Merkur Bank: Optimismus für den DAX und die Gewinne, Skepsis bei Anleihen
Sehr positiv blickt Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, auf das Jahr 2013 zurück. Er rechnet damit, dass die Merkur Bank das Ergebnis von 2012 deutlich übertreffen wird. Das sagt der Chef der Merkur Bank im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Auch für 2014 ist sein Optimismus groß. Im neuen Jahr will die Bank ihr Geschäft mit Privatkunden weiter stärken. Kein großer Freund ist Lingel von Anleihen für den Mittelstand, wie er in dem Gespräch anmerkt. Klare Wünsche richtet Bankchef Lingel an die große Koalition in Berlin. Er hegt jedoch Zweifel, ob die aktuellen Pläne der Regierung richtig sind.
"/medienpool/unternehmen/merkurbank/lingel.jpg" alt="Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Merkur Bank." title="Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Merkur Bank" class="textbild" />www.4investors.de: Sie haben mit Jürgen Schrempp ein Aufsichtsratsmitglied gewonnen, das über sehr große Erfahrungen verfügt. Welche Erwartungen haben sie an ihn?
Lingel: Es ist für uns eine große Ehre, dass sich Prof. Jürgen Schrempp bereit erklärt hat, in unserem Aufsichtsrat tätig zu werden. Wir sind dafür sehr dankbar. Prof. Schrempp verfügt über erstklassige Kontakte, ist sehr gut vernetzt und hat sehr viel Erfahrung im Management. Diese Erfahrungen kann Prof. Schrempp im Aufsichtsrat der Merkur Bank einbringen und stellt damit einen Sparringpartner – wie auch die anderen Aufsichtsratsmitglieder – für die Geschäftsleitung der Bank dar. Wir sind mit der Zusammenarbeit des gesamten Aufsichtsrates sehr zufrieden und sehr glücklich.
www.4investors.de: Bisher haben Sie für 2013 ein sehr klares Plus beim Gewinn melden können. Wird sich dieser Trend im vierten Quartal fortsetzen?
Lingel: Wir sind mit den ersten drei Quartalen im Jahr 2013 mehr als zufrieden. Auch im 4. Quartal sind wir sehr positiv gestimmt. Ob das Vorquartal nochmals erzielt werden kann, ist noch nicht abschließend zu beurteilen. Auf jeden Fall werden wir das Vorjahresergebnis deutlich übertreffen.
www.4investors.de: Bei unserem letzten Interview betonten Sie, dass Sie weitere Kunden aus dem Mittelstand gewinnen wollten. Ist Ihnen dies gelungen? Was bieten Sie dem Mittelstand, das andere nicht haben?
Lingel: Ja, natürlich haben wir neue Kunden gewonnen. Wir werden im Firmenkundengeschäft im Jahr 2013 ein Neugeschäftsvolumen von rund 60 Millionen Euro erzielen und konnten auch in der Vermögensanlage wieder punkten, so dass unser Depotvolumen auf über 130 Millionen Euro steigen wird.
Wir sind selbst ein Mittelständler und wissen deshalb, wie Mittelständler denken: nämlich flexibel, langfristorientiert, unabhängig und kundennah. Und mit diesen Merkmalen begegnen wir unseren Kunden sozusagen auf Augenhöhe. Mit diesen Eigenschaften sind wir im Finanzdienstleistungsmarkt etwas Besonderes und haben auch Alleinstellungsmerkmale.
www.4investors.de: Die Merkur Bank ist ein Partner für mittelständische Unternehmen. Dort boomt gerade das Anleihegeschäft. Wie stehen Sie dazu? Welche Entwicklung wird dies 2014 nehmen?
Lingel: Ja, es ist richtig, viele mittelständische Unternehmen finanzieren sich über Anleihen. Die Merkur Bank hat sich an dieser Platzierung nicht beteiligt, da wir nach wie vor konservativ denken und überzeugt davon sind, dass die klassische Bankfinanzierung für viele Mittelständler die bessere Finanzierungsalternative ist. Wenn man sich einige Unternehmen, die an den Kapitalmarkt gegangen sind, anschaut, muss man sehr oft feststellen, dass viele Unternehmen dabei sind, die heute wirtschaftlich nicht im ruhigen Fahrwasser sind. 2014 sehen wir den Anleihenmarkt in diesem Segment skeptisch und gehen davon aus, dass es das eine oder andere Unternehmen geben wird, das ihre Anleihe nicht vereinbarungsgemäß bedienen wird. Wir sehen in diesem Markt die Risiken eher steigend.
www.4investors.de: Welche Bedeutung wird der Direktvertrieb via Internet in den kommenden Jahren bei der Merkur Bank haben?
