Commerzbank: Indische Börse erzielt vor Wahlen neues Allzeithoch – Bewertung nicht mehr günstig
Die Börse in Indien startete verhalten ins neue Jahr. Die Kursverluste aus der zweiten Januarhälfte konnten jedoch im Februar/März mehr als wettgemacht werden. Der Sensex erzielte am 24. März 2014 ein neues Allzeithoch von 22.074 Punkten. Seit Jahresbeginn gewann der Sensex somit rd. 4%. Zu den positiven Einflussfaktoren zählen neben abnehmenden Leistungs- und Zahlungsbilanzdefiziten auch solide Quartalsergebnisse. Zudem dürfte die konjunkturelle Talsohle in 2014 durchschritten werden. Der Wechsel an der Zentralbankspitze, wo jetzt der ehemalige IWF-Chefökonom Rajan das Zepter schwingt, wirkte sich ebenso positiv auf die Märkte aus wie die Stabilisierung der längere Zeit schwachen Währung. Nicht zuletzt geben eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in den USA, in weiten Teilen Europas und in Japan ebenso Rückenwind wie der beste Monsun seit 15 Jahren, der die Agrarwirtschaft in 2014 beflügeln dürfte. Zu den negativen Faktoren gehören nach wie vor der Reformstau, eine überbordende Bürokratie (mit der Folge deutlich sinkender ausländischer Direktinvestitionen), politische Unsicherheiten (Parlamentswahlen im April/Mai 2014), der Ausstieg der US-Notenbank aus der ultraexpansiven Geldpolitik sowie die relativ hohe Inflation. Für 2014 prognostiziert der Konsensus auf Jahresbasis einen Anstieg des Wachstums der Unternehmensgewinne in Höhe von rd. 16% (J/J), was eine spürbare Beschleunigung ggü. dem Vorjahr (+9% J/J) bedeutet. Das entsprechende KGV für 2014 liegt damit bei rd. 15. Somit ergibt sich ggü. dem MSCI Asien Pazifik (ex Japan)-Index ein üppiger Bewertungsaufschlag von 40%. Der indische Aktienmarkt ist damit u.E. nicht mehr günstig bewertet. Der Ausgang der bevorstehenden Parlamentswahl dürfte entscheidend für die weitere Entwicklung an der Börse sein. Wir bestätigen unser neutrales Votum für die indische Aktienbörse.
Zinsen und Anleihen
Eigentlich bestätigen die Daten derzeit jene, die eine zuversichtliche Konjunktureinschätzung haben: Die US-Notenbank erwartet, dass sich die Auslastung der US-Wirtschaft weiter verbessert und sie in gut einem Jahr die Zinsen erhöhen kann. Und auch in Europa mehren sich die Anzeichen für eine Erholung; in der Folge sind die Renditeaufschläge beispielsweise für portugiesische oder italienische Staatsanleihen seit mehren Monaten rückläufig. Auch gestern stützten einige Marktdaten dieses optimistische Bild. So stieg der Markit-Einkaufsmanagerindex für Frankreich kräftig an. Andere Indizes wie z.B. für Deutschland zeigten zumindest eine Konsolidierung: Nach Anstiegen in den Vormonaten tendierten sie seitwärts oder gingen nur leicht zurück. Selbiges galt auch für das belgische Unternehmensvertrauen – der Stimmungsindikator ging leicht zurück. Schon am frühen Morgen gab es aber auch Daten für die Pessimisten: Der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China war im fünften Monat in Folge rückläufig. Sorgen vor einer unerwartet kräftigen Konjunkturabkühlung dämpften die Marktstimmung. Auch die Spannungen zwischen Russland und den G7-Staaten hinterlassen weiter Spuren. Berichte von Unter-nehmen, die sich aus Russland und der Ukraine zurückziehen, häufen sich. Die Rentenmärkte profitierten von diesem Stimmungsgemenge und die Kurse von Bundesanleihen zogen leicht an. Wir sehen unsere Einschätzung bestätigt, dass sich die Erholung – auch in Europa – fortsetzen wird, das Tempo dabei aber auch künftig Wünsche offen lässt.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte erwischten gestern trotz vergleichsweiser guter Vorgaben aus Asien einen schwachen Wochenstart. Die Leitindizes verloren um bis zu 1,7% (Italien, Deutschland). Verantwortlich für den Kursdruck zeichneten eine Reihe von unter den Erwartungen liegenden Makrodaten u.a. aus China (HSBC Einkaufsmanagerindex), aus Deutschland (Indizes für Service und Industrie) sowie aus den USA (Market-US-PMI). Vor allem die Konjunktursorgen in Bezug auf China führten zu Abgabedruck bei konjunktursensiblen Werten. Im Dax (-1,7%) gerieten daher insbesondere Titel wie Lanxess (-3,5%) oder Bayer (-3,3%) unter Beschuss. Die Aktie der Lufthansa (-3%) litt unter einem drohenden Pilotenstreik. Positiv präsentierte sich die Aktie der Deutschen Post (+1,7%); hier beflügelten Spekulationen über eine mögliche Anhebung der Prognose für das Briefgeschäft. Stada fiel dagegen aufgrund einer wahrscheinlichen Verfehlung der Jahresziele um 14,6%. Auf europäischer Sektorebene erzielte nur die Branche Nahrungsmittel & Getränke (+0,1%) leichte Gewinne. Die größten Verluste verzeichneten die Sektoren IT (-1,6%) sowie Automobile und Chemie (-1,7%). Die US-Börsen tendierten etwas leichter. Der Dow Jones-Index büßte 0,2% ein. Auch hier belasteten v.a. schwächere Konjunkturdaten aus den USA und aus China. Unter Abgabedruck standen v.a. Aktien aus dem Bereich sozialer Netzwerke (Facebook: -4,7%; Twitter: -4,2%). Positiv tendierte dagegen Apple (+1,2%); hier ist wohl ein gemeinsamer TV-Streaming-Dienst mit Comcast geplant. Auf Sektorebene legten Telekomwerte (+0,3%) am stärksten zu. Pharmaaktien sanken dagegen als Tagesverlierer im Schnitt um 1,4%. Die Börsen in Asien tendierten mehrheitlich leichter. Der Nikkei 225 verlor 0,4% und der südkoreanische KOSPI gab um 0,2% nach.