Commerzbank Börsencompass: Wann reagieren Platin- und Palladiumpreise auf Streik?
Seit fünf Wochen wird die südafrikanische Platinminenindustrie durch die radikale Gewerkschaft AMCU bestreikt. Betroffen sind ca. 75% der Produktion. Der Produktionsausfall von täglich ca. 10.000 Feinunzen Platin und ca. 5000 Feinunzen Palladium verringert das globale Angebot um 40% bzw. 20%. Bisher haben die Preise darauf aber nicht reagiert. Anders als Ende 2012 kam dieser Streik nicht überraschend. Produzenten und wohl auch Verbraucher haben deswegen Vorsorge getroffen. Bei den Produzenten reicht diese wohl für 6-8 Wochen. Auch die hohen Bestände in ETFs und der Überschuss an Long-Positionen am Terminmarkt wirken als ein Angebotspuffer. Möglicherweise haben Produzenten und Verbraucher diese Vehikel genutzt, um sich abzusichern. So wäre der leichte Abfluss aus ETFs, trotz Streik, in den letzten Wochen zu erklären. Aber auch das Sentiment für konjunkturzyklische Rohstoffe war zuletzt schwach, sodass sich spekulative Marktteilnehmer zurückhielten. Aber der Streik dauert an und mit jedem Tag werden die Puffer geringer. Zudem sind die beiden anderen Edelmetalle – Gold und Silber - deutlich im Preis gestiegen, was das Interesse auch für Platin und Palladium erhöhen dürfte. Die Angebotsausfälle sind enorm und der industrielle Bedarf wenig preissensitiv (ca. 60% bzw. ca. 90% Nachfrageanteil), sodass im engen Platin- und Palladiummarkt ein sehr starker Preisanstieg erfolgen könnte, wenn klar wird, dass die Puffer bei Produzenten und Verbrauchern aufgebraucht sind. Selbst wenn der Streik wider Erwarten bald beigelegt werden sollte, dürfte der Platinmarkt wegen fehlender Investitionen eng bleiben.
Zinsen und Anleihen
In den vergangenen beiden Tagen war Italien sehr erfolgreich am Primärmarkt tätig. Am Dienstag emittierte das Land zwei Staatsanleihen mit einem Volumen von 3,5 Mrd. EUR und gestern Geldmarktpapiere mit einem Umfang von 8,5 Mrd. EUR. Die Rendite der 182 Tage laufenden Papiere erreichte ein Rekordtief von 0,445%. Auch im längeren Laufzeitenbereich gingen die Renditen weiter zurück und zeigten eine bessere Entwicklung als spanische oder portugiesische Staatsanleihen. Die positive Entwicklung in Italien geht auf Vorschusslorbeeren für den neuen Ministerpräsident Renzi zurück, der sich ein anspruchsvolles Reformpaket vorgenommen hat. Im Fokus steht eine Arbeitsmarktreform, deren Details im März veröffentlicht werden sollen. Am wichtigsten dürfte dabei die Lockerung des Kündigungsschutzes sein. In Italien sind bislang unbefristete Vollzeitkräfte so gut wie unkündbar. Der Lohnfindungsprozess ist auch reformbedürftig, denn die Lohnzuwächse orientieren sich an den Verbraucherpreisen und nicht an der Produktivität. Durch den starren Arbeitsmarkt hat Italien an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Während in Portugal und Spanien schon wirksame Reformen während der Schuldenkrise umgesetzt wurden, stehen diese in Italien noch aus, da der Technokrat Monti und sein Nachfolger Letta nur kleine Schritte durchsetzen konnten. Renzi scheint sich dabei keinen Illusionen hinzugeben. Es bleibt ein schwieriges Unterfangen, da er, wie schon seine Vorgänger, mit politischen Widerständen auch aus seinen eigenen Reihen zu kämpfen hat.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte mit Ausnahme der Börse in der Schweiz (SMI: +0,3%) zumeist etwas schwächer. Das Marktgeschehen ist nach dem deutlichen Anstieg vieler Indizes im Februar derzeit von Vorsicht geprägt. Gute Konjunkturdaten aus Deutschland (überraschend gutes Konsumklima) vermochten dem Aktienmarkt ebenfalls keine entscheidenden Kaufimpulse zu geben. In diesem Umfeld verlor der Dax 0,4%. Tagesverlierer im deutschen Leitindex waren Versorgeraktien. So büßte die Notierung von RWE um 4,2% ein; E.ON verlor 2,9%. Spekulationen über künftig möglicherweise weiter sinkende Dividenden belasteten die Kurse. Die Aktie von Lanxess büßte nach Vorlage von Zahlen 2,7% ein. Die Notierungen von Fresenius litten u.a. unter einer Votenherabstufung. Auf europäischer Sektor-ebene legten Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke mit durchschnittlichen Gewinnen in Höhe von 0,4% am stärksten zu. Der Sektor Versorger wies mit einem Minus von 1,1% die größten Verluste auf. Die US-Börsen verzeichneten leichte Gewinne. Der Dow Jones-Index gewann 0,1%. Für Unterstützung sorgten u.a. besser als erwartet ausgefallene Daten vom Immobilienmarkt. Auf Sektorebene (S&P 500) verzeichneten Rohstofftitel (+0,7%) die größten Zugewinne. Werte aus den Sektoren Versorger und Energie verloren da-gegen im Schnitt 0,5% bzw. 0,6%. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 rd. 0,3% verlor (verkauft wurden v.a. Immobilienentwickler und Versicherer), legte der KOSPI (Korea) um ca. 0,4% zu. Der Schanghai A-Index erholte sich leicht von der Verlustserie der Vortage und stieg um 0,3%.