Commerzbank Börsencompass - US-Einzelhandel eingefroren
Die gestern veröffentlichten US-Einzelhandelsumsätze für Januar enttäuschten. So sanken die Umsätze um 0,4% zum Vormonat. Auch ohne die schwankungsfreudigen Auto- und Tankstellenumsätze konnten die Einzelhandelsumsätze lediglich auf dem Niveau des Vormonats verharren. Die Dezemberwerte wurden zudem nach unten revidiert. Allerdings dürfen die Daten nicht überbewertet werden. Zwar zeigen sie zusammen mit weiteren Indikatoren wie den Arbeitsmarktdaten, den Auftragseingängen, der Industrieproduktion und dem ISM-Index eine sich abschwächende Dynamik der Konjunktur an; jedoch sind speziell in den beiden Monaten Dezember und Januar extreme Wintereinbrüche in weiten Teilen der USA zu beklagen gewesen. Wetterbedingt sind die Verbraucher schlicht nicht aus den Häusern in die Shopping Malls oder zu den Autohändlern gekommen. Auch die heute zur Veröffentlichung anstehenden Daten der Industrieproduktion für Januar sollten wetterbedingt nochmals schwach ausfallen. Für die kommenden Monate bleibt abzuwarten, wie sich speziell der Arbeitsmarkt entwickelt. Dieser bleibt zunächst das Sorgenkind – ist die Inlandsnachfrage doch das Rückgrat der US-Wirtschaft. Nüchtern muss jedoch festgestellt werden, dass ein dynamischer Start in das neue Jahr verpasst wurde. Inwieweit die Fed den Automatismus des Taperings beibehalten wird, bleibt abzuwarten. Aktuell spricht nichts dagegen: Eine weitere Verschlechterung der Dynamik ist nicht zu erwarten, vielmehr könnte ein Nachholeffekt im Frühjahr die Daten wieder nach oben verzerren.
Konjunktur und Rentenmärkte
An den Rentenmärkten setzte nach einer Reihe schwächerer Tage eine Erholung ein. Bundesanleihen profitierten von der Bestätigung einer nur sehr moderaten Verbraucherpreisinflation in Deutschland (Januar: +1,3% J/J wie schon im Dezember). Dies nährte die Erwartungen, dass die EZB im März zu einer weiteren Reduzierung des Reposatzes schreiten könnte. In diesem Sinne wurde auch der Beitrag im neuen EZB-Monatsbericht gedeutet, wonach die Konsensus-Inflationsprognose der professionellen Marktbeobachter für das laufende Jahr gesunken ist. Nach deutlicher Spreadeinengung gegenüber Bundesanleihen seit Monatsanfang erlitten Peripherieanleihen einen Dämpfer. Auslöser war ein parteiinterner Machtkampf in Italien. Gestern Abend gipfelte der darin, dass die Demokratische Partei Ministerpräsident Letta das Vertrauen entzog; er will heute zurücktreten und den Weg für seinen Rivalen Matteo Renzi freimachen. Auch in den USA erholten sich gestern 10-jährige Tresauries, nachdem die Renditen binnen Wochenfrist um immerhin 20 Basispunkte angestiegen waren. Auslöser waren enttäuschende Konjunkturdaten (Einzelhandelsumsätze, Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe). Bemerkenswert ist die Entwicklung des GBP: es testet gegenüber dem EUR einen wichtigen technischen Widerstand bei 0,822 GBP pro EUR und beim USD eine Widerstandslinie, die es seit 5 Jahren nicht mehr überwinden konnte: Dies ist kein Kompliment für die geldpolitische Erwartungssteuerung der Bank of England, deren Neufassung Mittwoch vorgestellt wurde.
Aktienmärkte
An den europäischen Märkten gingen die Indizes uneinheitlich, aber insgesamt wenig verändert aus dem Handel. Während der Dax um 0,6% zulegen konnte, ging es für die Indizes in Großbritannien, der Schweiz und Italien (je -0,2%) leicht nach unten. Der ital. MIB litt dabei zwischenzeitlich deutlich unter den politischen Unsicherheiten hinsichtlich des Fortbestands der Regierung. Von Seiten der Konjunkturdaten gab es gestern keine große Unterstützung und auch die Berichtssaison fällt weiterhin gemischt aus. So konnten u.a. Commerzbank (+1,5%) und Renault (+5,6%) positiv überraschen, während BNP (-2,6%), Nestle (-1,5%) und Rolls Royce (-14%) dagegen nicht überzeugen konnten. Die Berichtssaison in Europa fällt damit weiterhin eher unbefriedigend aus. Auf der Branchenebene (Stoxx 600) ging es für den Industriesektor (-1,1%) und die Nahrungsmittelbranche (-0,9%) am stärksten abwärts. Haushaltsgüter und Autos (+0,8% bzw. +0,7%) führten die Gewinnerliste an. An den US-Märkten konnten die Indizes zwischenzeitliche Verluste im Zuge schwächerer Konjunkturdaten im Handelsverlauf wieder aufholen. Hier halfen u.a. eine insgesamt recht gut verlaufende Berichtssaison und Übernahmeaktivitäten. Im Fokus stand dabei die geplante Übernahme des Kabelanbieters Time Warner Cable (+7%) durch den Konkurrenten Comcast (-4,1%) mit einem Volumen von rd. 45 Mrd. US-Dollar. An den asiatischen Märkten können sich die Indizes weiter von den deutlichen Verlusten der vergangenen Wochen erholen. U.a. helfen positive Inflationsdaten aus China. Die Ausnahme stellt der japanische Markt (-1,5%), wo der den dritten Tag in Folge steigende Yen auf die Kurse drückt.