Ecotel: Aktienrückkauf statt direkter Dividende
2014 und 2015 soll sich das Wachstum von Ecotel fortsetzen. Finanzvorstand Bernhard Seidl bekräftigt im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de die mittelfristige Zielsetzung. Auch zur Prognose für 2013 äußert er sich. Seidl spricht über neue Großprojekte und über seine Erwartungen an den Bereich New Business. Der Finanzchef erläutert, was mit den eigenen Aktien im Besitz von Ecotel geschehen soll und macht deutlich, welche Präferenzen er hinsichtlich einer künftigen Gewinnverwendung hat.
"/medienpool/unternehmen/ecotel/seidl.jpg" alt="Ecotel- Finanzvorstand Bernhard Seidl im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Ecotel." title="Ecotel- Finanzvorstand Bernhard Seidl im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Ecotel." class="textbild" />www.4investors.de: Das Jahr 2013 ist vorbei, Mitte November haben Sie die Prognose für Umsatz und EBITDA bestätigt. Wie ist das Jahr ausgegangen, wo im Rahmen ihrer Prognosespanne liegen die Zahlen?
Seidl: Wir können aktuell sowohl unsere Umsatzprognose von 80 Millionen Euro bis 90 Millionen Euro als auch unsere EBITDA-Prognose von 6 Millionen Euro bis 7 Millionen Euro für 2013 bekräftigen. Beim Umsatz werden wir wahrscheinlich sogar am oberen Rand der von uns prognostizierten Spanne liegen.
www.4investors.de: Vorlaufkosten für ein Großprojekt mit einer bekannten Versicherungsgruppe haben zu Ergebnisbelastungen geführt. Sind diese Belastungen mittlerweile ausgestanden und wie haben sich Umsatz und Ertrag in diesem Projekt für Ecotel entwickelt?
Seidl: Der Router-Rollout zur sicheren Unternehmensvernetzung von ca. 10.000 Versicherungs-Agenturen ist im Herbst des letzten Jahres erfolgreich angelaufen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2014 werden alle Agenturen an das neue private Unternehmensnetzwerk angeschlossen sein. Damit sollte Phase 1 des Großprojekts erfolgreich abgeschlossen sein.
Die im Rahmen der Umsetzung des Projekts angefallenen Investitionen, Entwicklungsarbeiten und Sonderbelastungen in Höhe von mehr als 5 Millionen Euro sind weitgehend abgeschlossen. Ein Großteil dieser Investitionen und Kosten ist im Anlagevermögen aktiviert. Für den restlichen Teil der Kosten konnte Ecotel bisher Einmalumsätze realisieren, so dass dieses Projekt bisher nur geringe Auswirkungen auf die Ergebnisrechnung des Unternehmens hatte. Dies wird sich jedoch ab 2014 ändern. Hier erwarten wir positive Umsatz- und Ertragseffekte. Gleichzeitig wird unser Hauptaugenmerk in 2014 und 2015 auf der Bereitstellung einer einheitlichen Leitungsinfrastruktur zur Anbindung der Agenturen liegen, welches die Phase 2 des Projekts darstellt.
www.4investors.de: In welcher Höhe fallen dann im laufenden Jahr Belastungen aus der Ergebnisrechnung weg?
Seidl: Belastungen für 2014 erwarten wir nicht – im Gegenteil. Auch auf der Investitionsseite ist das Großprojekt weitestgehend abgeschlossen. Entsprechend erwarten wir auch keine weiteren nennenswerten Investitionen.
Mit Blick auf die Aufwandsseite fallen Aufwendungen in Höhe von 1-2 Millionen Euro, die noch im Jahr 2013 angefallen waren, weg. Allerdings stehen diesen wegfallenden Aufwänden in 2014 auch keine Einmalerträge wie in 2013 gegenüber, so dass sich die wegfallenden Einmalbelastungen neutral in der Ergebnisrechnung widerspiegeln werden.
www.4investors.de: Haben sie neue solche Großprojekte in Planung? Was passiert mit eventuell frei gewordenen Kapazitäten?
Seidl: Unser Konzept der sicheren Unternehmensvernetzung ist natürlich auch bei anderen Unternehmen von großer Bedeutung. Daher ist eines unserer aktuell wichtigsten Fokusthemen, diese Kunden im Mittelstand zu identifizieren und von unserem Dienstleistungskonzept zu überzeugen. Darüber hinaus werden wir natürlich versuchen, ähnlich gelagerte Projekte mit dezentralen Strukturen und Größenordnungen bei Großkunden zu gewinnen.
Insgesamt ordnen wir der sicheren Unternehmensvernetzung und neuen Sicherheitsprodukten im NGN und Cloud Bereich eine hohe Priorität zu, da dieses Geschäftssegment ein wesentlicher Teil unserer Strategie und damit auch bedeutend zum Erreichen unserer Mittelfristziele ist.
Kapazitätsauslastungsprobleme haben wir in der Umsetzung unserer Strategie nicht, da ein Teil der notwendigen Entwicklungsarbeiten über externe Mitarbeiter abgewickelt wird. Entsprechend flexibel und schnell kann Ecotel auf etwaige Kapazitätsschwankungen reagieren.
"/medienpool/unternehmen/ecotel/schriftzug.jpg" alt="Ecotel-Schriftzug an einem Gebäude. Bild und Copyright: Ecotel." title=" Ecotel-Schriftzug an einem Gebäude. Bild und Copyright: Ecotel." class="textbild" />www.4investors.de: Welche Entwicklungen werden ihre einzelnen Geschäftsbereiche im kommenden Jahr voraussichtlich nehmen?
