Commerzbank Börsencompass: Aktienmarkt in der Türkei
Der Aktienmarkt in der Türkei wies in 2013 im Gegensatz zu vielen etablierten Märkten eine enttäuschende Performance aus. Der Leitindex (National 100) verlor seit Jahresbeginn rd. 8%; die Landeswährung wertete ggü. dem EUR um 19% ab. Kein gutes Jahr für die Anleger. Unsere vorsichtige Haltung ggü. der türkischen Börse hat sich somit als richtig erwiesen. Wir bleiben zunächst weiter zurückhaltend gestimmt. Ein Großteil des Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren basiert auf einem kreditfinanzierten Konsumboom. Die Sparquote liegt nur noch bei rekordtiefen 12,6% des BIP. Das Kreditwachstum betrug zwischen 2009 und 2012 im Schnitt über 25%; derzeit liegt es mit 26% deutlich über dem Ziel der Notenbank (15%). Die Verschuldung der privaten Haushalte kletterte von 16% des BIP (Ende 2010) auf aktuell 22% des BIP. Das Verhältnis der Bankenkredite zu Bankeneinlagen beträgt mittlerweile 110% (2009: 80%). Aufgrund dieser besorgniserregenden Zahlen hat die türkische Bankenaufsichtsbehörde Maßnahmen angekündigt, die die Kreditvergabe eindämmen sollen (u.a. kürzere Rückzahlungsfristen bei Krediten für Elektronik- oder Schmuckartikel). Unseres Erachtens gehen diese Einschränkungen in die richtige Richtung. Es muss alles dafür getan werden, um die strukturelle Schieflage in Bezug auf das zum Großteil kurzfristig finanzierte Leistungsbilanzdefizit zu beseitigen. Sollte die US-Notenbank in Kürze mit ihrem „Tapering“ beginnen, dürfte es aber auf den Währungsmärkten noch einmal recht volatil zugehen. Unter Druck werden voraussichtlich solche Währungen geraten, deren Volkswirtschaften über Haushalts- und/oder Leistungsbilanzdefizite verfügen. Dazu gehört leider auch die Türkei.
Konjunktur und Rentenmärkte
Heute wird sich zeigen, ob die amerikanische Notenbank (Fed) schon bereit ist, die Anleihekäufe einzudampfen. Seit gestern sitzen die Notenbanker zusammen, um über die künftige Geldpolitik zu debattieren. Das Ergebnis ist nicht ganz belanglos, denn die Diskussion um das Zurückfahren der expansiven US-Geldpolitik beherrscht seit Frühjahr das Marktgeschehen. Im September waren die Marktteilnehmer bereits darauf eingestellt, dass der Anfang vom Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik besiegelt wird. Die Fed überraschte jedoch damit, die Anleihekäufe mit unverminderter Höhe fortzusetzen. Begründet wurde das mit fiskalpolitischen Risiken aufgrund des damals schwelenden US-Haushaltsstreits. Jetzt sieht die Sache anders aus: Letzte Woche passierte ein Haushaltsentwurf für die nächsten 2 Jahre das Repräsentantenhaus. Gegen eine Reduzierung der Anleihekäufe spricht momentan nur noch die niedrige Inflation. So wurde gestern für November eine Stagnation der Verbraucherpreise gemeldet. Ggü. Vorjahr entspricht dies einer Inflationsrate von nur 1,2%. Es bleibt daher spannend, was die Fed heute in ihrem Statement und der anschließenden Pressekonferenz verkünden wird. Bei der ZEW-Umfrage (Umfrage unter Finanzanalysten) stiegen die Lageeinschätzung und Erwartungen stärker als erwartet und erreichten Mehrjahreshöchststände. Im Vorfeld der Fed-Entscheidung hatte das aber wenig Einfluss auf die Rentenmärkte, die per Saldo freundlich tendierten.
Aktienmärkte
Nach den Kursgewinnen vom Montag ging es an den europäischen Märkten gestern bereits wieder abwärts. Die Sitzung der amerikanischen Notenbank warf ihre Schatten voraus und wieder einmal war es die Frage, ob die Fed nun ihre Anleihekäufe drosselt oder nicht, die für Zurückhaltung und Gewinnmitnahmen sorgte. Fast wäre man geneigt zu hoffen, dass die Fed mit dem Tapering beginnt, damit hier endlich mehr Klarheit herrscht und wieder andere Themen auf die Agenda kommen, wie z.B. Konjunkturdaten, die gestern in Europa recht gut ausfielen, aber letztendlich untergingen. Auf der Branchenseite (Stoxx) ging es für zyklische Sektoren wie Bau (-1,4%), Banken (-1,3%) und Energie (-1,1%) am stärksten abwärts. Letzterer litt unter der Gewinnwarnung des Ölserviceunternehmens CGG (-16,9%) und den Kursverlusten von BP (-1,7%, negativer Zeitungsartikel im Zusammenhang mit Aussagen der Gesellschaft im Zuge des Gerichtsverfahrens um die Ölkatastrophe im Golf von Mexico). Am US-Markt zeigte sich das identische Bild. Auch hier Zurückhaltung und leichte Kursverluste vor der Fed-Entscheidung. In einem unterschieden sich die US-Investoren aber doch von ihren Kollegen jenseits des Atlantiks, denn bei der S&P-Sektorperformance waren es zyklische Sektoren wie IT (+0,03%) und Grundstoffe (+0,5%), die als einzige Sektoren im Plus schließen konnten. An den asiatischen Märkten notieren die meisten Indizes über ihren Tagestiefs. Am stärksten geht es in Japan (Nikkei +2%, schwacher Yen und gute Exportdaten) und Indien (Sensex +1,1%, Notenbank lässt Leitzinsen unverändert.) aufwärts. Das Ereignis des Tages wird auch am Aktienmarkt die Fed-Entscheidung um 20 Uhr sein.