Commerzbank: US-Geldpolitik eher ein Argument für steigenden als für fallenden Goldpreis
Auch wenn die US-Geldpolitik nicht mehr den langfristigen Goldpreistrend bestimmt, denn für diesen sind die asiatische Nachfrage und die Kostenentwicklung entscheidend, so bleibt sie dennoch der Faktor, der die zyklische westliche Investmentnachfrage entscheidend beeinflusst. Nachdem die Sorge über steigende Realzinsen den Exodus des Investmentkapitals in 2013 bewirkte, stellt sich die Frage, ob dies nicht eine Überreaktion war. Denn Fakt ist, die Realzinsen sind weiter extrem niedrig und die Fed ist daran interessiert, dass dies so bleibt. Das jüngste Fed-Protokoll bestätigt dies und überraschte den Markt, was sich auch in einem schwachen USD äußert. Die Investmentnachfrage könnte also wieder zu einer Stütze für den Goldpreis werden.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten herrschte gestern eine freundliche Stimmung. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen sanken auf 1,52%, ihren tiefsten Stand seit Mitte vergangenen Jahres, die ihrer italienischen Pendants gar auf ein neues Allzeit-tief. Eine 5-jährige Anleihe mit einem Kupon von 4,75%, mit der Griechenland an den Kapitalmarkt zurückkehrte bzw. diesen testete (denn es wird noch lange auf Hilfsgelder angewiesen sein), stieß angesichts der verzweifelten Suche der Anleger nach „Rendite“ auf rege Nachfrage. Stimulierend wirkt vor allem die anhaltende („quantitative“) geldpolitische Lockerungsphantasie, welche die EZB bei ihrer jüngsten Ratssitzung geweckt hat. Die Konjunkturdaten aus dem Euroraum waren ebenso wenig wie der wieder stärkere EUR nicht dazu angetan, diese Phantasie zu dämpfen. So blieben die Daten zur Industrieproduktion in Frankreich und Italien im Februar unter den Erwartungen; im Gegensatz zu Deutschland kam die Produktion dort in den vergangenen Monaten in der Summe kaum über eine Stagnation hinaus. Zudem fiel der Verbraucherpreisanstieg in Frankreich und den Nieder-landen etwas mäßiger aus als erwartet. Richtungsweisend dürften aber die Aprildaten sein: Sollten sie im Euroraum einen unverändert niedrigen Preisauftrieb ausweisen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB geldpolitisch nachlegt. Wie in den USA wirkte auch im Euroraum das Fed-Protokoll nach, aus dem der Markt herauslas, dass sich die Fed mit der ersten Zinserhöhung mehr Zeit lässt, als man noch nach der Pressekonferenz zur jüngsten FOMC-Sitzung glaubte. Wenig Beachtung schenkte der Markt dagegen dem Rückgang der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosengeld, die auf ein neues Zyklustief fielen.
Aktien
Herrschte an den europäischen Märkten zu Beginn noch eine positive Stimmung, die die negativen Makrodaten aus China ignorierte, änderte sich dies im weiteren Verlauf. Die meisten Indizes schlossen im Minus. Von der angelaufenen Berichtssaison kamen insgesamt gute Nachrichten. LVMH (+3,2%) kamen mit guten Umsatzzahlen und sorgten damit dafür, dass die Haushaltsgüter (+0,7%) als einziger Sektor im Plus schlossen. Tagesverlierer waren die Autos (-1,9%). An den US-Börsen lief es gestern nach dem Motto: „Wie gewonnen so zerronnen“. Dies galt insbesondere für die Technologie- und Biotechtitel, die sich am Vortag erholen konnten, gestern aber ihren Abwärtstrend fortsetzten. Da halfen auch gute Arbeitsmarktdaten nicht. Der Technologieindex Nasdaq-Composite (-3,1%) verzeichnete den stärksten Tagesverlust seit November 2011. Auf Branchenebene (S&P500) ging es für den IT-Sektor um 2,5% nach unten, nur noch vom Healthcaresektor (-3,2%) übertroffen wurde. Hier waren es insbesondere die Biotechwerte (-5,6%), die den Index nach unten drückten. Aber auch große Standardwerte waren vor größeren Kursverlusten nicht gefeit. Schwächster Titel im Dow Jones war American Express (-4,0%). Hier enttäuschten die monatlichen Umsatzzahlen. Überhaupt machte sich insgesamt eine pessimistische Haltung gegenüber der laufenden Berichtssaison breit, obwohl die Abwärtsrevisionen bei den Analystenschätzungen schon länger laufen und die Messlatte deutlich nach unten gelegt wurde. In Asien sorgen die Vorgaben ebenfalls für fallende Kurse. Am auffälligsten ist hier der Nikkei (-2,4%), der unter dem Kursrutsch des größten Textilhändlers Fast Retailing (-9,6%, Gewinnwarnung) leidet. Ansonsten sind es auch in Asien die IT- und Internetwerte, die am stärksten unter Druck geraten.