Paion-Bilanz erfüllt alle Erwartungen – Aktie mit Kurssprung
Das Biopharmaunternehmen Paion hat am Mittwoch die mit Spannung erwartete Bilanz für das Jahr 2013 vorgelegt. Spannend weniger wegen der Zahlen, sondern vor allem aufgrund erwarteter Neuigkeiten zum wichtigsten Projekt der Aachener: dem Narkosemittel Remimazolam. Der Wirkstoff soll in Konkurrenz zu derzeit genutzten Mitteln wie zum Beispiel Propofol treten, das im Zuge des Todes des Musikstars Michael Jackson zu trauriger Berühmtheit gelangte. Die Aussichten sind vielversprechend, langfristig soll Remimazolam einmal jährliche Spitzenumsätze von bis zu 1,5 Milliarden Euro einspielen, wovon wohl rund 10 Prozent in der Paion-Kasse landen würden – so zumindest bisherige grobe Schätzungen, die sich aber noch massiv verändern können.
Doch noch sind zulassungsrechtliche Hürden zu überwinden, allen voran die Freigabe des Narkosemittels in verschiedenen Anwendungsgebieten für den Markt durch die Behörden. Bisher hat Remimazolam alle Erwartungen erfüllt und gute Testergebnisse abgeliefert. Das Mittel zeigt Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten, Paion hofft vor allem in den USA auf einen breiten Markt. Ein wesentlicher Vorteil vom Remimazolam ist unter anderem, dass beim Einsatz des Narkosemittels von den Behörden wahrscheinlich keine Anwesenheit eines Anästhesisten gefordert wird – das spart dem Gesundheitssystem Kosten. In Japan ist die Entwicklungsarbeit im Anwendungsbereich Anästhesie bereits abgeschlossen. Noch in diesem Jahr soll ein Zulassungsantrag durch den Paion-Partner Ono Pharma eingereicht werden. Hier sind die Aachener am weitesten fortgeschritten.
Doch auch in anderen klinischen Tests zeigt sich Remimazolam stark, wie unter anderem jüngst eine Studie am Herzzentrum Leipzig gezeigt hat. Die endgültigen Daten sollen in den kommenden Wochen folgen. Zudem werde neue Studien vorbereitet. Von Bedeutung sind dabei vor allem die weiteren Zulassungsstudien der Phase III in Europa und den USA, an deren Vorbereitung man arbeitet. „Abhängig vom Ergebnis der geplanten und laufenden Studien geht Paion derzeit davon aus, dass die Phase-II- und eine geplante Phase-III-Studie in der Indikation „Anästhesie“ inklusive der Daten aus dem japanischen Entwicklungsprogramm für eine EU-Zulassung ausreichen werden“, so das Fazit der Aachener. In den USA will man sich vor allem auf den Bereich der Kurznarkose als Leitindikation fokussieren.
Interessant ist zudem, welche Strategie Paion bei einer möglichen Vermarktung von Remimazolam einschlägt. Die Aachener wollen sich hierbei offenbar nicht komplett auf Partner verlassen. Es sei geplant, „bestimmte Vermarktungsrechte für Remimazolam für den europäischen Markt zu behalten, um Remimazolam selber oder gemeinsam mit einem Partner in Europa zu vermarkten“, so Paion. Dies steigert im Vergleich zur Weiterentwicklung Remimazolams im Rahmen einer Entwicklungs- und Vermarktungspartnerschaft zwar einerseits zukünftige Einnahmepotenziale für die Aachener, erhöht aber andererseits die Investitionen, die das Unternehmen vor einer Markteinführung stemmen muss, und damit natürlich auch das Risiko.
Paion-Zahlen und Ausblick ohne große Überraschungen
Der Blick auf die Paion-Zahlen für 2013. Das Aachener Unternehmen hat 4,2 Millionen Euro umgesetzt, die Summe entstammt vor allem aus Zahlungen von Remimazolam-Entwicklungspartnern. Den Verlust beziffert man auf 2,2 Millionen Euro. 2012 hatte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 26,8 Millionen Euro erzielt und 16 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet – allerdings aufgrund eines Sonderfaktors: Paion hatte das Desmoteplase-Projekt für 20,1 Millionen Euro an den Lundbeck-Konzern veräußert, weshalb die Zahlen der beiden Jahre nicht direkt vergleichbar sind. Dass die Paion-Aktie vom General Standard in den stärker regulierten Prime Standard wechseln soll, dürfte dagegen einige Marktteilnehmer positiv überraschen und wird bei Investoren zusätzliches Interesse für das Papier bringen.
Die Zahlen für das vergangene Jahr sind etwas besser als erwartet, insgesamt fällt das 2013er-Zahlenwerk aber ohne große Überraschungen aus – wir hatten dies erwartet, womit die Zahlen kaum eine Bedeutung für den Aktienkurs entfalten. Das gilt auch für den Ausblick auf die 2014er-Zahlen. Paion-Chef Wolfgang Söhngen stellt Meilensteinzahlungen von bis zu einer Million Euro in Aussicht, ebenso einen hohen einstelligen Millionenverlust, resultierend vor allem aus den höheren Kosten für die Entwicklungsarbeiten an Remimazolam. Mögliche neue Partnerdeals der Aachener können diese Zahlen aber noch deutlich verbessern. Entscheidend für die Entwicklung des Paion-Aktienkurses wird 2014 und 2015 sein, wie gut die Aachener bei der Entwicklung von Remimazolam voran kommen. Finanzielle Sorgen muss man sich erst einmal nicht machen, nachdem jüngst eine Kapitalerhöhung platziert wurde, die Gesellschaft ist bis Anfang 2016 komplett finanziert.
Charttechnik der Paion-Aktie bleibt spannend
Es wird spannend sein, wie der Paion-Aktienkurs in der nächsten Zeit auf die heutigen News nach der vorherigen massiven Kursrallye reagiert – diese hatte das Papier binnen einiger Wochen von 0,85 Euro auf Ende Februar erreichte 4,98 Euro explodieren lassen. Im frühen Handel am Mittwoch geht es gegenüber dem gestrigen Schlusskurs, der bei 4,11 Euro mit 2,83 Prozent im Minus lag, deutlich nach oben.
Die Charttechnik des Paion-Aktienkurses war zuletzt von einer enormen Volatilität mit heftigen Kurssprüngen geprägt. Das dürfte sich kaum ändern, denn nach wie vor bleibt die Paion-Aktie ein spekulativer Titel, der von Nachrichten getrieben ist. Charttechnisch sind übergeordnet entscheidende Marken am bisherigen Verlaufshoch bei 4,88/4,98 Euro zu finden, nach unten hin zudem an den Unterstützungen um 4 Euro sowie bei 3,50 Euro. Ein Rutsch unter die 4-Euro-Marke könnte den Paion-Aktienkurs in Richtung der wichtigen Supportzone knapp unterhalb von 3 Euro rutschen lassen, die noch im Januar und Anfang Februar dieses Jahres eine enorm wichtige Widerstandszone war.
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