeure mit der Aussage „je stärker der Euro, desto mehr ist eine lockere Geldpolitik gerechtfertigt.“
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte zeigten sich gestern neuerlich von der Krise in der Ostukraine unbeeindruckt. Mit den Kursgewinnen von gestern rücken nun wiederum neue Rekordstände in Griffnähe, wenngleich die Zugewinne im späteren Handelsverlauf leicht abbröckelten. Neben einer Reihe von Quartalszahlen, die bis auf einige wenige Ausnahmen positiv ausfielen, stand neuerlich der Pharma- und Biotechnologiesektor (mit +1,1 % bester Sektor im S&P) im Mittelpunkt des Anlegerinteresses, da sich das Übernahmekarussell weiter zu drehen scheint. So stiegen die Aktien von Allergan um 15,2 %. Gemeinsam mit dem einem Hedgefonds will der kanadische Pharmakonzern Valeant den Botox-Hersteller übernehmen. Nachbörslich hat der Biotechnologiekonzern Amgen seine Ergebnisse präsentiert; Umsatz und Gewinn waren allerdings hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Aktie verlor 2,4 %. Im Rahmen der Konsensusschätzungen lagen hingegen die Quartalsergebnisse von AT&T. Im Sog der guten US-Vorgaben konnte auch der japanische Aktienmarkt zulegen. Alle Sektoren verbuchten Zugewinne. Für Erleichterung sorgten zudem Konjunkturdaten aus China. Anleger agieren aufgrund der bevorstehenden Jahresabschlüsse noch vorsichtig. Gemäß den aktuellen Futures-Indikationen ist an den europäischen Börsen erneut von einem leicht positiven Handelsauftakt auszugehen. Auch heute steht wiederum eine bunte Palette von US-Unternehmenspräsentationen auf der Agenda.
Credit-Märkte
Der Unternehmensanleihenmarkt eröffnete wenig ereignisreich nach dem Osterwochenende, mit einer Ausnahme. Der französische Kabelnetzbetreiber Numericable platzierte eine Multitranche Anleihe (EUR und USD) mit einem Gesamtvolumen von EUR 8,4 Mrd. Ursprünglich plante das Unternehmen „nur“ ein Volumen von EUR 6 Mrd. Unseres Wissens nach, ist dies die größte europäische High Yield Unternehmensanleihenemission aller Zeiten. Die Einnahmen dienen zur Finanzierung der Übernahme des französischen Mobilfunkanbieters SFR. Der Papierproduzent Stora Enso berichtet heute deren Unternehmensergebnisse für das erste Quartal dieses Jahres. Assicurazioni Generali plant eine zwölfjährige Nachranganleihe. Medienberichten zufolge planen die italienischen Groß banken Unicredit und Intesa Sanpaolo einen Teil ihres Kreditportfolios auszulagern.
China
Der heute Morgen veröffentlichte vorläufige chinesische HSBC Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe verzeichnete im April mit 48,3 Punkten einen leichten Anstieg gegenüber dem Endwert von 48,0 Punkten im März. Damit lag der vorläufige Wert in den Markterwartungen und das vierte Monat in Folge unter der 50-Punkte Expansionsmarke, auch wenn sich durch den leichten Anstieg eine Verlangsamung der Abkühlung andeutet. Während sich der Subindex der neuen Auftragseingänge etwas erholen konnte (von 46,5 Punkte auf 47,7), rutschen die neuen Exportaufträge wieder aus der Expansionszone (von 51,3 Punkten auf 49,3). Die chinesischen Aktienmärkte reagierten insgesamt mit Verlusten und auch der CNY notiert heute Morgen etwas schwächer.
Zentral- und Osteuropa
- Angesichts der kargen Datenveröffentlichungen heute haben heute nur externe Schlagzeilen wie aus der Ukraine das Potenzial, die CEE-Märkte zu bewegen
- Einkaufsmanagerindices aus der Eurozone heute im Fokus, wobei Auswirkungen auf CEE-Finanzmärkte wohl begrenzt
- Eurobonds in Mitteleosteuropa gestern mit leichten Verlusten, nachdem die Vereinigten Staaten Russland mit schärferen Sanktionen gedroht haben