Morphosys: "Es ist nicht unser Ziel übernommen zu werden"
2014 wird für Morphosys ein Jahr der Zahlen und Daten werden. Das macht Finanzvorstand Jens Holstein im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de sehr deutlich. Dabei schaut sich das Unternehmen am Markt um, ob sich neue Akquisitionen lohnen. Man will das Portfolio auffüllen. Holstein macht im Interview klar, dass man Projekte gerne einlizenzieren möchte. Bei den aktuellen Studienarbeiten ist man nicht immer auf Partner angewiesen. Ein Medikamentenkandidat soll vorläufig alleine weiterentwickelt werden, so CFO Holstein.
"/medienpool/unternehmen/morphosys/holstein.jpg" alt="Morphosys-Finanzvorstand Jens Holstein im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Morphosys." title="Morphosys-Finanzvorstand Jens Holstein im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Morphosys." class="textbild" />www.4investors.de: Das Jahr 2013 ist beendet. Wie gut hat Morphosys die erhöhten Prognosen erfüllt? Der Umsatz sollte bis zu 78 Millionen Euro erreichen, der Gewinn vor Zinsen und Steuern zwischen 7 Millionen Euro und 10 Millionen Euro liegen.
Holstein: Das werden wir Ende Februar bei unserer Bilanzpressekonferenz bekannt geben. Bis dahin müssen sie sich leider gedulden.
www.4investors.de: Sie arbeiten mit ihrem Aktionär Novartis an Bimagrumab und mit Roche an Gantenerumab an zwei Projekten, die sich in der dritten klinischen und damit einer entscheidenden Phase befinden. Welche Neuigkeiten sind für die beiden Projekte in diesem Jahr zu erwarten, wie ist hier die „Roadmap“?
Holstein: Bei allen Partnerprogrammen entscheiden unsere Partner, was sie zu welchem Zeitpunkt über den Fortschritt der Wirkstoffe berichten möchten. Die Phase-3-Studie von Roche ist sehr umfangreich und schließt rund 770 Alzheimer-Patienten im Frühstadium der Erkrankung ein. Laut Studienprotokoll wird die Studie 2016 beendet. Bimagrumab wird neben einer Phase-3-Studie auch in vier Phase-2-Studien in anderen Krankheitsbereichen getestet. Diese Studien könnten in 2014 weitere Daten liefern.
www.4investors.de: Mit welchen Meilensteinen bei den anderen fortgeschritteneren Partner-Entwicklungsprojekten ist in diesem Jahr zu rechnen?
Holstein: Einige Projekte im Bereich Krebs und Augenheilkunde könnten Daten liefern. Auch Guselkumab, ein von unserem Partner Janssen entwickelter Wirkstoff gegen entzündliche Erkrankungen wie Schuppenflechte und rheumatoide Arthritis, könnte 2014 Daten liefern, da drei Phase-2-Studien laut Studienprotokoll zum Ende kommen. Wie jedes Jahr erwarten wir, das neue Projekte in die Klinik vorrücken werden.
www.4investors.de: Wie werden sich die Zahlen für Umsatz und Ertrag im laufenden Jahr entwickeln?
Holstein: Auch dies ist ein Thema, das wir auf unserer Bilanzpressekonferenz Ende Februar behandeln werden. Wer Morphosys verfolgt, weiß, dass uns durch den Novartis-Vertrag gesicherte Umsätze von 40 Millionen Euro pro Jahr bis 2017 zufließen. Auch die Einmalzahlung, die Celgene bei Vertragsunterschrift geleistet hat, wird über die ersten fünf Jahre als Umsatz verbucht. Eine andere Aussage, die wir bereits getätigt haben, ist, dass wir unsere Investitionen in die firmeneigenen Produkte weiter steigern werden.
www.4investors.de: Auf einer Investorenkonferenz im November in Frankfurt hat Morphosys weitere Zukäufe in Aussicht gestellt. Welche Pläne verfolgen sie hierbei und ist 2014 mit Käufen zu rechnen?
Holstein: Wir wollen insbesondere unser eigenes Produkt-Portfolio stärken. Hier suchen wir therapeutische Antikörper oder ähnliche biologische Wirkstoffe, die kurz vor der Klinik oder in der frühen klinischen Entwicklung stehen. Auch auf der technologischen Seite könnten wir uns verstärken, aber der Fokus liegt auf Produkten. Dies muss nicht zwangsweise über Akquisitionen ganzer Firmen geschehen, wir wollen auch einzelne Produkte einlizenzieren. So haben wir das Programm MOR208 im Jahr 2010 beispielsweise vom US-Biotechunternehmen Xencor eingekauft.
www.4investors.de: Welches Budget steht Morphosys für Zukäufe zur Verfügung?
Holstein: Wir haben keinen festen Betrag dafür reserviert, sondern werden von Fall zu Fall entscheiden. Alles hängt von der Attraktivität der Assets ab. Man muss jedoch berücksichtigen, dass die Programme, die man reinholt, auch sinnvoll und zügig weiterentwickelt werden müssen.
"/medienpool/unternehmen/morphosys/labor.jpg" alt="Morphosys-Wissenschaftlerin arbeitet mit einer Zellkultur. Bild und Copyright: Morphosys." title="Morphosys-Wissenschaftlerin arbeitet mit einer Zellkultur. Bild und Copyright: Morphosys." class="textbild" />www.4investors.de: Um Morphosys selbst ranken sich immer mal wieder Übernahmegerüchte, zuletzt fiel der Name GlaxoSmithKline. Was ist dran an diesen Gerüchten und waren sie in solchen Gesprächen?
Holstein: Wir kommentieren solche Gerüchte generell nicht. Dafür bitten wir um Verständnis.
www.4investors.de: Können sie sich einen solchen Deal überhaupt vorstellen oder bedingt Morphosys Geschäftsmodell nicht eine gewisse Eigenständigkeit?
Holstein: Es ist nicht unser Ziel übernommen zu werden, weil wir überzeugt sind, dass wir unabhängig noch viel Wert für unsere Stakeholder generieren können. Sollte ein attraktives Angebot gemacht werden, werden wir dieses entsprechend unserer Verpflichtungen als Vorstand im Sinne unserer Aktionäre prüfen.
www.4investors.de: GlaxoSmithKline hat sich für MOR103 weltweite Rechte gesichert, mit Celgene bestehen Vereinbarungen für MOR202. Sie haben eine weitere eigene Entwicklung in der fortgeschrittenen Pipeline, MOR208. Wie weit wollen sie die klinischen Forschungen hier eigenständig voran treiben, oder wollen sie auch für diesen Medikamentenkandidaten möglichst schnell einen Partner an Bord holen?
Holstein: Wir werden MOR208 vorerst alleine weiterentwickeln. Derzeit führen wir zwei Phase-2-Studien in verschiedenen Blutkrebsformen durch, eine weitere Phase-2-Studie wurde unabhängig von uns an der Ohio State Universität begonnen. In 2014 erwarten wir erste klinische Daten aus einer dieser Studien.
www.4investors.de: Von welchen weiteren, eigenen Projekten, die sich noch in früheren Entwicklungsphasen befinden, erwarten sie in den kommenden Monaten wichtige Fortschritte, zum Beispiel den Sprung in präklinische Testphasen?
Holstein: Diese frühen Projekte sind alle noch ein Stück von der klinischen Entwicklung weg. Ein Grund warum wir die Lücke hinter MOR103, MOR202 und MOR208 und diesen frühen Projekten durch Einlizenzierungen und Erwerb fortgeschrittener Kandidaten füllen wollen.