Commerzbank: Rückschlag für deutsche Exportwirtschaft im Februar
Wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, hatte die deutsche Exportwirtschaft im Februar einen stärker als in Umfragen zunächst prognostizierten Rückschlag zu verkraften. Im Februar wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von 93,3 Mrd. Euro ausgeführt bzw. 77,6 Mrd. Euro eingeführt. Zwar lagen deutsche Ausfuhren im Februar um 4,6% und Einfuhren um 6,5% höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Im Vormonatsvergleich ist die Entwicklung von Aus- und Einfuhren kalender- und saisonbereinigt jedoch gegenläufig. Während die Ausfuhren gegenüber Januar um 1,3% sanken (erwartet -0,5%, Vormonat +2,2%), nahmen gleichzeitig die Einfuhren um 0,4% leicht zu (Vormonat +4,1%). Nach vorläufigen Berechnungen schloss die Leistungsbilanz im Februar mit einem Überschuss von 13,9 Mrd. Euro nach zuvor 15,2 Mrd. Euro ab. Volkswirte hatten hier ein Plus von 18,0 Mrd. Euro erwartet. Die auf Monatsbasis rückläufigen Zahlen zum Export dürften in der Diskussion um eine zu hohe deutsche Exportlastigkeit für etwas Entspannung sorgen. Deutschland steht wegen seiner Exportstärke und den Überschüssen im Außenhandel in der Kritik. Die EU-Kommission hatte zuletzt eine Untersuchung des deutschen Leistungsbilanzüberschusses und etwaiger außenwirtschaftlicher Ungleichgewichte angestoßen. Auf der anderen Seite ist die Zunahme der Importe ein Indiz für eine robuste Binnennachfrage der größten europäischen Volkswirtschaft. Deutschland bleibt damit stimulierender Konjunkturmotor für die übrigen Länder der Eurozone.
Zinsen und Anleihen
Gestern trübte sich die Marktstimmung bei erstklassigen Staatsanleihen nach einer Reihe von Tagen mit Kursgewinnen etwas ein, obwohl keine wichtigen Makrodaten auf der Agenda standen. Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank (Fed) gab jedoch keine weiteren Hinweise über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung der Fed. Das Protokoll spiegelt eine anhaltende Konjunkturzuversicht der Notenbanker wider. Die gute Stimmung in der EWU-Peripherie setzte sich auch gestern fort. So wurde der dreijährige Haushaltsplan, den Premierminister Renzi und der italienischer Finanzminister Padoan am Dienstagabend vorstellten, gut von den Marktteilnehmern aufgenommen. Die Renditen italienischer Staatsanleihen sanken weiter und erreichten mit dem Unterschreiten von 3,2% für 10-jährige Staatsanleihen das tiefste Niveau aller Zeiten. Der italienische Budgetplan muss jedoch kritisch gesehen werden. Wie in den vergangenen Wochen bekannt-gegeben wurde, sind Steuersenkungen für Geringverdiener geplant. Diese sollen primär durch Ausgabenkürzungen finanziert werden. Ob damit aber eine Senkung des Haushaltsdefizits von 3,0 auf 2,6% des BIP möglich ist - ursprünglich waren 2,5% geplant - hängt sehr stark vom Konjunkturverlauf ab. Renzi senkte zwar die Wachstumsprognose von 1,0% auf 0,8% in 2014, dies erscheint aber immer noch sehr hoch gegriffen (eigene Prognose: 0,2%). In Griechenland mehren sich indessen die Spekulationen, dass heute eine 5-jährige Staatsanleihe emittiert wird. Das hochverschuldete Land testet damit erstmals seit 2010 wieder den Kapitalmarkt. Im Vorfeld gingen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen unter 6% kräftig zurück.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es nach dem schwachen Wochenauftakt leicht aufwärts. Dies galt auch für die zuvor arg gebeutelten IT-Werte (+0,8%). Die wieder stärker in den Fokus rückende Ukraine-Krise limitierte allerdings das Aufwärtspotenzial. Auf Branchenebene (Stoxx) führten Automobiltitel (+1,5%) die Gewinnerliste an. Dabei profitierte der Sektorindex stark von Kursgewinnen bei VW (+3,6%). Ein Brokerhaus hatte VW den Vorzug vor BMW (-0,1%) gegeben. Daimler (+0,8%) halfen optimistische Aussagen vom Vorstandschef Zetsche. Am Ende der Performanceliste landeten Rohstoffwerte (-0,9%). Fielmann (+0,8%) war nach guten Zahlen gefragt. An den US-Märkten ging es den zweiten Tag in Folge aufwärts. Auch hier konnten sich IT und Biotechwerte deutlich erholen. So waren es beim Tagesgewinner auf Branchenseite, dem Healthcare-Sektor (+2,1%), nicht die schweren Pharmawerte, sondern die kleineren spekulativeren Biotechwerte, die den Sektor nach oben brachten. Die IT-Branche (+1,6%) folgte auf dem zweiten Platz. Defensive Sektoren wie Telekoms (-0,7%) und Versorger (-0,3%) waren nicht gefragt. Dass der Gesamtmarkt aber auch in der Breite anzog – im S&P500 gab es 406 Gewinner bei nur 92 Verlierern – war insbesondere dem Fed-Protokoll zu verdanken, welches Ängste vor einer früher als erwartet kommenden Zinserhöhung wieder zerstreute. In Asien zeigten sich uneinheitliche Kursverläufe. So brach die anfängliche Erholung in Japan im Handelsverlauf wieder zusammen. Der starke Yen drückte insbesondere Exportwerte. In China und Hongkong profitierten die Kurse trotz schwacher chinesischer Import- und Exportzahlen von einer weiteren Öffnung des Börsenhandels zwischen Hongkong und den Festlandbörsen.