RZB: Tageskommentar 10.4., u.a. zu Nasdaq, Griechenland, Deutsche Bank
Unter den heute anstehenden Daten dürfte wohl lediglich das vorläufige Verbrauchervertrauen der Universitat von Michigan größere Beachtung finden. Wir rechnen mit keiner nennenswerten Veränderung. S&P hat heute am Morgen die Bonitätseinstufung Finnland (AAA) bestätigt, allerdings wurde der Ausblick auf negativ geändert. Das Rating von Portugal (BB+) bei Fitch blieb ebenfalls unverändert, der Ausblick wurde von negativ auf stabil angehoben. Am Primarmarkt emittierte gestern Griechenland erstmals seit Jahren eine mehrjährige Anleihe. Die Versteigerung des fünfjährigen Bonds ist mit einem Kupon von 4,75 % war ein voller Erfolg. Es wurden von rund 550 Investoren Gebote von EUR 20 Mrd. platziert, wobei 90 % davon aus dem Ausland stammten. Die Emissionsrendite lag bei 4,95 %, das Volumen wurde von EUR 2,5 Mrd. auf 3 Mrd. aufgestockt. Wir bezweifeln jedoch, dass die griechischen Staatsschulden von in Summe rund 175 % des BIP ohne nochmaligen Schuldenerlass langfristig zu meistern sind. Auch wenn die hohen Zahlungsverpflichtungen mittels Hilfsprogramme weit in die Zukunft verschoben wurden, so besteht ein hohes Risiko, dass bei einem Schuldenschnitt auch wieder private Gläubiger auf Forderungen verzichten müssen. Mit Irland war ein weiteres Land am Markt aktiv (Laufzeit 10 Jahre, Emissionsvolumen EUR 1 Mrd., Rendite 2,92 %, 2,8fach überzeichnet), das durch ein Hilfsprogramm gestützt wird. Auch Irland weist 2013 ein hohes Budgetdefizit (7,2 des BIP) eine hohe Staatsverschuldung (rund 123 % des BIP) aus. Die wirtschaftliche Ausgangssituation lässt uns aber an eine langfristige Schuldentragfähigkeit glauben. Heute begibt Italien Anleihen mit einer Laufzeit von knapp vier Jahren sowie einen Bond mit einer Laufzeit von 30 Jahren.
Aktienmärkte
Nach zwei freundlichen Tagen gingen die wichtigsten US-Indizes erneut auf Tauchstation. Auslöser für diese Entwicklung waren die kräftigen Kursverluste der Technologieborse Nasdaq (der höchste prozentuelle Tagesverlust seit November 2011), die auch die beiden anderen wichtigen Indizes mit in die Tiefe rissen. Besonders starkem Abgabedruck waren neuerlich Technologie- und Gesundheitstitel ausgesetzt. Beide im S&P 500 enthaltenen Subindizes zählten mit -2,5 % bzw. -3,20 % zu den größten Verlierern. Aber auch Unternehmen, die enttäuschende Quartalszahlen bekanntgaben bzw. in Aussicht stellen wurden abgestraft (z. B. Bed Bath & Beyond, Chevron). Im Sog der US-Vorgaben ging es auch an den asiatischen Börsen südwärts, wobei der japanische Aktienmarkt auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr fiel. Auch in Japan standen vermehrt technologielastige Unternehmen unter Abgabedruck. Zudem drückte auch ein wieder stärkerer Yen-Kurs auf die Stimmung.
Angesichts der schwachen Vorgaben aus Übersee gehen wir auch an den europäischen Aktienmärkten von einem schwächeren Handelsstart aus. Heute werden die Quartalsergebnisse zweier Finanztitel (JPMorgan, Wells Fargo) im Fokus der Anleger stehen. Diese werden noch vor Börsenbeginn präsentiert. Aber auch die Veröffentlichung einiger Konjunkturdaten sollten nicht unbeachtet bleiben.
Credit-Märkte
Intesa Sanpaolo begab eine EUR 1 Mrd. Senior Anleihe (5 Jahre, 3mE+110 BP). UBS emittierte einen siebenjährigen Covered Bond (EUR 1 Mrd.) bei MS+15 BP. Banca Monte Dei Paschi preiste ihren Covered Bond (7 Jahre, EUR 1 Mrd.) bei MS+160 BP. Aktiv auf der Unternehmensseite war ProsiebenSat.1 Media (EUR 600 Mio, MS+140 BP, 7 Jahre). Weiters plant das Verpackungsunternehmen SGD Group zwischen 11.-16. April Investorentreffen und nach diesen soll eine EUR 335. Mio. Anleihe (5NC1.5) folgen. Laut Handelsblatt dürfte die Deutsche Bank noch vor dem Sommer eine CoCo Anleihe emittieren. Die angeschlagene HSH Nordbank kündigte gestern an, dass sie für die Zeit nach 2019 voraussichtlich 1,6 Milliarden Euro an Ländergarantie (von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein) in Anspruch nehmen wird.
China
Heute Morgen wurden die chinesischen Inflationsdaten veröffentlicht. Im März verzeichnet die Verbraucherpreisinflation aufgrund der saisonalen Effekte des chinesischen Neujahrsfestes in den zwei Monaten davor regelmäßig einen Anstieg. Der Verbraucherpreisindex stieg auf 2,4 % p.a. von 2,0 % p.a. im Februar, lag damit genau in den Erwartungen und noch weit unter dem diesjährigen Inflationsziel von 3,5 % p.a. Die Produzentenpreise setzen ihren Rückgang nun im 25.ten Monat fort. Sie verzeichneten -2,3 % p.a. Preisdruck ist somit keiner vorhanden, wir gehen aber dennoch nicht von baldigen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen aus, um die konjunkturelle Abkühlung abzufedern. Chinesische Aktien verzeichnen heute sowohl am Festland wie auch in Hongkong Verluste.
Zentral- und Osteuropa
- Trotz der Vereinbarung mit dem IWF setzte sich der Abwärtstrend der ukrainischen Hryvnia in den vergangenen Tagen fort, USD/UAH erreichte ein Niveau von über 12.
- Im Einklang mit Peripherieanleihen der Eurozone weiteten die CEE-Lokalwährungsanleihen, wiederum angeführt von der Türkei, gestern ihre Zugewinne aus.
- Ein gedämpfterer Ton der Rhetorik der globalen Zentralbanker, der eine länger dauernde Politik niedriger Zinsen vermuten lässt und eine scheinbare Entspannung der geopolitischen Lage trugen zu einer Festigung der Kurse am CEE-Eurobondmarkt bei.
- Uralkali (Baa3/BBB-/BBB-) legte gestern sein Ergebnis für das Geschäftsjahre 2013 nach IFRS vor.