Lingel: Der Direktvertrieb ist schon seit 2009 für uns ein wichtiger Vertriebskanal. Allerdings sehen wir den Direktvertrieb nicht als alleinstehend sondern zusammen mit unserem Filialvertrieb. Wir sind überzeugt, dass wir in der Kombination beider Vertriebswege Mehrwerte schaffen. Deshalb werden wir beide Vertriebswege weiter ausbauen und verbessern.
"/medienpool/unternehmen/merkurbank/zentrale.jpg" alt="Zentrale der Merkur Bank am Münchener Hauptbahnhof. Bild und Copyright: Merkur Bank." title="Zentrale der Merkur Bank am Münchener Hauptbahnhof. Bild und Copyright: Merkur Bank" class="textbild" />www.4investors.de: Eines Ihrer Standbeine ist die Vermögensberatung. Wo sehen Sie die Trends für 2014?
Lingel: Die Vermögensberatung wird für uns auch 2014 eine wichtige Rolle spielen. Gerade bei der Beratung und Betreuung von Privatkunden sehen wir enormes Potential. Wir beraten unabhängig und bei uns steht nicht der Vertrieb von Produkten im Vordergrund, sondern die persönlichen Interessen unserer Kunden und die ausgewogene langfristige Strukturierung des individuellen Portfolios. Wir haben uns entschlossen, 2014 in diesen Bereich nochmals zu investieren und werden das Privatkundengeschäft mit zusätzlichen Betreuungskapazitäten in München ausbauen. Wir haben bereits seit 2012 mit der Neugründung einer Filiale in Plauen, die sich auf das Privatkundengeschäft konzentriert, positive Erfahrungen gemacht und konnten dort in den ersten zwei Jahren Einlagen und Depots in Höhe von rund 40 Millionen Euro einwerben. Diese Erfahrungen werden wir auch in München einsetzen, um Wachstumspotentiale zu erschließen.
www.4investors.de: Wie ist Ihr Ausblick für die Merkur Bank für das kommende Jahr?
Lingel: Wir sind für das kommende Jahr sehr positiv gestimmt. Letztlich gehen wir von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung aus, wenn auch erhebliches Rückschlagspotential durch die nach wie vor instabilen Verhältnisse in unseren europäischen Nachbarländern besteht.
In diesem Jahr hat eine sehr gute Risikolage mit zu dem positivem Ergebnis beigetragen. Grundsätzlich sehen wir auch für 2014 die Risikolage auf einem niedrigen Niveau, wenn dies auch aus heutiger Sicht nicht abschließend beurteilbar ist.
www.4investors.de: Ein Analystenhaus sieht Ihr Kursziel bei mehr als 10 Euro. Sie notieren derzeit um die 7 Euro. Sind die Experten zu optimistisch oder hat der Markt etwas nicht erkannt?
Lingel: Ich freue mich über die Ergebnisse der Analysten und halte diese für realistisch. Zum einen hat sich unsere Ertragskraft in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und zudem ist unsere Substanz beachtlich gewachsen. Wir werden im nächsten Jahr sehen, wie sich die Aktie entwickeln wird und wie die Marktteilnehmer unser Haus einschätzen.
www.4investors.de: Allgemein geht man für 2014 von einer weiteren Aufhellung der Konjunktur aus. Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung, um diesen Trend zu stützen?
Lingel: Ich wünsche mir von der neuen Bundesregierung, dass sie konsequent an der Agenda 2010 weiterarbeitet und diese weiterentwickelt. Wir müssen die Haushalte konsolidieren und insbesondere in den Renten- und Krankenversicherungsbeiträgen die demographische Entwicklung, die uns in den nächsten Jahrzehnten treffen wird, berücksichtigen. Ob die Beschlüsse, die jetzt in der großen Koalition gefasst worden sind, die Richtigen sind, möchte ich bezweifeln.
Natürlich wünsche ich mir, dass die Banken in diesem Jahr aus den Schlagzeilen kommen und man sich wieder mehr auf die kleineren Häuser konzentriert, die sich während der Finanzmarktkrise immer vorbildlich verhalten haben, aber durch die Regulierungswut bestraft werden.
www.4investors.de: Wo wird Ihrer Ansicht nach der DAX Ende 2014 notieren?
Lingel: Das würde ich Ihnen gerne sagen, wenn mir die Glaskugel eine Zahl sagen könnte. Eine genaue Prognose traue ich mir nicht zu. Aber im Hinblick der niedrigen Zinsen und des enormen Anlagedrucks vieler institutioneller Anleger glaube ich schon, dass Substanzwerte, und damit auch Aktien, eine große Popularität haben werden. Wenn die Unternehmensgewinne weiter steigen - und so sieht es aus - wird der DAX weiteres Kurssteigerungspotential haben. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass die Volatilität hoch sein wird, aber wie gesagt mit einer positiven Tendenz.