Commerzbank: Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter hinterlässt Interpretationsspielraum
Insbesondere der Zuwachs bei den stark schwankenden Flugzeugbestellungen und die überraschend erhöhte Nachfrage nach Automobilen haben den Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA im Monat Februar stark steigen lassen; dabei wurde allerdings eine schwächere Entwicklung in einem wichtigen Teilbereich überdeckt. Die Ordereingänge für langlebige Wirtschaftsgüter stiegen im Vergleich zum Vormonat um 2,2% an. Wie das US-Handelsministerium am Mittwoch berichtete, war dies der stärkste Anstieg seit November 2013. Diese Zahl überraschte auf den ersten Blick, da die zuvor befragten Ökonomen lediglich mit einem Anstieg von 0,8% gerechnet hatten. Im Dezember bzw. im Januar waren der Auftragseingang für langlebige Güter wie Kühlschränke, Autos und andere Waren mit einer voraussichtlichen Lebensdauer von mehr als drei Jahren im Monatsvergleich noch um jeweils 5,3% bzw. 1,3% gesunken. Bei genauerer Sicht auf die Einzeldaten ergibt sich jedoch ein schwächeres Gesamtbild. Die Auftragseingänge der sogenannten zivilen Investitionsgüter ohne Flugzeuge gingen im Februar auf Monatssicht um -1,3% zurück. Dies war innerhalb des letzten halben Jahres bereits zum vierten Mal ein negativer Wert, der gleichzeitig aber auch zeigt, wie schleppend eine Erholung der Nachfrageseite und der Trend bei den zivilen Auftragseingängen derzeit insgesamt verläuft. Nachdem die Seitwärtsbewegung nun auslaufen sollte – dies gekoppelt mit der Erwartung von zurückgehenden Effekten des endenden harten amerikanischen Winters – wird sich in den kommenden Monaten das Wachstum der US-amerikanischen Wirtschaft zunehmend beschleunigen. Einhergehend mit steigender Kapazitätsauslastung kann dann tendenziell auch mit deutlich positiven Auftragseingängen bei den Investitionsgütern gerechnet werden.
Zinsen und Anleihen
Das Konsumentenvertrauen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) meldete gestern für ihre Aprilprognose ein Verharren bei 8,5 Punkten, einem Siebenjahreshoch. Demnach planen die Deutschen weiterhin größere Anschaffungen, vor allem für Haus- und Wohnungsrenovierungen, neigen aber auch stärker zum Sparen. Zwar rechnen viele Haushalte weiterhin mit einer Konjunkturbelebung, allerdings sehen sie ihre eigene Einkommensentwicklung nicht mehr ganz so optimistisch. Bundesanleihen eröffneten gestern nur kurzzeitig mit leichten Kursverlusten, im Tagesverlauf tendierten erstklassige Staatsanleihen durchaus freundlich. Die Kursgewinne wurden zuerst am Vormittag ausgebaut. Am Nachmittag unterstützten noch einmal schwächer als erwartete US-Daten die Staatsanleihen. So stiegen die US-Auftragseingänge langlebiger Güter im Februar zwar stärker als erwartet (+2,2% M/M nach -1,3% M/M), ohne Militär und Flugzeugbestellungen gingen sie jedoch um 1,3% zurück (siehe dazu „im Blickpunkt“). Noch stärker als bei Bundesanleihen stiegen gestern die Kurse von Staatsanleihen der EWU-Peripherie. So gingen die Renditen italienischer und spanischer Anleihen um bis zu 5 Bp. zurück. Noch stärker war der Rückgang bei portugiesischen Staatsanleihen. Gestern erhöhte die portugiesische Zentralbank ihre Wachstumsprognosen für dieses und nächstes Jahr aufgrund der Erwartung höherer Konsum- und Investitionsausgaben. Zudem möchte Portugal sein Rettungsprogramm im Mai abschließen und wieder an den Kapitalmarkt zurückkehren. Am Jahresbeginn lag die Rendite 10-jähriger portugiesischer Anleihen noch bei 6%, gestern bei 4,11%.
Aktien
Nachdem die europäischen Aktienmärkte bereits am Vortag den Schwächeanfall vom Wochenstart ausgeglichen hatten, konnten sie, inspiriert durch gute Makrodaten, auch im gestrigen Handel weiter zulegen. Neben einem Konsumklima auf hohen Niveau in Deutschland und besser als erwartet ausgefallenen Auftragseingängen für dauerhafte Güter in den USA ermutigten vor allem positive Nachrichten zur Konjunktur der beiden Sorgenkinder Spanien und Italien. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten sich nach einer positiven Studie der Ratingagentur Moody’s über den europäischen Automobilsektor unter der Führung von Daimler (+2,9%) vor allem die KFZ-Hersteller in Szene setzen. Auch im EUROSTOXX 50 waren Automobile somit die mit Abstand stärkste Branche. In diesem insgesamt sehr positiven Umfeld blieben nur die defensiven Sektoren etwas in der Kursentwicklung zurück (Pharma, Telekom, Versorger jeweils +0,6%). Während in Europa die Nachrichten aus Russland und der Ukraine in den Hintergrund geraten waren, keimten die Sorgen wegen verstärkter Wirtschaftssanktionen im US-Handel wieder auf, nachdem Präsident Obama in Brüssel eine deutlichere Abgrenzung der Europäer von Russland gefordert hatte. Damit drehten die US-Indizes nach einem freundlichen Start und schlossen mit Verlusten. Die einzige Branche, die sich gehalten präsentieren konnte, war das Gesundheitswesen (Merck +1,5%, Pfizer +1,1%). Die asiatischen Börsen konnten heute Morgen nach anfänglich stärkeren Verlusten in die Gewinnzone drehen und mindern so die negative Vorgabe aus New York ab. Dennoch dürften die europäischen Märkte etwas schwächer eröffnen. Im Fokus sollte heute eine Reihe von US-Makrodaten am frühen Nachmittag stehen.