RZB: Tageskommentar 10.4., u.a. zu SAP, Goldman Sachs, Russland-Ukraine-Krise
Im Schatten des Ukraine-Russlands Konflikts standen gestern die Datenveröffentlichungen aus den USA. Während die Immobilienmarktdaten etwas enttäuschten, übertrafen die Industrieproduktionszahlen die optimistischen Erwartungen. Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe nahm im März um 0,7 % p.m. zu, zudem wurde der Vormonatswert deutlich nach oben revidiert (von 0,6 % auf 1,2 % p.m.). Mit Spannung darf heute der Philadelphia Fed Index erwartet werden,
da positive Markterwartungen einem überraschend klaren Einbruch beim Anfang der Woche veröffentlichten Empire State Index gegenüberstehen. Die beiden regionalen Stimmungsumfragen gelten als erste wichtige Gradmesser für das
Verarbeitende Gewerbe im April.
Am Primärmarkt begibt Frankreich heute eine Serie von Anleihen. Bei den Festzinsanleihen (OAT) mit Laufzeiten bis 2016 bzw. 2019 ist ein Emissionsvolumen von bis zu EUR 8 Mrd. vorgesehen. Zudem wurde die Auktion von bis zu EUR 1,5 Mrd. an inflationsindexierten Anleihen (OAT€i 2018, 2024; OATi 2023) angekündigt. In Italien wurde das für Kleinanleger seit Montag geöffnete Zeitfenster für den Erwerb der inflationsindexierten Anleihe BTP Italia 2020 gestern frühzeitig geschlossen. Vor Einlangen der Angebote von institutionellen Investoren wurden EUR 10 Mrd. platziert. Medienberichten zufolge plant unterdessen Griechenland bereits nach Ostern die Aufstockung der erst in der Vorwoche emittierten 5-jährigen Anleihe. Die aktuelle deutsche Benchmarkanleihe (10J) rentierte bei der Aufstockung gestern bei lediglich 1,49 %. Die geringe Nachfrage (nur 1,3fach überzeichnet) kann auf das für das gegenwärtige Konjunkturumfeld zu niedrige Renditeniveau zurückgeführt werden.
Aktienmärkte
An den US-Börsen ging es gestern dank der guten Industrieproduktionsdaten und der bislang recht ordentlichen Berichtssaison weiter nach oben. Deutlich erholt zeigten sich auch die zuletzt arg gebeutelten Biotech- und Internetaktien. Der positive Schub wirkt auch bis nach Asien, wo sich wesentliche Aktienindizes heute ebenfalls mehrheitlich fester präsentieren. Gemäß den aktuellen Futures-Indikationen ist an den Börsen Frankfurt und London von einem wenig veränderten Handelsauftakt auszugehen. Neben dem Philadelphia Fed Index stehen heute hauptsächlich Unternehmensergebnisse im Mittelpunkt. Hier hat auf den ersten Blick das größte europäische Softwareunternehmen SAP die Markterwartungen verfehlt, der Chemiekonzern Akzo Nobel berichtete hingegen gemischte Zahlen. Im Laufe des Tages werden aber auch noch zahlreiche wichtige Quartalszahlen (u.a. General Electric, Goldman Sachs, Philip Morris International) aus Übersee veröffentlicht.
Credit-Märkte
Die rege Aktivität am EUR HY Primärmarkt setzte sich mit Emissionen von CGG Veritas (EUR 400 Mio., 6NC3, Rendite: 5,875 %) und Piaggo (EUR 250 Mio., 7NC3, Rendite: 4,625 %) fort. Teamsystem hat seine bestehende 2020 fällige Anleihe bei einer Rendite von 5,765 % um EUR 130 Mio. auf EUR 430 Mio. aufgestockt. Weiters wird die Arion Banki (BB+) am 22. April eine Roadshow starten, wobei die erste unbesicherte EUR Anleihe einer isländischen Bank seit der Finanzkrise 2008/09 folgen könnte. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat gestern ein Q&A Dokument publiziert, in dem die offenen Fragen zum Liquidity Coverage Ratio (LCR) beantwortet werden. Erwähnte Investmentklassen beinhalten Covered Bonds, Residential Mortgage Backed Securities (RMBS), sowie Staatsanleihen. Laut Bloomberg werden die italienischen Banken in den nächsten Jahren vermehrt die notleidenden Kredite (mit einem Volumen von bis zu EUR 50 Mrd.) verkaufen. Italienische Banken, die bislang einen Verkauf vermieden haben, treiben nun ihre Pläne voran ihre faulen Kredite loszuwerden, die Rekordstände (Volumen von EUR 160 Mrd.) erreicht haben.
Zentral- und Osteuropa
- Obwohl die ukrainische Hryvnja dem USD gegenüber gestern weiterhin aufwerten konnte, sollte der positive Effekt der Zinsanhebung aus unserer Sicht eher kurzlebig sein.
- Die Kurve der türkischen Lira verzeichnete gestern eine weitere Normalisierung, während sich andere CEE-Lokalwährungsanleihen kaum veränderten.
- Die wachsende Thematisierung weiterer Sanktionen des Westens gegen Russland und anhaltende separatistische Spannungen in der Ukraine dürften in den kommenden Tagen erneut zu Kursverlusten bei Eurobonds führen.