Commerzbank Börsencompass – Goldpreis mit Trendumkehr
Bereits vor einigen Wochen haben wir auf den Bruch des Goldabwärtstrends hingewiesen. Inzwischen ist die Entwicklung noch eindeutiger, sodass von einer Trendumkehr auszugehen ist. Der fundamentale Hintergrund ist das Austrocknen der Abgaben vom Terminmarkt sowie von ETF-Beständen und das gleichzeitige Anhalten der hohen asiatischen Nachfrage. Bereits dieses austrocknende Angebot hat für die Trendumkehr ausgereicht. Die Investmentnachfrage am Termin- und ETF-Markt ist jedoch noch nicht zurückgekehrt. Die Skepsis ist hier weiter sehr ausgeprägt, was für ein hohes schlummerndes Nachfragepotential spricht. In Asien wurde dieses 2013 vor allem auch durch den Preisrückgang geweckt. Die Nachfrage Indiens stieg, trotz Importrestriktionen, überraschend um 13% auf 975t, wie der World Gold Council (WGC) diese Woche offiziell meldete. Dies bestätigt unsere Erwartung einer per Saldo stabilen indischen Nachfrage auf hohem Niveau. Indien liegt nun offiziell nur noch auf dem zweiten Rang hinter China, dessen Konsumnachfrage 2013 laut WGC um 32% auf 1.066 t gestiegen ist. Allerdings ist die gesamte Goldnachfrage Chinas wohl wesentlich höher, denn allein der Goldimport aus Hongkong betrug 2013 1.495t. Zumindest die eigene Produktion von 428t in 2013 ist wohl an die Zentralbank gegangen. So haben China, Indien und das restliche Asien alleine das Goldangebot 2013 in Höhe von 4.340t absorbiert. Für die potentielle westliche Investmentnachfrage besteht also nur Raum, wenn Asien weniger Gold nachfragt, denn das Angebot aus Minenproduktion und Recycling wird wohl weiter fallen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die freundliche Tendenz setzte sich an den Rentenmärkten auch gestern fort, doch im späteren Handel wurden die Kursgewinne wieder größtenteils aufgezehrt. Im Blickpunkt standen Konjunkturdaten aus den USA, die wiederum deutlich schwächer als erwartet ausfielen. So brachen im Januar die Hausbaubeginne um 16% M/M auf 880.000 (beides annualisiert) regelrecht ein. Auch die Hausbaugenehmigungen sanken deutlich, mit -5,4% M/M aber geringer. Aufgrund des drastischen Rückgangs des NAHB-Index am Dienstag waren zwar schwache Daten erwartet worden, aber nicht in dem Ausmaß. Die momentane Schwäche in der US-Konjunktur kann zum Teil dem extremen Winterwetter zugeschrieben werden. In dem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll der Fed-Sitzung vom 28./29. Januar hieß es, dass die Forward Guidance angepasst werden müsse. Die Arbeitslosenquote ist im Januar auf 6,6% gesunken und damit überraschend schnell in Richtung der Marke von 6,5%, ab der die Fed ursprünglich über erste Zinserhöhungen nachdenken wollte. Einige Fed-Mitglieder möchten an der Arbeitslosenquote als Richtschnur festhalten, andere bevorzugen die Inflationsrate. Das Tapering jedenfalls soll fortgesetzt werden. Die Aufstockung der 10-jährigen Bundesanleihe verlief gestern nicht zufriedenstellend. So belief sich die Nachfrage nur auf 4,33 Mrd. Euro bei einem Angebotsvolumen von 5 Mrd. EUR. Die schwache Nachfrage ist offenbar auf die Zurückhaltung der Investoren auf dem niedrigen Renditeniveau zurückzuführen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte uneinheitlich. Die Kursverluste hielten sich aber mit Ausnahme der Börse in Österreich (-0,8%) in engen Grenzen. Nach dem jüngsten Anstieg verharren viele Anleger momentan an der Seitenlinie. Politische Risiken (u.a. in der Ukraine und in Thailand) sowie schwächere Makrodaten in den USA sorgen ebenso für Zurückhaltung wie die restriktivere Geldpolitik in China. Letztere weckt Befürchtungen über eine möglicherweise weitere Verlangsamung des Wachstums im Reich der Mitte. Für Sorgenfalten sorgte auch der IWF, der vor Risiken für das Wachstum der Weltwirtschaft warnte. Der Dax schloss gestern unverändert. Tagesgewinner war die Aktie von ThyssenKrupp (+1,3%), die damit ihren Aufwärtstrend fortsetzte. Die Verschärfung der Regeln für ausländische Banken in den USA belastete Banktitel; so verloren Commerzbank 3,2% und die Deutsche Bank 1%. Auf europäischer Sektorebene waren Versorgeraktien mit einem durchschnittlichen Plus von 0,7% am stärksten gesucht. Der Sektor Reise & Freizeit wies mit einem Minus von 0,6% die größten Verluste aus. Die US-Börsen tendierten schwächer. Der Dow Jones Index verlor 0,6%. Neben dem Sitzungsprotokoll der Fed belasteten auch schwächere Daten vom Immobilienmarkt. Die Aktie von Facebook markierte ein Allzeithoch; die Firma kaufte für 16 Mrd. USD WhatsApp. Auf Sektorebene (S&P 500) verzeichneten Telekomtitel (+0,5%) die größten Zugewinne. Finanzwerte verloren dagegen im Schnitt 1,3%. Die Börsen in Asien tendierten zumeist schwächer. Der Nikkei 225 gab um 2,2% nach. Belastend wirkten sich u.a. schwächere Makrodaten aus China aus. H-Aktien in Hongkong büßten rd. 1% ein.