Commerzbank Börsencompass - Schwellenländer: Die Langfristtrends sind intakt
Die Aktien aus den Schwellenländern (EM) wiesen in 2013 erneut eine enttäuschende Performance auf. Gegenüber den Developed Markets (DM) erzielten die EM eine Underperformance von mehr als 25%, das schlechteste Ergebnis seit 1988. Ein großer Negativfaktor war das absehbare Ende der langjährigen ultraexpansiven US-Geldpolitik. Mitte des Jahres kam es daher zu einer ersten Welle von z.T. deutlichen Abwertungen bei Schwellenländerwährungen. Betroffen waren v.a. solche Volkswirtschaften mit steigenden Haushalts-, Handels- und oder Leistungsbilanzdefiziten. Politische und soziale Unruhen in manchen Ländern verstärkten den Abwärtssog an den Kapitalmärkten. Das galt v.a. für die Türkei und für Thailand, die in 2013 auf USD-Basis 27% bzw. 17% einbüßten. Kurzfristig bleibt die Lage in den EM u.E. schwierig. Das Ende der ultraexpansiven US-Geldpolitik, ein vergleichsweise schwaches BIP-Wachstum, eine teilweise hartnäckig hohe Inflation, die mit wachstumshemmenden Zinserhöhungen bekämpft wird, eine vergleichsweise schwache Rohstoffnachfrage, eine steigende Verschuldung privater Haushalte, steigende Leistungsbilanzdefizite sowie politische und soziale Unruhen belasten. In H2 2014 dürften aber zusehends wieder positivere Faktoren in den Fokus rücken. Hierzu zählt eine sukzessive Erholung der Exporte aufgrund teilweise kräftiger Abwertungen. Eine Beruhigung an der politischen Front sollte in manchen Ländern wieder zu mehr Vertrauen in die Reformfähigkeit und -willigkeit führen. Die Langfristthemen Demografie, eine wachsende, an Kaufkraft gewinnende Mittelschicht, eine sich fortsetzende Urbanisierung sowie Kapitalmarktliberalisierungen sind weiter intakt.
Konjunktur und Rentenmärkte
Erstklassige Staatsanleihen tendierten gestern freundlich. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ging um 5 Bp. auf unter 1,78% zurück. Grund dafür waren Inflationszahlen aus den USA und dem Euroraum. In der EWU-Peripherie gingen die Renditen ebenfalls zurück. Spanien konnte gestern mit drei Bondtranchen ein Volumen von 5,91 Mrd. EUR platzieren. Das 3-jährige Papier kam mit einer rekordtiefen Rendite von 1,595% an den Markt und war 2,2-fach überzeichnet. Nach dem starken Renditerückgang in der EWU-Peripherie seit Jahresanfang ist das Potenzial für weitere Renditerückgänge geringer geworden. Gestern bestätigte Eurostat, dass die Inflationsrate im Dezember im Euroraum von 0,9% auf 0,8% gesunken ist. Im Gesamtjahr 2013 stiegen die Preise um 1,4%, nach 2,5% in 2012. Zur Erinnerung: Die Zinssenkung der EZB im November wurde mit dem Rückgang der Inflationsrate vom Oktober auf 0,7% J/J begründet. Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise) sank von 0,9% auf 0,7% J/J. Der Rückgang wurde allerdings auch durch Verkettungsprobleme statistisch verstärkt; zudem ist er seit September 2012 fast ausschließlich auf den Wegfall von Steuer- und Abgabenerhöhungen zurückzuführen. Wir stufen diese Entwicklung daher lediglich als Disinflation ein und sehen darin keine steigenden Deflationsgefahren. In den USA stiegen die Verbraucherpreise im Dezember wie erwartet um 0,3% M/M (1,5% J/J nach 1,2% J/J) an, was weiterhin unter deutlich dem Ziel der amerikanischen Notenbank Fed liegt.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern in einem insgesamt recht impulslosen Handel zumeist etwas schwächer. Während die Indizes in Spanien (-0,7%) und Italien (-0,9%) die größten Verluste auswiesen, legte die Börse in der Schweiz um 0,3% zu. Der Dax verlor 0,2%. Tagesverlierer war die Aktie der Commerzbank mit einem Abschlag von 2%. Allerdings zählt sie seit Jahresbeginn mit einem Plus von 15% immer noch zu den Topperformern im deutschen Leitindex. Die Notierung von K+S setzte ihren Aufschwung mit einem Plus von 1,7% fort. Auf europäischer Sektorebene verzeichneten Rohstoffaktien mit durchschnittlichen Zugewinnen von 2,5% die mit Abstand höchsten Aufschläge (Nahrungsmittel & Getränke: +0,6%). Die größten Verluste verzeichneten Banktitel, die im Schnitt um 1,3% fielen. Die US-Börsen tendierten ebenfalls etwas schwächer. Der Dow Jones fiel trotz guter Makrodaten (Philadelphia-Fed-Index, Arbeitsmarktzahlen) um 0,4%. Im Fokus der Börsianer standen insbesondere Finanztitel. Während Goldman Sachs (-2%) die Erwartungen in Bezug auf die Vorlage der Quartalszahlen übertreffen konnte, sorgten die Ergebniszahlen der Citigroup für eine unerwartet große Enttäuschung. Die Aktie verlor daraufhin 4,4%. Die Notierung von Best Buy (Elektronikkette) büßte nach schwachen Zahlen fast 29% ein. Auf Sektorebene waren v.a. Titel aus den Bereichen Versorger (+0,7%) und Telekom (+0,4%) gefragt. Wie in Europa erlitten Bankaktien mit durchschnittlichen Verlusten von 0,6% die größten Abschläge. Die Börsen In Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 sank leicht um 0,1%. Der SET-Index in Thailand notierte trotz anhaltender Unruhen im Nachmittagshandel unverändert.