Commerzbank Börsencompass: Stimmungsanstieg in der Industrie, aber...
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum stieg im Dezember um 1,1 auf 52,7 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Werte über 50 Punkten weisen auf ein Wachstum der Wirtschaftsleistung hin. Der PMI der Industrie wächst seit dem Abflauen der Euro-Krise im Gleichschritt mit dem globalen Einkaufsmanagerindex. Dies lässt den Schluss zu, dass die Erholung der Eurozone aktuell vorwiegend von der weltwirtschaftlichen Entwicklung und somit dem Export getragen wird. Untermauert wird dies durch den abermaligen Rückgang des PMI für das Dienstleistungsgewerbe auf 51 Punkte (-0,2); die Stimmung dort basiert vorwiegend auf der Binnennachfrage, welche weiterhin schwach ist.
Sorgen bereitet die Fragmentierung innerhalb der Eurozone. Während der Stimmungsanstieg der deutschen Industrie maßgeblich für den Anstieg auf europäischer Ebene verantwortlich ist (+1,5 auf 54,2 Punkte), fiel das französische Pendant auf 47,1 Punkte. Auch bei den Dienstleistungsindizes zeichnet sich ein vergleichbares Bild. Zwar ist der Wert des Index auch in Deutschland – von 55,7 auf 54 Punkt – gefallen, er verbleibt damit aber deutlich im expansiven Bereich. In Frankreich hingegen sank der Index erneut auf aktuell 47,4 Punkte. Insgesamt reihen sich die Stimmungsindikatoren in die schwachen Produktionsdaten der letzten Wochen ein. Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone sollte im 4. Quartal 2013 daher nur ein leichtes Plus von 0,2% Q/Q aufweisen. Die Binnennachfrage bleibt das Sorgenkind, was die EZB zu weiteren expansiven Maßnahmen animieren könnte.
Konjunktur und Rentenmärkte
An den Rentenmärkten herrschte gestern wenig Bewegung. Die Marktteilnehmer warten auf die FOMC-Sitzung, deren Ergebnis am Mittwochabend bekanntgegeben wird. Durch die Serie günstiger US-Daten und die absehbare Einigung im Haushaltsstreit ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Fed mit der Reduzierung der Anleihekäufe („Tapering“) beginnt oder zumindest ihre Ausstiegspläne noch näher umreißt. Zu dieser Stimmungslage passten Daten zur US-Industrieproduktion wie maßgeschneidert: Sie stieg um 1,1% M/M und hat damit ein neues Rekordniveau markiert, also den bisherigen Höchststand vom Dezember 2007 übertroffen. Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe (also ohne Energieerzeugung) zog um 0,6% M/M an; sie hat damit gleichfalls in den vergangenen Monaten wieder mehr Fahrt aufgenommen und dürfte im Verlauf von 2014 ihr Vorkrisenniveau überschreiten. Der Produktionsanstieg ging zuletzt mit einer deutlich anziehenden Kapazitätsauslastung einher (79,0% nach 78,2%); ihr Abstand zum langjährigen Durchschnitt (80,6%) ist damit merklich kleiner geworden. Am Devisenmarkt schrammt der EUR weiterhin an einem neuen Jahreshoch gegenüber dem USD entlang. Da das Tapering der Fed nur noch eine Frage der Zeit ist und auch der Trend immer weiter in die Zukunft rückender Erwartungen einer US-Leitzinswende (frühestens 2. Halbjahr 2015) beendet scheint, wird die Luft für den EUR gegenüber dem USD aber allmählich dünn.
Aktienmärkte
Zum Wochenstart drehte die Stimmung an den internationalen Aktienbörsen. Vor allem die europäischen Märkte profitierten dabei von den leicht besser als erwartet ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone. An der Spitze des deutschen Leitindex Dax 30 standen die Aktien der Commerzbank (+4,1%), die von dem Verkauf eines Pakets von Schiffskrediten und damit vom Fortschritt beim Abbau der Problembereiche profitierten. An der zweiten Position des Kurszettels stand die Deutsche Telekom (+3,8%). Hier war der Kurstreiber ein Medienbericht über ein Interesse des US-Konzerns Sprint an der Tochter T-Mobile US. Ebenfalls sehr stark präsentierte sich Siemens (+2,9%) nach einer Meldung über einen Großauftrag für Turbinen bei Windanlagen. Im EUROSTOXX 50 konnten fast alle Branchen deutlicher zulegen, lediglich Grundstoffe (+0,1%) blieben dabei etwas zurück. Den stärksten Eindruck hinterließen Banken und Baustoffe (jeweils +2,3%). An der Wall Street setzte sich diese positive Marktstimmung weiter fort. Angesichts der mit Spannung erwarteten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank entwickelte sich aber ein vergleichsweise ruhiger Handel. Von Seiten der Makrodaten gab es lediglich gemischt ausgefallene Signale. In diesem Umfeld konnten bis auf Nahrungsmittel (-0,1%) alle Branchen leicht zulegen. Die größten Gewinne verbuchten dabei unter der Führung vom IBM (+2,9%) und Cisco (+2,2%) die Unternehmen der Informationstechnologie (+1%). Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen überwiegend leicht fester. Die europäischen Märkte werden nach den gestrigen starken Kursavancen hingegen kaum verändert erwartet.