Commerzbank Börsencompass - IWF sieht noch viele Risiken für die Weltwirtschaft
Laut dem internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnehmen. In ihrem am Dienstag veröffentlichten Konjunkturausblick geht der IWF von einer Wachstumsbeschleunigung für die Weltwirtschaft von 3,0% in 2013 auf 3,7% in diesem Jahr aus, sie ist damit etwas stärker als noch im Oktober prognostiziert (3,6%). So zogen die wirtschaftliche Aktivität und der Welthandel bereits in der zweiten Jahreshälfte von 2013 an. Treiber für das Wachstum sind die Industrieländer. Der Euroraum hat die zweijährige Rezession überwunden; der IWF rechnet hier für dieses Jahr mit einem Wachstum von 1%, auch wenn es in den einzelnen Ländern sehr uneinheitlich sein wird. Am stärksten wurden die Prognosen für Spanien angehoben. Die Erholung in den Schwellenländern resultiert aus einem Anstieg der Exporte, die Binnennachfrage bleibt anders als in den Industriestaaten weiter gebremst, mit Ausnahme von China. Trotz der wieder besseren Aussichten gibt es Risiken. So bleibt in den Ländern der EWU-Peripherie die Binnennachfrage aufgrund der hohen Verschuldung der Staaten und des Privatsektors sowie der fragmentierten Finanzmärkte sehr moderat. Wegen der Abwärtsrisiken fordert der IWF eine Fortsetzung der weltweit lockeren Geldpolitik, insbesondere die USA sollen dabei die geldpolitische Wende nicht zu schnell angehen. Als eines der größten Risiken sieht der IWF die niedrige Inflation an, da sich dadurch die reale Verschuldung erhöht. Erneut wurden Deflationsrisiken - vor allem für den Euroraum - angesprochen. Insgesamt ist man dort laut dem IWF noch nicht aus dem Gröbsten heraus.
Konjunktur und Rentenmärkte
An den Rentenmärkten fehlte es auch gestern an nennenswerten Impulsen von Seiten der Makrodaten; diese sind erst heute wieder zu erwarten, wenn im Euroraum die vorläufigen PMI-Indizes für Januar bekanntgegeben werden, denen dann am Nachmittag ihr US-Pendant folgt. Vor diesem Hintergrund setzten sich die Trends fort: Die Stimmung in der Euro-Peripherie blieb freundlich, während Bundesanleihen seitwärts tendierten und US-Treasuries leicht nachgaben. Interessant ist ein Blick auf die US-Zinskurve: Zum Jahresende hatte die Zinsdifferenz zwischen 10- und 2-jährigen US-Treasuries mit 265 Basispunkten den höchsten Stand seit Mitte 2011 erreicht, mittlerweile ist der Abstand auf 245 Basispunkte gesunken. Die Bewegung ging schwerpunktmäßig von rückläufigen Renditen am langen Marktende aus, doch sind bemerkenswerterweise zugleich die besonders sensibel auf geldpolitische Erwartungen reagierenden Renditen 2-jähriger Treasuries angestiegen. Dort stellt man sich zunehmend auf eine Leitzinsanhebung per Mitte 2015 ein, nachdem dieser Schritt bis zur FOMC-Sitzung im Dezember erst zum Ende 2015 eingepreist worden war. Die Belebung der US-Konjunktur spricht dafür, dass die Diskussion um eine „Vorverlegung“ der US-Zinswende weitergeht. Die Erholung langlaufender Treasuries sollte daher nur ein Zwischenspiel sein und nichts am aufwärts gerichteten Zinstrend ändern. Diese Einflüsse lassen erwarten, dass die seit Mitte 2012 währende Stärke des EUR gegenüber dem USD ausläuft.
Aktienmärkte
Auch am dritten Handelstag der Woche traten die europäischen Aktienbörsen trotz positiver Vorgaben aus Asien weiter auf der Stelle. Mangels richtungsweisender Impulse gab es auf Indexebene bis auf Spanien (IBEX 35 -0,8%) keine besonderen Tendenzen. Im Gegensatz dazu erlebten Einzeltitel durchaus markantere Kursbewegungen. Im deutschen Leitindex Dax 30 stachen dabei vor allem Heidelbergcement (+3,5%) und RWE (+2,7%) hervor. Letztere profitierten von Spekulationen rund um den Verkauf der Tochter Dea. Deutlich negativ entwickelte sich dagegen Lanxess (-5%) nach der Reduktion der Gewinnprognose durch eine US-Investmentbank. Im EUROSTOXX 50 lag ASML (7%) an der Spitze der Kursliste, nachdem der Halbleiter-Ausrüster mit seiner Gewinnvorlage positiv überrascht hatte. Somit waren letztendlich wenig überraschend Informationstechnologie (+1%) und Versorger (0,7%) die stärksten Branchen, während vor allem Versicherungen (-0,9%) und Banken (-0,7%) die größten Abgaben verzeichneten. An der Wall Street belastet vor allem die weiter durchwachsene Berichtssaison. IBM (-3,3%) zeigt sich weiter durch sinkende Hardware-Umsätze belastet, bei Abbott Labs (-2,7%) enttäuschte die weitere Prognose für 2014. Besonders stark unter Druck geriet AMD (-12%) nach einem schwachen Ausblick auf das laufende Quartal. Positiv wurden dagegen die Gewinnvorlagen von United Technologies (+1%) und Texas Instruments (+1,7%) aufgenommen. In Asien sorgt der schwächere HSBC-PMI heute Morgen für fallende Kurse. Dementsprechend zeichnet sich auch für die europäischen Börsen eine leichtere Eröffnung ab. Im weiteren Tagesverlauf gilt der Blick den europäischen Einkaufsmanagerindizes.