Commerzbank Börsencompass – Langsamere Konjunkturerholung im Euroraum
Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für den Euroraum blieben im Februar etwas hinter den Erwartungen zurück. Der Gesamtindex fiel von 52,9 auf 52,7 Punkte. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg auf über 53 Punkte. Speziell die Stimmung in der Industrie ist weniger euphorisch, der Indikator fiel von 54 auf 53 Punkte zurück. Die Komponente für das Dienstleistungsgewerbe stieg hingegen leicht um 0,1 auf 51,7 Punkte. Allerdings verblieben alle Komponenten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Die Eurozone folgt damit den sich abschwächenden globalen Einkaufsmanagerindizies und zeigt die Abhängigkeit der europäischen Volkswirtschaften von der Weltwirtschaft auf. Die Turbulenzen in den Schwellenländern hatten als Gegenreaktion in einigen Ländern Zinserhöhungen zur Folge, um Kapitalabflüsse zu dämpfen. Eine geringere Binnennachfrage in diesen Ländern könnte auch europäische Exporte belasten. Auch der chinesische PMI für die Industrie zeigte einen Rückgang von 49,5 auf 48,3 Punkte im Februar auf. Die Einkaufsmanagerindizes reflektieren zusammen mit anderen Daten (wie dem rückläufigen ZEW-Index und der Industrieproduktion), dass der Start ins neue Jahr weniger dynamisch verläuft als von vielen erhofft. Angesichts der weiterhin rückläufigen Inflation wird sich die EZB zunehmend dem Druck ausgesetzt sehen, auf der kommenden Sitzung am 06. März zusätzliche expansive Schritte einzuleiten. Vorher stehen jedoch noch weitere Daten zur Inflation, der Kreditvergabe sowie der Economic Sentiment Indicator auf dem Terminkalender.
Konjunktur und Rentenmärkte
Nach den klaren Aufwärtssignalen zum Ausklang des letzten Jahres liefern die Konjunkturdaten derzeit ein viel unklareres Bild über die weltweite Konjunktur. An den schwachen Daten aus den USA in den letzten Wochen ist der harte Winter sicherlich mit Schuld und das Neujahrsfest in China dürfte dort Einfluss auf die Konjunkturdaten gehabt haben. Vor diesem Hintergrund sollten keine allzu voreiligen Schlüsse aus den Konjunkturdaten gezogen werden. Im Euroraum setzt sich die Erholung zwar fort, das Aufwärtstempo lässt aber weiterhin Wünsche offen. In dieses Bild passen auch die gestern von Markit veröffentlichten Ergebnisse ihrer Einkaufsmanagerbefragungen. Der Gesamtindex liegt weiter klar über 50, fiel aber im Februar leicht zurück. Aus den USA wurden zwei gegenläufige Indikatoren zur Stimmung in den Unternehmen gemeldet: Der Indikator der Philadelphia Fed fiel in den negativen Bereich, während der Indikator des Markit-Forschungsinstituts kräftig stieg. Das Preisklima in den USA ist weiterhin ruhig, die Verbraucherpreise stiegen im Januar nur um 0,1%. Die Rentenmärkte quittierten die sich abwechselnden Daten mit entsprechenden Kursausschlägen. Am Ende gingen die Kurse von 10-jährigen Bundesanleihen gegenüber dem Vortagesschluss leicht zurück. Angesichts der durchwachsenen Daten fühlen wir uns mit unserer Prognose wohl: Die Erholung dürfte sich mit verhaltenem Tempo sowohl in den USA wie im Euroraum fortsetzen. Die Renditen dürften somit nur langsam steigen.
Aktienmärkte
Der erneut enttäuschende HSBC Flash PMI in China sorgte an den europäischen Aktienmärkten zur Eröffnung für deutlichen Kursdruck, von dem sie sich allerdings sukzessive erholen konnten. Auch das am Vorabend veröffentlichte FOMC-Protokoll hatte mit der Erkenntnis, dass die US-Notenbanker damit beginnen, über ihr Niedrigzinsversprechen nachzudenken, für Verunsicherung gesorgt. Dass der DAX30 trotz einer freundlich eröffnenden Wall Street seine Kursverluste nicht wie der EUROSTOXX 50 vollends wieder aufholen konnte, lag sicherlich auch an dem vorsichtigen Geschäftsausblick von Henkel (-4,2%) und den wenig inspirierenden Zahlen der Deutschen Börse (-1,1%). Die Aktien der Deutschen Bank tendierten nach der Meldung über den anstehenden Vergleich mit den Kirch-Erben ebenfalls leicht schwächer (-0,9%). Die etwas bessere Entwicklung der Aktien im Leitindex des Euroraums lag hauptsächlich an der positiven Tendenz der Branchen Energie (+1,2%) und Versorger (+1,1%), vor allem die eher zyklisch ausgerichteten Sektoren gaben nach. Im Gegensatz zu Europa lagen alle US-Branchen im Plus, angeführt von einem starken Telekomsektor (+2%). Unter den Einzel-werten stach Verizon (+3,4%) hervor. Die größten Schlagzeilen hatte Facebook (+2,3%) nach der angekündigten Übernahme von WhatsApp. Schwächster Wert war nach enttäuschenden Quartalsdaten Wal-Mart (-1,8%). Die Börsen Asiens tendieren heute Morgen insgesamt freundlich, nur in China wirken noch die schwachen PMI-Daten nach. Mit diesen positiven Überseevorgaben sollten auch die europäischen Märkte fester eröffnen. Bis auf den Verkauf bestehender Häuser (USA) sind heute kaum marktbewegende Daten zu erwarten.