Commerzbank Börsencompass: Chinas Wachstum wird trotz Januardelle robuster
Die schwächeren Einkaufsmanagerindizes für China im Januar sorgten für Verunsicherung nicht nur in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit des chinesischen Wachstums, sondern im Zusammenspiel mit den Krisenmeldungen aus der Türkei und Südafrika sowie schwachen US-Konjunkturdaten auch hinsichtlich der globalen Wachstumserholung. Die Rückgänge des HSBC PMI für das verarbeitende Gewerbe von 50,5 auf 49,5 Punkte und damit unter die Expansionsschwelle sowie des Dienstleistungs-PMI von 50,9 auf 50,7 sind zu einem Teil dem raschen Zinsanstieg und zum anderen Teil aber wohl auch einer gewissen Inaktivität vor dem Neujahrsfest (31. Januar) geschuldet. Der Zinsanstieg wurde seit Mitte Januar aber scharf korrigiert und nach Ende der Feiertagswoche in China gibt es Anzeichen für eine Aktivitätsbelebung. So tendierten die Aktienmärkte fest. Gleichzeitig wurden die beiden entscheidenden Faktoren für den seit August 2013 zu beobachtenden unterschwelligen Belebungstrend bestätigt: 1. Die Lagerbestände in China sind weiter niedrig, wie die offiziellen PMI`s zeigen, was die Produktion belebt. 2. Der Export gibt zunehmende Impulse, wie der Anstieg um 10,6% gg. Vj. im Januar bestätigt. Das Wachstum Chinas wird also robuster. Auch wenn zweistellige Wachstumsraten basisbedingt der Vergangenheit angehören, gibt China der Weltwirtschaft damit substantielle Impulse. Da die schwachen US-Konjunkturdaten wohl dem kalten Winter zuzuschreiben und die Emerging-Markets-Krisenherde differenziert zu sehen sind, sollte die Verunsicherung der Märkte als Chance verstanden und weiter auf eine globale Wachstumserholung gesetzt werden.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Rentenmärkte tendierten gestern schwächer. Die Renditen in den USA stiegen als Nachwirkung auf die Rede der neuen US-Notenbankchefin Janet Yellen leicht an. Sie betonte am Dienstag vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses, dass die Drosselung der Anleihekäufe der Fed (Tapering) fortgesetzt werde. Einige Marktteilnehmer hatten nach dem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht vom Januar ein Aussetzen des Taperings für möglich gehalten. Noch deutlicher stiegen die Renditen in Großbritannien nach Veröffentlichung des vierteljährigen Inflationsberichts. Die Bank of England (BoE) hält an ihr Niedrigzinsversprechen fest und hat es nach nur 6 Monaten von der Entwicklung der Arbeitslosenquote entkoppelt. Sie macht ihre Zinspolitik von der komplexeren „Outputlücke“ (Differenz zwischen tatsächlicher Produktion und Produktionspotenzial) abhängig. Die BoE geht in diesem Jahr von einem kräftigen Wirtschaftswachstum von 3,4% aus. Die Renditen der Bundesanleihen stiegen kaum. Gestützt wurden sie von der Industrieproduktion, die im Euroraum im Dezember überraschend kräftig um 0,7% M/M zurückging; der starke Anstieg vom November wurde zudem von 1,8% auf 1,6% M/M gesenkt. Dadurch stieg die Produktion im 4. Quartal trotz der deutlich besseren Stimmung mit +0,3% ggü. dem 3. Quartal nur schwach. Damit dürfte das Wachstum im 4. Quartal lediglich 0,2% Q/Q betragen haben. Dies dürfte die EZB darin bestärken, ihre Geldpolitik noch einmal zu lockern.
Aktienmärkte
Auch zur Wochenmitte wirkte die von der neuen Notenbankchefin der USA angekündigte Kontinuität in der Geldpolitik an den europäischen Aktienmärkten weiter nach. Zusätzlich angetrieben von einem überraschend starken chinesischen Außenhandel konnte der deutsche Leitindex im Nachmittagshandel bis knapp unter die Marke bei 9.600 Punkten ansteigen. Erst mit der wenig inspirierenden Eröffnung an der Wall Street kamen die Kurse dann unter Druck. Im Dax 30 profitierte ThyssenKrupp (+3,6%) ähnlich wie andere europäische Rohstoff- und Stahlwerte von den ermutigenden Makrodaten aus dem „Reich der Mitte“. Stark präsentierte sich auch der Dialysespezialist FMC (+1,9%), nachdem der US-Wettbewerber Davita einen zuversichtlichen Ausblick vorgelegt hatte. Am Ende des Kurszettels stand nach einem negativen Analystenkommentar hingegen Beiersdorf (-1,2%). Im EUROSTOXX 50 befanden sich unter der Führung von Soc. Générale (+4,7%) und ING (+3,6%) vor allem Finanztitel auf der Kaufliste. Stärkster Sektor war dennoch erneut die Automobilbranche. An den US-Börsen konnte auch die Zustimmung des Senats zur Aussetzung der Schuldenobergrenze keine weiteren Impulse liefern und die Kurse kamen nach vier Handelstagen mit meist deutlichen Gewinnen wieder leicht zurück. Schlusslicht im Dow Jones war Procter & Gamble (-1,7%), nachdem der Konsumgüterkonzern seine Prognose leicht gesenkt hatte. Stärkster Sektor war die Informationstechnologie (+0,3%). Die asiatischen Börsen geben heute nach der jüngsten Erholungsrally in der Breite nach. Vor allem der Nikkei zeigt sich angesichts des starken Yen rückläufig. Auch die europäischen Märkte sollten mit diesen Vorgaben etwas leichter eröffnen.