Palfinger: „China wird mittelfristig unser größter Markt“
2014 wird bei Palfinger das Jahr der Integration werden. Dies sagt Vorstandschef Herbert Ortner im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Der CEO äußert sich auch ausführlich über die künftigen Pläne und Wachstumsmöglichkeiten in China. Er spricht über mögliche Akquisitionen und über die Situation in Russland. Ortner macht in dem Interview zudem sehr deutlich, was er aktuell von weiteren Kapitalmaßnahmen hält.
www.4investors.de: Palfinger strebt bis 2017 eine Umsatzverdopplung auf 1,8 Milliarden Euro an. Wie wird sich der Gewinn entwickeln? Welche Investitionen müssen getätigt werden, um diese Umsatzsumme zu erwirtschaften?
Ortner: Wir streben natürlich auch beim Gewinn eine Erhöhung an. Das zusätzliche Geschäft wird in erster Linie aus den Regionen China, Russland, Nord- und Südamerika generiert sowie aus der Business Area Marine. Die Basisinvestitionen sind im Wesentlichen getätigt, wir sehen aus heutiger Sicht keinen besonderen Investitionsbedarf, der eine Kapitalmaßnahme erforderlich machen würde.
www.4investors.de: Beim Ausblick auf 2014 sind sie insgesamt recht zurückhaltend. Sie sprechen von einem Umsatzplus von 10 Prozent. Ist das eine konservative Aussage?
Ortner: Wir haben derzeit eine geringe Visibilität. Wenn die Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie sich derzeit darstellen, ist dies eine belastbare Annahme.
www.4investors.de: Analysten sind beim Ausblick auf 2014 recht uneins. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie liegen zwischen 1,50 Euro und 2,00 Euro. In welche Richtung tendieren sie?
Ortner: Wir geben traditionellerweise keine Guidance auf den Gewinn und kommentieren Analystenschätzungen nicht.
www.4investors.de: Im Vorjahr haben sie sieben Akquisitionen und Joint Ventures gemeldet. Wird die Einkaufstour fortgesetzt werden?
Ortner: Das Jahr 2013 war – was Akquisitionen betrifft – intensiv. Wir sehen das Jahr 2014 als Jahr der Integration und der Konsolidierung der neuen Aktivitäten in die Gruppe, schließen aber Akquisitionen nicht aus. So viele Projekte wie im Vorjahr wird es allerdings nicht geben.
www.4investors.de: Welche Geldmittel stehen für mögliche Zukäufe zur Verfügung? Kann es dabei auch zu weiteren Kapitalmaßnahmen kommen?
Ortner: Wir haben eine solide Kapital- und Bilanzstruktur, der Free Cashflow betrug 2013 knapp 32 Millionen Euro. Dazu kommen noch nicht ausgenützte, aber von Banken bestätigte Kreditlinien. Derzeit ist also keine Kapitalmaßnahme geplant.
www.4investors.de: Im Dezember haben sie einen Kranproduzenten in Russland erworben. Wie läuft die Integration?
Ortner: Wir haben im Dezember die Akquisition der PM Group gesignt; das Closing der Transaktion erwarten wir Mitte 2014, sobald wir die erforderlichen behördlichen Genehmigungen haben, können wir mit der Integration beginnen.
www.4investors.de: Es gibt vielfältige Sorgen, dass es im Zusammenhang mit der Krim-Krise zu weiteren Sanktionen gegen Russland kommen wird. Wie sehr wären sie von solchen Maßnahmen betroffen? Welche Summen müssten sie im „worst case“ abschreiben?
Ortner: Unsere Strategie zielt darauf ab, dass wir in den Regionen lokal sourcen, produzieren und verkaufen. Das tun wir auch in Russland, deshalb sehen wir aus heutiger Sicht wenig Risiko für unser Engagement dort. Natürlich kann es zu Exportbeschränkungen kommen.
www.4investors.de: China soll ihr zweiter Heimatmarkt werden. Mit Sany sind sie dort eine Kooperation eingegangen. Welche Perspektiven gibt es in dem Land mittelfristig?
Ortner: China wird mittelfristig unser größter Markt werden, der größte Markt für Krane, Hubladebühnen, Containerwechselsysteme etc. Wir erwarten in China konstante Absatzsteigerungen. In fünf Jahren könnten wir dort rund 6.000 bis 8.000 Krane pro Jahr verkaufen. Darüber hinaus prüfen wir auch den Absatz weiterer Produkte aus unserem Portfolio.
www.4investors.de: Wird es in China weitere Zukäufe oder Akquisitionen geben? Wie sieht es mit neuen Fertigungsstätten aus?
Ortner: Wir errichten derzeit ein neues Produktionswerk in der Nähe von Shanghai. Mit einer Kapazität zur Produktion von 10.000 Kranen im Jahr wird es weltweit das größte Kranwerk sein. Zusätzliche Akquisitionen sehen wir nicht, da wir ein Gemeinschaftsunternehmen mit SANY betreiben und aufgrund der strategischen Partnerschaft und der Kapitalverflechtung unserer Unternehmen die Expansion in China gemeinsam vorwärts treiben.
www.4investors.de: Die Hälfte des Umsatzes von Palfinger wird außerhalb Europas erwirtschaftet. Wie sehr behindert der starke Euro das Geschäft?
Ortner: Wir verfolgen die Strategie der „natural hedges“ konsequent und beschaffen und produzieren möglichst lokal. Natürlich können nicht alle Komponenten im jeweiligen Land beschafft oder produziert werden, aber aus dem harten Euro sehen wir kein besonderes Risiko.
www.4investors.de: Gibt es bei ihnen Überlegungen, den Mitbewerber HIAB aufzukaufen oder mit ihm zu fusionieren?
Ortner: Nein, das würde absolut keinen Sinn machen. In diesem Fall würde 1 + 1 nicht zwei ergeben. Außerdem würden wir mit Sicherheit nicht die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden bekommen.