Commerzbank Märkte im Überblick: Eurostärke und USD-Schwäche
Der EUR hat nach der EZB-Ratssitzung vom vergangenen Donnerstag kräftigen Aufwind erhalten. Gegenüber dem USD erklomm er den höchsten Stand seit Herbst 2011. Er profitiert von der erloschenen Zinssenkungsphantasie im Euroraum sowie den zuletzt erfreulichen heimischen Konjunkturdaten, die in der Summe die Erwartungen trafen oder gar zum Teil überboten. Dies geht einher mit der Wahrnehmung eines weiteren Abklingens der Krise im Euroraum an den Märkten; bester Beleg dafür sind die massiv gesunkenen Renditeaufschläge für Anleihen der Peripherieländer. Dies sind Indizien einer EUR-Stärke.
Auf der anderen Seite durchläuft der USD eine schwierige Phase. Seit zwei Monaten überraschen die US-Konjunkturdaten in der Summe negativ. Dies ist zwar hauptsächlich dem strengen Winter dort geschuldet, doch hegt der Markt naturgemäß Zweifel, ob nicht noch mehr dahinter steckt. Eng mit dieser Skepsis verbunden ist die geldpolitische Erwartung. Zwar geht der Markt unter dem Eindruck der einschlägigen Kommentare seitens der Fed-Gouverneure davon aus, dass die Rückführung der Anleihekäufe (Tapering) weitergeht; doch eine stärkere Reduzierung als jeweils um 10 Mrd. USD bei jeder der kommenden FOMC-Sitzungen ist derzeit kaum vorstellbar - eher vielleicht sogar eine Reduzierungspause, sollte sich die US-Wirtschaft nicht wie erhofft aus ihrer Winterstarre lösen. Daher nimmt es auch nicht wunder, dass der Markt die zinspolitische Wende der Fed derzeit eher für den Herbst 2015 denn für Mitte 2015 veranschlagt.
Hier könnten sich aber im Jahresverlauf deutlichere Verschiebungen ergeben, allein schon, wenn sich der Markt unter dem Einfluss wieder besserer US-Konjunkturdaten unserer Einschätzung einer US-Leitzinswende zur Jahresmitte 2015 annähert. Erst dann dürfte die USD-Schwäche vorbei sein.
Zinsen und Anleihen
Zum Wochenstart gab es trotz schwacher Konjunkturdaten aus China wenig Bewegung an den Rentenmärkten. Auf den am Wochenende für China gemeldeten drastischen Rückgang der Exporte im Februar reagierten die Rentenmärkte wenig, da Verzerrungen aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes in den beiden ersten Monaten normal sind. Am Nachmittag bekamen insbesondere die europäischen Staatsanleihen Rückenwind von der Verschärfung der Krise auf der Krim. Medienberichten zufolge wurde bei der Übernahme eines ukrainischen Militärposten geschossen. Die Befürchtungen einer Eskalation haben die Anleger offenbar von Investitionen in risikoreichere Assetklassen abgehalten. Die Bundesanleihen profitierten von der Flucht in sichere Häfen. Die Staatsanleihen der EWU-Peripherie verzeichneten größtenteils noch höhere Kursgewinne. So sanken die Renditen von Portugal, Spanien und Italien stärker als die der Bundesanleihen. Damit setzte sich auch gestern der freundliche Trend in der Peripherie fort. Die EU-Finanzminister hatten gestern bei ihrem Treffen ein umfangreiches Programm zu bewältigen. Die Agenda reichte vom Hilfspaket für die Ukraine über die Genehmigung der nächsten Hilfstranche für Portugal und Griechenland bis hin zu noch offenen Punkten bei der Bankenunion. So sollte bis zum Ende der Legislaturperiode des Parlaments im Mai ein Kompromiss bezüglich eines einheitlichen Bankenabwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism SRM) gefunden werden. Bis dahin bliebe die Verantwortung der Bankenabwicklung auf nationaler Ebene und wäre nicht aufeinander abgestimmt. Deshalb drängt vor allem die EZB darauf, dass der institutionelle Rahmen für den SRM schnell verabschiedet wird.
Aktien
Hatte es zum Handelsauftakt noch so ausgesehen, als könnten sich die europäischen Börsen etwas von den Abschlägen am Freitag erholen, so setzte bereits am frühen Vormittag wieder der Abwärtstrend ein, der besonders dem deutschen Leitindex Dax 30 erneute Verluste bescherte. So konnten zwar die enttäuschenden Makrodaten aus China und Japan einigermaßen aufgefangen werden, doch Meldungen über bewaffnete Auseinandersetzungen auf der Krim sorgten dann wieder für steigende Nervosität bei den Marktteilnehmern. Im Dax konnte mit FMC lediglich ein Titel leicht zulegen. Besonders belastet von der wachsenden Konjunkturskepsis zeigte sich ThyssenKrupp (-3%). Deutlich besser entwickelte sich der Leitindex des Euroraums, der EUROSTOXX 50. Hier hielten sich Gewinner und Verlierer die Waage. Besonders stark präsentierte sich unter Führung von Orange (+4,3%) der Telekomsektor (+0,9%). UniCredit (+3%) legte nach einem positiven Analystenkommentar deutlicher zu. Banken (+0,6%) gehörten wie Baustoffe (+0,8%) zu den wenigen Branchen, die fester tendierten. Deutlicher unter Druck gerieten vor allem Automobile (-1,7%) und Grundstoffe (-1,3%). Ebenfalls vergleichsweise stabil präsentierte sich die Wall Street, lediglich der Dow Jones gab leicht nach. Größere Kursschwäche zeigte lediglich Boeing (-1,3%) wegen erneuter Produktionsprobleme beim Dreamliner. Die meisten Branchen tendierten gehalten bis etwas schwächer, Pharma (+0,4%) legte leicht zu. Die asiatischen Börsen können sich heute Morgen marginal stabilisieren. Auch die europäischen Märkte dürften mit diesen Vorgaben aus Übersee wieder etwas fester eröffnen. Neben dem Treffen der EU-Finanzminister bleibt die geopolitische Lage in der Ukraine das bestimmende Thema.