Commerzbank Börsencompass: Tiefpunkt der Inflation durchschritten
Wie erwartet sind die Verbraucherpreise in Deutschland im Dezember um 0,4% M/M bzw. 1,4% J/J (nach +1,3% J/J) gestiegen. Dabei erhöhten sich die Preise im Wesentlichen wegen höherer Strompreise, die etwa 0,3%-Punkte des Preisauftriebs ausmachten, etwa 1/5 davon die Umlage zur Finanzierung der Energiewende. Entlastet wurden die Preise in Deutschland durch die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise sowie die Abschaffung von Studien- und Praxisgebühren. Das ganze Jahr 2013 über blieb die jährliche Inflationsrate unter der 2%-Marke. Im Juli erhöhte sie sich auf 1,9%, um dann bis Oktober auf 1,2% zurückzugehen. Im Durchschnitt des Jahres 2013 stiegen die Preise um 1,5% an. Wie aber geht es weiter? In Deutschland rechnen wir mit einer Erholung des Wirtschaftswachstums von 0,4% in 2013 auf 1,7% in diesem Jahr; in 2015 dürfte das reale BIP sogar um 2% anwachsen. Grund für die höhere konjunkturelle Dynamik ist die Erholung im Euroraum, die über steigende Exporte zu einer höheren Investitionstätigkeit, die letztes Jahr schwach war, führt. Die rekordhohe Beschäftigung sollte zudem den Privaten Konsum ankurbeln. Wir rechnen in diesem Umfeld mit steigenden Lohnstückkosten in Deutschland. Diese dürften zusammen mit der konjunkturellen Erholung sowie die Verteuerung der Strompreise durch die Energiewende insgesamt zu höheren Preisen führen. Mit 1,7% für 2014 rechnen wir mit einem moderat höheren Preisauftrieb als in 2013. Damit dürfte Deutschland aber sogar über dem Durchschnitt des Euroraums liegen. Die EZB kann daher beruhigt ihren Leitzins auf rekordtiefen Niveau von 0,25% belassen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Rentenmärkte erwischten einen guten Start in die erste volle Handelswoche des neuen Jahres. In den USA hat sich die Renditemarke von 3% bei 10-jährigen Staatsanleihen, die in der umsatzarmen Zeit „zwischen den Jahren“ getestet worden war, als zunächst nicht zu überwindender Widerstand erwiesen. Dies umso mehr, als der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im Dezember mit 53,0 Punkten (nach 53,9 im November) unter den Erwartungen blieb. Der nächste Test dürfte anstehen, falls die am Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten merklich besser als erwartet ausfallen sollten; dann könnte bald die Frage auftauchen, wann die Fed beginnen wird, ihre Anleihekäufe schneller zu reduzieren. Auch die Renditen von Bundesanleihen gaben leicht nach. Auffallend ist, dass seit Beginn des neuen Jahres die Risikoaufschläge für Peripherieanleihen (Spanien, Italien, Portugal) deutlich gesunken sind. Im Falle Spaniens geht dies einher mit erfreulichen konjunkturellen Aufhellungszeichen. So sank - wie vergangenen Freitag gemeldet - im Dezember die Zahl der Beschäftigungslosen den fünften Monat in Folge um zuletzt saisonbereinigt 57.600; es sieht ganz danach aus, als sei das Beschäftigungstief bereits Ende September erreicht worden. In diese Richtung weist auch der unerwartet deutlich und auf den höchsten Stand seit Juli 2007 gestiegene Einkaufsmanagerindex für das dortige Dienstleistungsgewerbe (Dezember: 54,2 Punkte nach 51,5 im November).
Aktienmärkte
Zum Wochenauftakt zeigten sich die europäischen Aktienindizes nahezu unverändert. Im Vorfeld des Sitzungsprotokolls der Fed, der EZB-Ratssitzung und der wichtigen US-Arbeitsmarktdaten fehlten richtungsweisende Impulse. Auf der einen Seite enttäuschten die weltweit schwächer tendierenden Dienstleistungs-PMIs, dagegen wiesen die Auftragseingänge in der US-Industrie auf eine Belebung der Investitionstätigkeit hin. Während im Leitindex des Euroraums, dem EURO- STOXX 50, die meisten Branchen schwächer tendierten (die deutlichsten Abgaben erlitten dabei Nahrungsmittel (-1,1%) und Grundstoffe (-1%)), konnten vor allem die Banken zulegen (+1,4%). Stärkste Titel waren somit im Dax 30 die Aktien der Commerzbank (+3,7%). Dagegen standen die Automobiltitel nach insgesamt enttäuschenden Absatzzahlen in den USA unter Druck (BMW -1,2%, VW Vz. -0,9%, Daimler -0,3%). Auch an der Wall Street tendierten die großen Indizes leicht schwächer. Die Anleger zeigten sich wegen der bereits erwähnten Termine und des bevorstehenden Starts der wichtigen Berichtssaison sehr zurückhaltend. Während fast alle Branchen schwächer tendierten, konnten sich Finanzwerte (+0,2%) und besonders der Telekommunikationssektor (+0,5%) etwas positiver präsentieren. Stark entwickelten sich die Aktien von T-Mobile US (+3,7%), nachdem der Kauf von Mobilfunkfrequenzen im Wert von 3,3 Mrd. USD vom Wettbewerber Verizon Wireless bekanntgegeben wurden. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen leicht schwächer. Die europäischen Börsen dürften dagegen leicht fester eröffnen. Im Fokus stehen heute die europäischen Verbraucherpreise und die US-Handelsbilanz.