Seidl: Im Geschäftskundensegment planen wir für 2014 weiteres Wachstum und hoffen, in diesem Segment unseren Umsatz auf 43 Millionen Euro bis 44 Millionen Euro auszuweiten, was einem Wachstum von etwa 5 Prozent entspricht. Korrespondierend mit der Umsatzsteigerung in diesem Segment erwarten wir auch eine Verbesserung des Rohertrags.
Für das Wiederverkäufergeschäft planen wir für 2014 ähnliche Umsätze und Erträge wie im Vorjahr.
Im New Business-Segment gehen wir für 2014 von einer signifikanten Steigerung des Umsatzes aus. Erreichen wollen wir dies durch eine Verdoppelung der ADSL- und VDSL-Anschlüsse bei unserer Tochtergesellschaft easybell. Erfahrungsgemäß steigen durch die Vermarktung zusätzlicher Anschlüsse auch die Vertriebs- sowie Kundenerwerbskosten, daher gehen wir im New Business Segment temporär von sinkenden Erträgen für 2014 aus.
www.4investors.de: Welche Umsatz- und Ertragsaussichten für 2014 ergeben sich daraus, wie sehen hier ihre Prognosen aus?
Seidl: Wir haben bisher keine präzise öffentliche Prognose für 2014 bekannt gegeben, werden aber auch im laufenden Geschäftsjahr eine positive Unternehmensentwicklung vorweisen können. Wir stehen weiterhin zu unserer Mittelfristprognose für 2015 mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro bei einem EBITDA von 10 Millionen Euro. 2014 wird daher ein weiteres Übergangsjahr, um unser Mittelfristziel für 2015 zu erreichen.
www.4investors.de: In den Neunmonatszahlen weist Ecotel in Summe rund 8,2 Millionen Euro kurz- und langfristige Finanzschulden aus. Wie weit ist deren Abbau vorangeschritten, wann können sie sich als „schuldenfrei“ bezeichnen?
Seidl: Mit Blick auf unsere Finanzschulden sind wir relativ gut aufgestellt. Zum Jahresende hatte Ecotel 7,4 Millionen Euro Finanzschulden. Davon sind 900.000 Euro in den nächsten 12 Monaten fällig. Auf der anderen Seite besaß Ecotel zum Jahresende liquide Mittel in Höhe von rund 6 Millionen Euro. Die Nettofinanzverbindlichkeiten betragen also rund 1-2 Millionen Euro. Unser Ziel ist es, die Nettofinanzverbindlichkeiten im Jahresverlauf wieder auf 0 Euro zu senken und bestenfalls sogar ein Nettovermögen aufzubauen.
www.4investors.de: In ihrer Ergebnisrechnung fallen immer wieder prozentual recht hohe Gewinnanteile Dritter auf. Können sie unseren Lesern kurz erklären, wie diese entstehen?
Seidl: Ecotel hält 51 Prozent der Anteile an seiner Tochtergesellschaft easybell. Diese wird jedoch zu 100 Prozent im Ecotel Abschluss konsolidiert. Allerdings müssen im Konzernergebnis von Ecotel die Anteile Fremder bzw. die Gewinnanteile Dritter, also die 49 Prozent der Anteile an easybell, welche nicht der Ecotel gehören, wieder herausgerechnet werden.
www.4investors.de: Könnte dies ein Anreiz für Ecotel sein, an der Konzernstruktur zu arbeiten und Anteile bei Konzerngesellschaften aufzustocken?
Seidl: Die 49 Prozent Minderheitsanteile an easybell gehören dem Gründer und Geschäftsführer der Gesellschaft und stellen für ihn eine wesentliche Incentivierung zur Weiterentwicklung des Geschäfts dar. Wir sind aktuell mit der Gesellschafterstruktur zufrieden und planen daher aktuell keine Ausweitung unserer Anteile an easybell.
www.4investors.de: Ecotel hält ein größeres Paket eigener Aktien. Haben sie hierfür schon Pläne und wie sieht es mit der Ausschüttung weiterer Liquidität an die Aktionäre per Aktienrückkauf oder Dividende in den kommenden Jahren aus, auch vor dem Hintergrund des Schuldenabbaus?
Seidl: Wir planen, die 300.000 eigenen Aktien einzuziehen, haben aber hierzu noch keinen formellen Beschluss gefasst.
Es bleibt wie in der Vergangenheit das erklärte Ziel der Gesellschaft, die Aktionäre an der Wert-Entwicklung des Unternehmens in Form von Aktienrückkäufen oder Dividendenzahlungen zu beteiligen. Aktuell präferiert die Gesellschaft, bis zu 50 Prozent von etwaigen Bilanzgewinnen für indirekte Dividenden in Form von Aktienrückkäufen zu verwenden.
www.4investors.de: Die Marktkapitalisierung von Ecotel liegt im kleineren zweistelligen Millionenbereich. Ist der doch recht teure Prime Standard noch das richtige Marktsegment?
Seidl: Ja, das ist es. Ein Segmentwechsel in den General Standard oder Entry Standard und die damit verbundenen geringeren Melde- und Reportingpflichten wäre gerade mit Blick auf die aktuelle Unternehmensentwicklung das falsche Signal an unsere Investoren und Kunden. Wir fühlen uns im Prime Standard weiter gut aufgehoben. Zudem spielen die Kosten für die zusätzlichen Vorschriften eher eine untergeordnete Rolle. Deshalb ist ein Segmentwechsel für unser Unternehmen aktuell kein Thema.