Commerzbank Börsencompass: Die Krise in Thailand
Nach zum Teil chaotischen Zuständen bei den Parlamentswahlen bleibt die politische Krise in Thailand bestehen. In mehr als 40 von insgesamt 375 Wahlbezirken konnte nicht gewählt werden. Regierungsgegner beschlagnahmten u.a. Wahlurnen und Stimmzettel oder hinderten Menschen an der Stimmabgabe. Das nötige Quorum von mindestens 95 Prozent besetzten Mandaten ist somit nicht erreicht. Das Parlament kann also nicht zu einer konstituierenden Sitzung zusammentreten. Die Regierung hat daher für den 23. Februar 2014 Nachwahlen angesetzt. Die Wahlkommission erklärte, dass es mehrere Wochen dauern könne, bis ein offizielles Resultat vorliege. Vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheit und der wirtschaftlich relativ schwachen Situation bestätigen wir zunächst unsere Untergewichtung für den Aktienmarkt in Thailand. Da die Regierung in der derzeitigen Lage nahezu handlungsunfähig ist, können einige wichtige wirtschaftspolitische Entscheidungen nicht getroffen werden. Investitionen (u.a. eine geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Thailand und China) verzögern sich, was auf das Wachstum drückt. Das Problem der Logistikengpässe bleibt somit länger bestehen. Die Arbeitsproduktivität sinkt aufgrund unzureichender Investitionen in der Industrie. Auch der Tourismus leidet unter den anhaltenden Unruhen im Land. Die Regierung stellte die Hauptstadt und umliegende Regionen unter Notstand; der Ausnahmezustand ist auf zwei Monate befristet. Vor dem Hintergrund der misslichen Lage ist die Konsumentenstimmung entsprechend gedrückt. Das liegt aber auch an auslaufenden Steuerrabatten und anderen, nun fehlenden Anreizen zur Stimulierung des Konsums.
Konjunktur und Rentenmärkte
Gestern profitierten erstklassige Staatsanleihen wieder von der Flucht in sichere Häfen aber auch von schwächer als erwarteten Konjunkturdaten und der Fantasie auf eine weitere geldpolitische Lockerung der EZB auf der heutigen Sitzung. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel kurzzeitig auf die Marke von 1,60%. Am Vormittag wurde eine 5-jährige Bundesanleihe mit einer Durchschnittsrendite von nur 0,63% aufgestockt (Rendite bei der letzten Emission am 15. Januar: 0,90%). Im Tagesverlauf stiegen die Renditen wieder leicht an, als die Risikoaversion der Anleger wieder etwas abebbte. Im Euroraum fiel der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen enttäuschend aus. In Deutschland ging er im Januar von 53,6 bei der Erstschätzung auf 53,1 Punkte zurück. Damit fiel er auch für den Euroraum von 51,9 (Erstschätzung) auf 51,6 Punkte (Dezember 51,0 Punkte). Zudem war der Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Dezember (-1,6% M/M bzw. -1,0% J/J nach +0,9% M/M bzw. +1,3% J/J) stärker als erwartet. Die stärksten Umsatzeinbußen meldete Deutschland (-2,4% M/M) gefolgt von Belgien (-1,9% M/M) und Finnland (-1,3% M/M). In den USA enttäuschte das von ADP gemeldete Beschäftigungswachstum für Januar mit nur 175.000 neu geschaffenen Stellen im Januar. Dies weist auch auf einen schwächeren Arbeitsmarktbericht am Freitag hin. Der ISM-Index für das nicht Verarbeitende Gewerbe stieg dagegen stärker als erwartet um einen auf 54,0 Punkte und signalisiert damit eine weitere Expansion.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte schwankten gestern ständig zwischen Plus und Minus. Mit Blick auf die Entwicklung in den Emerging Markets herrscht weiter Vorsicht und da auch die Konjunkturdaten gemischt ausfielen, gingen die Indizes am Ende relativ unverändert aus dem Handel. Auf Branchenseite (Stoxx 600) gehörten sowohl zyklische Sektoren wie Grundstoffe (+0,8%) und Banken (+0,7%) als auch der defensive Healthcare-Sektor (+0,6%) zu den größten Gewinnern. Chemiewerte (-0,6%) und Telekoms (-0,4%) gaben am stärksten nach. Bei letzteren stand die Deutsche Telekom (-0,3%) im Fokus, die am Nachmittag nach Meldungen über eine möglicherweise bald anstehende Aktienplatzierung durch den Großaktionär Bund kurzfristig unter Druck geriet, sich zum Handelsschluss aber wieder erholen konnte. Bei den Banken profitierten ING (+2,0%) und BBVA (+1,4%) von positiven Analystenkommentaren. Swatch (+3,9%) konnte mit den Quartalszahlen überzeugen, während Syngenta nach den Zahlen um 3,5% nachgaben, was auch Bayer (-1,2%) und K+S (-0,4%) belastete. Ähnlich richtungslos wie in Europa ging es auch an den US-Märkten zu, wo am Ende beim S&P500 allerdings der dritte Minustag innerhalb der vergangenen vier Handelstage zu Buche schlug. Vor den Arbeitsmarktdaten am Freitag bleiben viele Investoren vorsichtig, auch wenn die Berichtssaison insgesamt besser als erwartet verläuft. Walt Disney und Coca Cola konnten nachbörslich dank guter Quartalszahlen um 1,6% bzw. 1,0% zulegen. An den asiatischen Märkten bleibt der chinesische Markt feiertagsbedingt geschlossen. An den anderen Märkten überwiegen die Pluszeichen. Heute steht die EZB-Sitzung im Fokus.