RZB: Tageskommentar 10.4., u.a. zu FOMC, China-Aktien, Google, Facebook
Das gestern veröffentlichte Sitzungsprotokoll der FOMC Zinsentscheidung vom 19. März wurde an den Märkten sehr stark in Richtung einer noch lange sehr lockeren geldpolitischen Ausrichtung interpretiert. In der Folge gab der Dollar zum Euro nach und die Rendite amerikanischer Staatsanleihen ging vor allem am kurzen Ende deutlich zurück. Festmachen kann man diese Reaktion wohl an einer Passage des Protokolls. Hier drücken einige Sitzungsteilnehmer die Sorge aus, die veränderten Leitzinsprojektionen könnten am Markt zur Fehlinterpretation früher als bis dato von den FOMC-Mitgliedern erwartet steigender Leitzinsen führen. Diese Auslegung des Protokolls ist sehr einseitig. An gleicher Stelle heißt es auch, dass eine Reihe von Teilnehmern eine solche Verschiebung der Erwartungen angesichts der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt als gerechtfertigt ansieht. Wir halten die Marktreaktion in Summe für überzogen, da das Protokoll unserer Meinung nach viel weniger einer ultralockeren Geldpolitik das Wort redet als dies am Markt widergespiegelt wird. So enthält das Protokoll zahlreiche Stellen, aus denen hervorgeht, dass intensiv über das Thema Leitzinsanhebung diskutiert wurde. Auf früheren Zinssitzungen war das nicht der Fall. Die bereits für gestern erwartete Emission einer 5-jährigen Anleihe Griechenlands wurde verschoben, erfolgt aber heute. Das Land, dessen Gläubiger erst 2012 (!) durch einen Schuldenschnitt auf Euro 110 Mrd. verzichten mussten, dürfte keine Probleme haben, Investoren zu finden, die das geplante Volumen von EUR 2,5 Mrd. zeichnen. Die heutigen Industrieproduktionszahlen für Februar aus Frankreich und Italien dürften das positive Bild der schon vorliegenden deutschen und spanischen Zahlen bestätigen.
Aktienmärkte
Die US-Aktienindizes setzten ihre Erholung gestern eindrucksvoll fort. Auslöser war das FOMC-Sitzungsprotokoll sowie Alcoa. Dem Unternehmen gelang bei seiner Quartalszahlen-Veröffentlichung ein viel versprechender Auftakt der Berichtssaison zum ersten Quartal. Die Aktien des Aluminiumkonzerns stiegen um 3,8 % . Auch die zuvor gebeutelten Trendsetter im Technologiesektor wie etwa Google oder Facebook konnten auf ihre schon Dienstag begonnene Erholung noch etwas draufsetzen. Leicht im Plus präsentiert sich heute Früh auch der japanische Aktienmarkt, obwohl die Aktien von Toyota Motor weiter unter der jüngst bekannt gewordenen Rückrufaktion leiden. Andere Export orientierte Titel zeigen sich dagegen trotz festeren Yens recht robust. Die Börsen Europas sollten in diesem Umfeld behauptet in den heutigen Handelstag starten können. Im Tagesverlauf werden dann weitere Industrieproduktionsdaten aus Europa und Arbeitsmarktindikationen aus den USA das Handelsgeschehen mit beeinflussen.
Credit-Märkte
Die Lloyds Bank emittierte einen siebenjährigen Covered Bond (EUR 1 Mrd.) bei MS+15 BP. Caffil hat eine bestehende 2028 Covered Anleihe um EUR 500 Mio. auf EUR 1 Mrd. bei MS +37 BP aufgestockt. Aktiv waren mit Senior Anleihen die Deutsche Bank (EUR 1 Mrd., 3mE+60 BP, 5 Jahre), sowie die Allied Irish Bank (EUR 500 Mio., MS+180 BP, 5 Jahre). Des Weiteren plant die La Banque Postale eine Tier 2 Anleihe und die Monte Dei Paschi Bank nach einer längeren Zeit eine Covered Anleihe (Sub-Investment Grade). Die Monier Group platzierte eine EUR 315 Mio. FRN (6.5NC1) bei 3mE+500 BP und ersetzte die geplante fix verzinsliche Anleihe mit einem Kredit (EUR 250 Mio.). Lafarge SA wurde von Fitch auf Rating Watch Positive gesetzt. Dieser Schritt ergibt sich aus der angekündigten Fusion von Lafarge mit Holcim, durch die sich Synergieeffekte für das künftige Gesamtunternehmen LafargeHolcim ergeben könnten.
China
Chinesische Exporte verzeichneten nach dem starken Minus im Februar (-18,1 % p.a.) im März überraschenderweise erneut einen Rückgang (-6,6 % p.a.). Die Konsensus-Schätzung war von einem Zuwachs von 4,8 % p.a. ausgegangen. Dabei dürfte die verzerrte Basis weiterhin eine große Rolle spielen, da Exportdestinationen wie Hongkong und Taiwan wieder besonders starke Rückgänge aufweisen (-43,3 % p.a. bzw. 31,0 % p.a.). Zudem verzeichneten die Importe ein deutliches Minus von 11,3 % p.a. Auch hier hatte die Konsensus-Schätzung einen Zuwachs erwartet (3,9 % p.a.) Die Handelsbilanz drehte somit wieder ins Positive (USD 7,7 Mrd.). Als Reaktion verloren chinesische Aktien sowohl am Festland wie auch in Hongkong. Die Märkte drehten allerdings, als bekannt wurde, dass China in Zukunft RMB 23,5 Mrd. (USD 3,8 Mrd.) an grenzüberschreitenden Handel zwischen den Börsen in Hongkong und Shanghai erlauben will.
Zentral- und Osteuropa
- Infolge der neuen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland stürzte die ukrainische Hryvnja auf ein Rekordtief von 12,05 gegenüber dem USD.
- Trotz der ukrainisch-russischen Krise blieb der CEE-Eurobondmarkt gestern recht stabil.
- Zloty-Anleihen sollten am kurzen Ende unterstützt bleiben, nachdem die Notenbank andeutete, ihre lockere Geldpolitik bis auf weiteres beibehalten zu wollen.