Commerzbank Börsencompass - Euroraum: Konjunktur schaltet vom 1. in den 2. Gang
Die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum zeigen eine anhaltende Stimmungsaufhellung bei den Unternehmen. Die meisten Indizes legten im Januar stärker zu als generell erwartet wurde: So stieg der Gesamtindex für den Euroraum von 52,1 auf 53,2 wobei der Index für das Verarbeitende Gewerbe und der Index für den Dienstleistungsbereich gleichermaßen zulegten. Die Stimmungsaufhellung ist grundsätzlich eine positive Meldung. Zumal ja vielleicht etwas dran ist an der verbreiteten Ansicht, dass die konjunkturelle Nachfrageentwicklung zu 90% stimmungsgetrieben ist. Aber die Nachfrage ist eben nicht nur durch die Stimmung bestimmt, sondern folgt auch den ökonomischen Rahmenbedingungen. So verharrt im Euroraum die Arbeitslosenquote seit Monaten auf ihrem Höchststand – anders als in den USA wird der Aufschwung noch nicht durch eine positive Arbeitsmarktentwicklung unterstützt. Zudem bremst in vielen Ländern die Fiskalpolitik, um die Neuverschuldung zu begrenzen. Daher ist die Lücke zwischen der Unternehmensstimmung und den realwirtschaftlichen Zuwächsen weiterhin hoch und die Konjunktur anfällig für negative Schocks. Vor diesem Hintergrund dürfte die Europäische Zentralbank spätestens im Rahmen ihrer Sitzung im März den Expansionsgrad ihrer Politik nochmals ausweiten. Wir rechnen mit einer erneuten Zinssenkung. Wertpapierkäufe nach dem Muster der Fed oder eine gezielte Unterstützung kleiner und mittlerer Betriebe wären wahrscheinlich wirkungsvoller, politisch aber wohl nur schwer durchzusetzen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Ein bemerkenswerter Tag: Die Einkaufmanagerindizes im Euroraum überraschten zwar positiv, indem sie neuen Schwung aufnahmen (siehe dazu auch Topthema); gleichwohl blieb die Stimmung an den Rentenmärkten freundlich. Dort überwog der Einfluss des bereits zuvor bekanntgegebenen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Chinas, der im Januar von 50,5 auf 49,6 Punkte abgerutscht war und damit dem globalen Konjunkturoptimismus einen Dämpfer versetzt hatte. Dies reichte aus, um die Renditen 10-jähriger US-Treasuries und Bundesanleihen auf ein neues Jahrestief zu drücken. Daran änderte sich auch im Nachmittagshandel nichts. Denn in den USA sank der vom Finanzdatendienstleister Markit erhobene PMI-Index im Januar (53,7 Punkte nach 54,4) entgegen den Erwartungen, womit er aber noch immer signifikant über der Schwelle von 50 Punkten liegt, die eine Expansion des Verarbeitenden Gewerbe indiziert. Ähnlich enttäuschte der Chicago Fed Index; mit 0,16 Punkten im Dezember (nach 0,60 im Januar) signalisiert er aber eine Wachstumsdynamik der US-Gesamtwirtschaft leicht über der Trendrate (diese wäre bei einem Punkt-wert von 0,00 erreicht). Auch die unter den Erwartungen liegenden Verkäufe von gebrauchten Häusern in den USA waren nicht dazu angetan, an dieser Stimmungslage etwas zu ändern. Heute stehen keine nennenswerten Makrodaten im Kalender; die Bondmärkte dürften nach dem Renditerutsch konsolidieren.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern nach einem verhaltenen Start überwiegend schwächer. Belastend wirkten sich u.a. die negativen Vorgaben aus Asien aus. Hier schlugen vor allem die unter den Erwartungen liegenden Makrodaten aus China (HSBC Einkaufsmanagerindex) negativ zu Buche. Entsprechend positive Daten aus Europa konnten den Börsen keine entscheidenden Impulse geben; dem Euro allerdings schon: Er legte ggü. dem USD um fast 1% zu. Der Dax gab in diesem Umfeld um 0,9% nach. Tagesverlierer war die Notierung der Allianz (-2,7%), die u.a. unter einer Verkaufsempfehlung litt. Gefragt waren dagegen Bankaktien, allen voran die Commerzbank, die als Tagesgewinner um 2,6% zulegte. In der zweiten Reihe gewann die Notierung von Sky Deutschland nach einem positiven Analystenkommentar rd. 7%. Auf europäischer Sektorebene lagen alle Branchen im Minus. Am besten schnitten gestern defensive Werte ab (Versorger und Pharma: -0,2%). Die größten Verluste verzeichneten die Bereiche Technologie und Medien, die im Schnitt 2,8% bzw. 1,7% verloren. Die US-Börsen tendierten ebenfalls schwächer. Der Dow Jones fiel um 1,1%. Auch in den USA bereiteten den Anlegern v.a. die schwächeren Makrodaten aus dem Reich der Mitte und im Inland Sorgen. Unternehmensergebnisse konnten dem Markt keine großen Impulse geben. Auf Sektorebene legten Telekomwerte im Schnitt um 1% zu; alle anderen Branchen rangierten im Minus, wobei Rohstoff- und Finanztitel (-1,5% bzw. -1,7%) die größten Verluste aufwiesen. Die Börsen In Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 sank v.a. infolge des festeren Yen um 1,9%. Dagegen stiegen A-Aktien in Schanghai um 0,6%.