Nordex: EEG-Novelle bringt 2014 eine Sonderkonjunktur
Nordex-Finanzvorstand Bernard Schäferbarthold hat gute Nachrichten für die Aktionäre, was die Zahlen für 2013 angeht. Derweil schaut die Branche nach Berlin, wo die Koalition aus CDU, CSU und SPD in den nächsten Monaten eine neue EEG-Novelle vorlegen will. Das könnte den Windenergiemarkt in Deutschland 2014 auf Trab bringen, werde zugleich aber der „Lackmustest“, glaubt der Nordex-Finanzchef. Schäferbarthold rechnet mit einer Sonderkonjunktur in Deutschland, allerdings fordert der Manager auch schnellstmögliche Klarheit von der Politik über die neuen Rahmenbedingungen ab 2015.
"/medienpool/unternehmen/nordex/schaeferbarthold-gross.jpg" alt="Nordex-Finanzvorstand Bernard Schäferbarthold im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Nordex." title="Nordex-Finanzvorstand Bernard Schäferbarthold im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Nordex." class="textbild" />www.4investors.de: 2013 ist vorüber: Wie haben sich die letzten Wochen des Jahres entwickelt?
Schäferbarthold: Mit dem Ausklang des Jahres 2013 waren wir sehr zufrieden. Das starke Wachstum unseres Geschäfts hat sich wie geplant fortgesetzt. Konkrete Zahlen können wir ihnen selbstverständlich erst in den nächsten Wochen geben.
www.4investors.de: Können sie die Mitte November abgegebenen Prognosen für Auftragseingang, Umsatz und Gewinnspanne bestätigen?
Schäferbarthold: Ja, wir fühlen uns mit der jüngsten Prognose wohl.
www.4investors.de: Die Kapitalerhöhung zu 10 Euro Ende November fiel in ein sehr schwieriges Marktumfeld für die Nordex-Aktie, die sich zu dem Zeitpunkt deutlich unter Druck befand. Würden sie die Entscheidung zur Kapitalerhöhung heute noch einmal so treffen?
Schäferbarthold: Es ist korrekt, dass sich die Nordex-Aktie direkt vor und nach der Platzierung in einer kurzen Phase der Abkühlung befunden hat. Aber was ist hier der Referenzwert? In Bezug auf den Kurs von rund 3,00 Euro zum Jahresstart 2013 war der erzielte Platzierungspreis ein voller Erfolg. Zudem war die Maßnahme mehrfach überzeichnet und hat damit aus sich heraus wohl keine größeren Kursschwankungen ausgelöst. Weiterhin war die Kapitalerhöhung ein sehr wichtiger Baustein, um die Finanzierung der Gruppe auf ein langfristig sicheres Fundament zu stellen.
www.4investors.de: Wie zufrieden sind sie mit der personellen Besetzung des nun für sie schwerpunktmäßig relevanten Wirtschaftsministeriums mit Sigmar Gabriel als Minister und Rainer Baake als Staatssekretär? Was erwarten sie von den beiden als den "starken Männern" der Energiepolitik?
Schäferbarthold: Zunächst sind beide erfahrene Umweltpolitiker mit hoher Expertise, was die Themen rund um die Energiewende angeht. Der Lackmustest wird aber die jetzt in Vorbereitung befindliche Novelle des EEG sein. Der Koalitionsvertrag zeichnet ja nur eine grobe Richtung vor.
www.4investors.de: Wo sehen sie im Koalitionsvertrag Fehler, wo positive Ansätze?
Schäferbarthold: Onshore-Wind ist die heute preiswerteste Quelle für grünen Strom und bietet Möglichkeiten für Anpassungen der EEG-Vergütung, das betrifft besonders die windstarken Standorte. Tarifkürzungen im Binnenland müssen aber mit sehr viel Augenmaß erfolgen. Und wir benötigen wegen der Projektvorlaufzeiten möglichst schnell Klarheit über die Änderungen, die ab 2015 zu erwarten sind.
www.4investors.de: Wie wird Nordex auf die sich abzeichnenden Veränderungen für die Windenergie in Deutschland reagieren? Wie positionieren sie sich?
