Commerzbank Börsencompass - China: Wachstum trotz Zinsanstieg robust
Der kräftige Zinsanstieg in China im 2. Halbjahr 2013 dämpft die Binnennachfrage, wie am Rückgang der Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungsbereich im Dezember zu erkennen ist (HSBC von 52,5 auf 50,9 und NBS von 56,0 auf 54,6). China fällt es deswegen schwer, das Wachstum zu beschleunigen. Die strukturellen Reformen Chinas, zu denen auch die Anpassung des Zinsniveaus gehört, dämpfen zwar, erhöhen aber per Saldo die Qualität des Wachstums. Dennoch ist das Wachstum zwischenzeitlich gut untermauert und die Wachstumsrisiken sind gering, sodass das Reformtiming als günstig bezeichnet werden kann. Zum einen zeigt der Importanstieg im Dezember um robuste 8,3% gg. Vj. nach 5,3% im November, dass die Binnennachfrage den Zinsanstieg gut verkraftet, da der strukturelle Auftrieb (Urbanisierung, steigende Einkommen, hohe Sparquoten, niedrige Konsumbasis) sehr stark ist. Zum anderen zieht die Produktion an, da der Abbau der Lagerbestände weit fortgeschritten ist und die Nachfrage immer weniger von Beständen befriedigt werden kann. Die Nachfrage wiederum erhält vor allem vom Export Impulse. Auch wenn das Dezemberexportwachstum von 4,3% gg. Vj. etwas hinter den Erwartungen zurückblieb, so sind die Aussichten für 2014 wegen des anziehenden Welthandels gut. Die Kombination aus anziehender Exportnachfrage, niedrigen Lagerbeständen und kraftvollen strukturellen Binnenmarkttrends ist eine robuste Wachstumsgrundlage, die positive Überraschungen zulässt, sobald der dämpfende Einfluss des Zinsanstiegs nachlässt. Der Renminbi bleibt u.a. wegen des Zinsvorteils wohl unter Aufwertungsdruck.
Konjunktur und Rentenmärkte
Wie wird die US-Notenbank auf die überraschend schwachen US-Arbeitsmarktdaten, die am vergangenen Freitag gemeldet wurden, reagieren? Diese Frage stellten sich gestern viele Marktteilnehmer. Die meisten Volkswirte sind der Ansicht, dass das widrige Wetter in den USA für den geringen Beschäftigungszuwachs von nur 74.000 Stellen (erwartet wurden knapp 200.000) verantwortlich war, während der Erholungstrend weiterhin intakt ist. Entsprechend dürfte die Fed ihre monatlichen Anleihekäufe schrittweise weiter verringern. Zumal die Zahl der Amerikaner, die eine Stelle suchen, deutlich zurückgegangen ist, was zur Folge hatte, dass die von der Statistik ausgewiesene Arbeitslosenquote überraschend markant zurückging. Während die Fed-Beobachter also überwiegend an ihren Einschätzungen festhielten, justierten die Teilnehmer am Rentenmarkt ihre Zinserwartungen bereits am Freitag spürbar nach unten. Auch gestern gingen die Renditen für US-Treasuries und ebenso für Bundesanleihen weiter zurück. Diese Entwicklung dürfte nicht zuletzt dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gefallen. Er hatte in der letzten Woche zusätzliche Maßnahmen zur Unterstützung der Konjunktur angedeutet: Je niedriger die am Markt eingepreisten Zinserwartungen ohnehin sind, umso kürzer kann der geldpolitische Hebel ausfallen. Heute startet eine regelrechte Datenflut, wobei die Umsätze des US-Einzelhandels im Dezember die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürften.
Aktienmärkte
Wesentlich getrieben durch die Kurssprünge bei Finanztiteln konnten die europäischen Aktienmärkte mit Gewinnen in die neue Börsenwoche starten. Angesichts der sich abzeichnenden Erleichterung bei den künftigen Kapitalregeln durch das Baseler Komitee standen europaweit Banken an der Spitze der Kurslisten. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten sich somit die Commerzbank (+5,5%) und die Deutsche Bank (+4,7%) am besten positionieren. Darüber hinaus standen teilweise überraschend vorgelegte Geschäftszahlen im Fokus der Anleger. Continental (+1,2%) konnte dabei ebenso wie SAP (+0,3%) nach vorläufigen Eckdaten leicht zulegen. Im MDax stieg der Kurs von Südzucker (+11,3%) nach einer Quartalsvorlage, die die Markterwartungen vor allem beim operativen Gewinn deutlich übertreffen konnte, markant an. Im EUROSTOXX 50 konnten sich neben den Banken (+2,1%) vor allem Automobilwerte und Grundstofftitel (jeweils +1,3%) in Szene setzen. Schwach tendierte dagegen die Gesundheitsbranche (-1,1%). An der Wall Street fehlten diese positiven Kurstreiber. Hier konnte lediglich Merck (+6,5%) angesichts mehrerer positiv aufgenommener Meldungen (u.a. weitere deutliche Absenkung der operativen Kosten) Kursgewinne verbuchen. Unter der Führung von Gebrauchsgütern und Energie (jeweils -1,9%) tendierten alle Branchen schwächer. Auch die Märkte Asiens entwickeln sich heute Morgen rückläufig. Vor allem der Nikkei 225 verzeichnet nach dem Feiertag und dem heute vorgelegten Leistungsbilanzdefizit auf Rekordniveau deutliche Abschläge. Mit diesen Vorgaben aus Übersee werden auch die europäischen Börsen schwächer eröffnen. Im Fokus stehen die US-Einzelhandelsumsätze.