Commerzbank Börsencompass: Fed startet vorsichtig mit dem Tapering
Nach all den endlosen Marktdebatten hatte man sich diese Entscheidung schon fast herbeigesehnt. Die Fed beginnt im Januar, ihre Anleihekäufe zu reduzieren („Tapering“), doch in einem recht überschaubaren Ausmaß: Sie vermindert ihre Nettokäufe von Hypotheken- und Staatsanleihen um monatlich je 5 Mrd. USD auf insgesamt „nur“ noch 75 Mrd. Zu Begründung nannte sie vor allem die weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt. Die Risiken für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt sieht sie jetzt weitgehend ausgeglichen, nicht mehr „abwärtsgerichtet“ wie es bisher geheißen hatte. Die Fed behält sich freilich vor, ihr Kauftempo – in jeder Richtung – zu variieren, sollte es die wirtschaftliche Entwicklung erfordern. Sollte sich die von der Fed erwartete weitere Besserung am Arbeitsmarkt materialisieren, dann will sie in den kommenden FOMC-Sitzungen beschließen, die Käufe weiter behutsam zu reduzieren; Ende 2014 sollten sie dann ganz beendet sein, erläuterte der Fed-Chef in der Pressekonferenz. Um das Tapering möglichst marktschonend zu initiieren, hat die Fed ihre „Forward Guidance“ modifiziert um zu verdeutlichen, dass eine Leitzinswende noch in weiter Ferne liegt. Sie betont, dass eine hoch akkommodierende Geldpolitik noch für beträchtliche Zeit nach Beendigung der Anleihekäufe angemessen sei. Eine Anhebung der Fed Funds Rate plant die Fed erst, nachdem sich die Arbeitslosenquote (aktuell 7%) einige Zeit unterhalb der Schwelle von 6,5% bewegt; vor allem sei keine Eile geboten, wenn die Inflationsrate dann noch unter dem Fed-Ziel von 2% liege. Dieses Avis soll die Leitzinserhöhungserwartungen auf niedrigem Niveau verankern – und so den Renditeanstieg am Bondmarkt in Grenzen zu halten.
Konjunktur und Rentenmärkte
Das Rätselraten, wann die US-Notenbank beginnen wird, Anleihekäufe zu reduzieren, hat ein Ende: Der geldpolitische Ausschuss (FOMC) hat beschlossen, das Volumen ihrer monatlichen Käufe moderat von 85 Mrd. auf 75 Mrd. US-Dollar zu reduzieren. Damit verringert sie auf kluge Weise die – zuletzt schon irrationale – Verunsicherung an den Finanzmärkten deutlich, ohne wirklich ihre Politik zu ändern. Denn es darf nicht übersehen werden, dass sie weiter zusätzliche Anleihen kaufen wird und damit die akkommodierende Wirkung ihrer Geldpolitik zunächst weiter verstärken wird. Vor der Fed-Entscheidung war Abwarten angesagt, daher lösten die gestern veröffentlichten Konjunkturdaten nur geringe Kursbewegungen aus. Der aus Deutschland gemeldete Ifo-Geschäftsklimaindex lieferte aber auch keine große Überraschung – er fiel etwas besser als erwartet aus. Im Wettstreit mit anderen, zuletzt leicht enttäuschenden Konjunkturdaten wie z.B. den Auftragseingängen, dürfte erfahrungsgemäß die Ifo-Daten das verlässlichere Bild liefern. Somit dürfte die Erholung in Deutschland in den nächsten Monaten weiter an Fahrt gewinnen. Deutlich an Fahrt gewonnen haben die Wohnungsbauaktivitäten in den USA. Die Zahl der Wohnungsbaubeginne hat sich bereits wieder dem langfristigen Durchschnitt angenähert. Angesichts weiterhin niedriger Hypothekenzinsen braucht es kaum Mut, zu prognostizieren, dass die Wohnungsbauaktivitäten auch in diesem Zyklus merklich über die reine Bestandserneuerung hinaus ansteigen werden.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte sehr freundlich. Die Leitindizes legten um bis zu 1,3% (Österreich) zu. Getragen wurde die gute Stimmung der Börsianer vor allem von den zuletzt guten Makrodaten (u.a. Einkaufsmanagerindizes, ZEW-Index, Ifo-Index) sowie von Short-Eindeckungen im Vorfeld der US-Notenbanksitzung. Zudem spielt wie fast immer zum Jahresende das sogenannte Window Dressing eine Rolle. Aktien, die in diesem Jahr besonders gut gelaufen sind, erfreuen sich trotz zum Teil erheblicher Kurssteigerungen weiterhin großer Beliebtheit. Ein Beispiel hierfür war gestern die Notierung von Continental, die als Tagesgewinner im Dax (+1,1%) um 3% zulegen konnte. Seit Jahresbeginn weist sie damit ein Plus von fast 80% aus, vor der Aktie der Deutschen Post (+51%) mit großem Abstand der Jahresgewinner. In der zweiten Reihe stieg der Kurs von Dialog Semiconductor nach Erhöhung des Umsatzziels für Q4 um 4,1%. Auf europäischer Sektorebene verzeichneten alle Branchen ein Plus. Am stärksten profitierten IT-Werte (+1,4%). Das angekündigte Tapering der Fed führte an den US-Börsen zu rekordhohen Indexständen. Der Dow Jones kletterte um 1,8%. Short-Eindeckungen trieben die Kurse ebenso wie die Hoffnung auf eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs. Auf Einzelwertebene brach Ford um 6,3% ein; hier belastete eine Senkung der Geschäftsprognose für 2014. Auf Sektorebene in den USA stiegen die Branchen Pharma und Finanzen (+2,4%) am stärksten an. Die Börsen in Asien tendierten zumeist etwas schwächer. Eine Ausnahme bildete erneut der Nikkei 225, der nach den Nachrichten aus den USA um 1,7% zulegte. Der Yen notierte schwächer.