Schäferbarthold: Die Sonderkonjunktur im laufenden Jahr durch Vorzieheffekte wird in 2015 zu einem Rückgang im Projektvolumen führen. Das wissen wir seit langer Zeit und haben uns darauf eingestellt. Bei gut 20 Fokus-Märkten, die wir aktiv bearbeiten, können wir immer wieder kurzfristige Schwächeperioden in einigen Vertriebsregionen auffangen. Grundsätzlich sehen wir uns aber vergleichsweise gut gerüstet, die Herausforderungen zu bestehen. Damit spreche ich unsere neuen Produkte an, die Strom zu besonders günstigen Gestehungskosten produzieren können.
www.4investors.de: Sie sind ein mittelständischer Windenergiekonzern mit einem recht kleinen Marktanteil in Europa. Wie sehen sie die mittel- und langfristige Zukunft von Nordex? Wäre es ökonomisch für das Unternehmen sinnvoller, Teil einer größeren Einheit zu sein? Oder warum ist Nordex besser als „Einzelkämpfer“ aufgestellt?
"/medienpool/unternehmen/nordex/windenergieanlagen3.jpg" alt="Nordex-Windenergieanlage im Hamburger Hafengebiet. Bild und Copyright: Nordex." title="Nordex-Windenergieanlage im Hamburger Hafengebiet. Bild und Copyright: Nordex." class="textbild" />Schäferbarthold: Derzeit agiert Nordex sehr erfolgreich als eine Art Nischenanbieter und konnte so – insbesondere im letzten Jahr - überdurchschnittlich stark wachsen. Da ist die Größe des Unternehmens nicht so entscheidend. Auch wenn wir in Europa wohl inzwischen auf einen Marktanteil von rund 10 Prozent kommen. Wie sich der Markt in den nächsten Jahren sortiert, ist aber eine offene Frage. Sollten es in Zukunft nur noch um das preiswerteste Produkt gehen, dann zählen Skaleneffekte und eine Partnerschaft mit passenden Unternehmen könnte Sinn machen.
www.4investors.de: In unserem letzten Interview Mitte 2013 sprachen sie von Wachstumspotenzialen in Zentraleuropa, in Skandinavien, in Teilen von Afrika und in der Servicesparte. Wie hat sich dies in den vergangenen Monaten realisiert, wie sind die aktuellen Aussichten in diesen Regionen und bei der Servicesparte?
Schäferbarthold: Das können wir immer noch unterstreichen. In den ersten neun Monaten 2013 ist unser Geschäft insbesondere in Europa und im Service gewachsen, in Finnland steigt gerade jetzt die Nachfrage für unsere Turbinen und in Afrika machen wir uns berechtigte Hoffnungen.
www.4investors.de: Das Geld aus der Kapitalerhöhung wollen sie unter anderem ins internationale Geschäft investieren. Wie sehen hier die konkreten Planungen aus? Wohin werden die Millionen fließen?
Schäferbarthold: Im Vordergrund steht die Produktentwicklung, denn es ist entscheidend, die Stromgestehungskosten in die „Grid Parity“ zu führen, also wettbewerbsfähig zu konventionellen Strom zu machen. In zweiter Linie geht es auch um die bessere Erschließung von neuen Wachstumsmärkten.
www.4investors.de: Wie nah kommen sie schon im laufenden Jahr dem Ziel für 2015? Dann wollen sie einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaften, die Gewinnmarge soll 5 Prozent betragen.
Schäferbarthold: Eine Prognose für das Geschäftsjahr 2014 werden wir in den nächsten Wochen geben, dem kann ich nicht vorgreifen. Wir gehen aber davon aus, dem 2015er-Ziel näher zu kommen.