Commerzbank: Japans Konjunktur verliert an Dynamik – Nikkei 225 weiterhin relativ schwach
Japans Wirtschaft ist zuletzt langsamer als erwartet gewachsen. Real legte das BIP in Q4 2013 nur noch um annualisiert 0,7% zu. Der Grund für die Korrektur nach unten liegt zum einen an geringeren Unternehmensinvestitionen (0,8% nach zuvor geschätzten 1,3% Q/Q) sowie zum anderen an den nach unten revidierten Konsumausgaben (0,4% nach 0,5% Q/Q). Damit ist die japanische Wirtschaft in 2013 um 1,5% (J/J) gewachsen. Bei einigen Investoren wächst nun die Sorge, dass die im April 2014 in Kraft tretende Erhöhung der Konsumsteuer von 5% auf 8% zu einer weiteren Schwächung des Wachstums führen wird. Sollte sich die konjunkturelle Abschwächung fortsetzen, steigt u.E. die Wahrscheinlichkeit für eine noch expansivere Geldpolitik der japanischen Notenbank in Q2. Die Abschwächung des Yen hat aufgrund der hohen Abhängigkeit von Energieimporten sowohl die Handels- als auch die Leistungsbilanz stärker in die roten Zahlen gedrückt. Im Januar 2014 kletterte das Defizit in der Leistungsbilanz auf einen Rekordwert, wofür v.a. der starke Anstieg von Einfuhren fossiler Energieträger (+30%) verantwortlich zeichnet. Ein Spiegelbild der sich abschwächenden konjunkturellen Dynamik ist der japanische Aktienmarkt. Der Nikkei 225 büßte seit Jahresbeginn rd. 9% an Wert ein. Die Verschnaufpause ist nach dem kräftigen Anstieg des Leitindex in 2013 sowie nach der spürbaren Abwertung des Yen aus unserer Sicht verständlich. Der Markt verharrt in einer Art Lauerstellung. Die Investoren warten auf Entscheidungen von Premier Abe in Bezug auf nachhaltige Strukturreformen. Zu diesen gehören u.a. die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie die Senkung von Unternehmensteuern. Da bislang hier wenig geschehen ist, bestätigen wir zunächst unser neutrales Votum für den japanischen Aktienmarkt.
Zinsen und Anleihen
Nachdem die grundsätzlich positive Stimmung an den Finanzmärkten in den letzten Wochen geholfen hat, Risiken wegzuwischen, zeigt sich nun doch eine wachsende Verunsicherung, von der vor allem die Kurse der Bundesanleihen profitieren. Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen fiel gestern auf 1,59%. Zu Jahresbeginn lag die Rendite nur wenig unter 2%. Die Belastungsfaktoren kumulieren sich: Eine drohende Eskalation der Krim-Krise, ungewohnt geringe Produktionszuwächse in China – erstmals ist dort eine Unternehmensanleihe insolvenzbedingt ausgefallen – und Unsicherheit über die internationalen Folgen einer strafferen Geldpolitik. Zudem zeigten gestern schwache Zahlen zur Industrieproduktion im Euroraum im Januar, dass die Erholung in der Währungsunion noch auf tönernen Füßen steht. Allerdings waren die schwachen Produktionsdaten – vor allem in Frank-reich und den Niederlanden – bereits bekannt. Dass die Analystenschätzungen trotzdem häufig deutlich abweichen – für Januar wurde im Durchschnitt ein Zuwachs von 0,5% zum Vormonat erwartet statt des nun ausgewiesenen Rückgangs um 0,2% –, liegt vor allem daran, dass Eurostat eine eigene Saisonbereinigung durchführt, die zu schwer prognostizierenden Ergebnissen führt. Die heute Morgen aus China gemeldete Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion blieben hinter den Erwartungen zurück. Somit dürften weitere Beobachter ihre Wachstumserwartungen nach unten anpassen.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern weiter abwärts. Angesichts der sich nicht entspannenden Rhetorik im Zuge der Krim-Krise, wieder stärker werdender Konjunktursorgen (Industrieproduktionsdaten, Verfall beim Kupfer-preis) und auch tendenziell unter den Erwartungen liegender Quartalszahlen war die Kaufbereitschaft unter den Investoren nicht sehr ausgeprägt. Der Hinweis von Rohstoffanalysten, dass der Verfall beim Kupferpreis zu einem großen Teil auch Sonderfaktoren geschuldet sein könnte und nicht unbedingt als konjunktureller Warnhinweis zu verstehen sei, fand eher wenig Gehör. Allerdings führten nicht die Grundstofftitel (-0,5%) die Verlierer auf der Branchenseite (Stoxx) an, sondern der Konsumgütersektor (-2%). Hier hatte gestern der ital. Luxusgüterproduzent Tod’s (-5,1%) schwache Zahlen verkündet. Doch nicht Tod’s sorgten für den hohen Sektorverlust, sondern der Dividendenabschlag bei BAT, der in der Sektorperformance nicht bereinigt wird. Letztendlich schloss kein Sektor im Plus. Zyklische Sektoren verloren überdurchschnittlich und traditionell defensive Sektoren wie Versorger (-0,1%) und Telekoms (-0,2%) konnten sich noch am besten halten. Im Gegensatz zu den schwachen europäischen Märkten konnte sich der US-Markt nach schwächerem Beginn wieder auf das Niveau des Vortages zurückkämpfen. Die Krim-Krise und Sorgen über die Konjunktur in China deckelten aber die Kurse. Schwache Makrodaten aus China heute morgen machten allerdings nicht allen Indizes zu schaffen. Während der Hang Seng (-0,6%) und der HS China Enterprise Index (-0,4%) nach anfänglichen Gewinnen ins Minus rutschten, zeigten sich die chin. Festlandbörsen (rd. +1%) und die Märkte in Thailand (+0,9%) und Indien (+0,4%) unbeeindruckt.