Commerzbank Börsencompass - Zahlensaison: Deutsche Bank negatives Highlight
Die laufende Berichtssaison ist in den USA schon deutlich vorangeschritten. Aktuell haben ca. 66% der Unternehmen des S&P 500 ihre Quartalsdaten zu Gewinnen und Umsätzen sowie die entsprechenden Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf vorgelegt. Die Ergebnisse sind trotz der verhaltenen öffentlichen Wahrnehmung durchaus ansprechend: fast 72% der Konzerne konnten die Gewinnerwartungen übertreffen und nur 22% gelang dies nicht. Wie in den Vorquartalen gab es mit Amazon, Anadarko und Citigroup nur wenige Großkonzerne, die die Prognosen deutlich verfehlten. Insgesamt liegen die Gewinne zum aktuellen Zeitpunkt ca. 4% über den Konsensprognosen. Auffällig ist vor allem, dass sowohl Gewinne und Umsätze, aber auch die „Guidance“, also die Ausblicke der Unternehmen für den weiteren Geschäftsverlauf, die Erwartungen übertreffen können. Vor allem die Umsatzüberraschungen liegen auf dem höchsten Niveau seit dem zweiten Quartal in 2011. Die besten Ergebnisse liefern bisher die Branchen Finanzen und Gesundheit, während vor allem die großen Energiekonzerne in der Breite enttäuschen, da sich neben der Produktion nun auch die Raffinerie schwächer entwickelt. In Europa ist es angesichts der vielen noch ausstehenden Gewinnvorlagen eher schwierig, bereits ein Fazit zu ziehen. Vor allem in Deutschland zieht sich die Saison sehr lange hin. Seit dem Start mit SAP (21.01.) haben erst weitere sechs Dax 30-Konzerne ihre Zahlen vorgelegt. Das Ergebnis war eher durchwachsen, eigentlich konnten nur Infineon und Munich Re überzeugen. Das negative Highlight stellte sicherlich das vorgezogene Zahlenwerk der Deutschen Bank dar, das gespickt von negativen Überraschungen war.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Politik gab gestern den Ton an. Mangels relevanter Makrodaten blickten die Marktteilnehmer auf die Reden zweier Notenbanker sowie die Einigung im US-Senat zur Aussetzung der Schuldenobergrenze bis März 2015. Janet Yellen, die neue Präsidentin der Fed, hielt gestern ihre erste Rede vor dem US-Kongress. Sie versprach – wenig überraschend – Kontinuität in der Geldpolitik und machte deutlich, dass das Tapering einem Automatismus folgt und Änderungen nur unter besonderen Umständen erfolgen. US-Treasuries gerieten in der Folge unter Druck. Die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag sorgten diesbezüglich zunächst für Unsicherheit – ist doch die Reduktion der Arbeitslosigkeit ein wichtiges Ziel der Geldpolitik in den USA. Auch Bunds und Staatsanleihen der Euro-Peripherie tendierten im Sog der US-Treasuries zunächst schwächer. In Europa wurde aufmerksam auf eine Rede von Jens Weidmann, dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank, in Karlsruhe geachtet. Nachdem am Freitag das Bundesverfassungsgericht das OMT-Programm der EZB (unbegrenzter Kauf von Staatsanleihen – bei Bedarf) dem Europäischen Gerichtshof zur Prüfung vorgelegt hatte. Zudem hat es selbst Zweifel an der Rechtmäßigkeit. Zwar nahm Weidmann zu diesem Thema keine Stellung, dennoch sollte es zunehmend in den Fokus der Marktteilnehmer rücken; birgt es doch das Potential, die Glaubwürdigkeit des OMT-Programm zu untergraben und somit einen wesentlichen Stabilisator während der akuten Staatsschuldenkrise in Europa.
Aktienmärkte
Nach dem noch verhaltenen Start in die neue Börsenwoche konnten die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag wieder kräftig zulegen und setzten damit ihren Erholungstrend weiter fort. Die bereits im asiatischen Handel zu spürende positive Stimmung wurde durch den ersten großen Auftritt von Janet Yellen als neue Fed-Präsidentin unterstützt, die genau die Kontinuität in der Geldpolitik lieferte, die die Marktteilnehmer in der aktuellen Situation benötigen. Im deutschen Leitindex Dax 30 machten vor allem Automobiltitel auf sich aufmerksam. Sehr gute Absatzzahlen und positive Analystenkommentare sorgten sowohl bei Daimler (+3,7%), als auch bei BMW (+3%) und VW Vz. (+2,6%) für deutlich über dem Marktniveau liegende Kursaufschläge. Schwächer tendierten dagegen einzig die Aktien von ThyssenKrupp (-1,2%). Im EUROSTOXX 50 ragte mit der besonderen Performance der deutschen PKW-Produzenten der Automobilsektor (+3%) in einem allgemein positiven Branchenumfeld heraus. Etwas zurück blieb in diesem Trend lediglich der Gesundheitsbereich (+0,3%), auch belastet durch die zahlreichen Kurszielsenkungen von Analysten bei Sanofi. An der Wall Street konnten ebenfalls deutliche Kursgewinne verbucht werden. Neben dem Auftritt der neuen Fed-Präsidentin sorgte die Erwartung einer baldigen Lösung in der Diskussion um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze für eine positive Anlegerstimmung. Alle Branchen konnten hier deutlicher zulegen. Im asiatischen Handel unterstützt heute Morgen die Beschleunigung des chinesischen Außenhandels die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Auch die europäischen Börsen werden in der Eröffnung erneut freundlicher erwartet.