Commerzbank Börsencompass: Überraschend schnelle Einigung auf US-Haushalt
Überraschend einigten sich in den USA Unterhändler von Demokraten und Republikanern in der Nacht auf Mittwoch auf einen gemeinsamen Haushalt. Die in diesem Jahr in Kraft getretenen automatischen Ausgabenkürzungen sollen in den nächsten zwei Jahren um 64 Mrd. USD gesenkt werden. Dadurch erhöht sich das künftige Wirtschaftswachstum zwar nur gering, denn daraus resultiert lediglich eine Ausgabenerhöhung in Höhe von 0,3% des BIP in 2014 und 0,1% des BIP in 2015. Viel entscheidender ist dabei aber, dass es überhaupt zu einer Einigung gekommen ist und dadurch ein drohender „Shutdown“ der Behörden zum 15. Januar vermieden werden kann. Erst im Oktober dieses Jahres war es zu einer 16-tägigen Schließung der Behörden gekommen. Jetzt muss der Kompromiss noch im Repräsentantenhaus und im Senat die nötigen Mehrheiten finden. Der Kongress wird wohl noch diese Woche abstimmen und der Senat, wenn alles gut geht, bis Weihnachten. Der Budgetstreit hatte die US-Wirtschaft belastet. Sollte die politische Unsicherheit wegfallen, dürfte das die Investitionen beflügeln, denn die Unternehmen haben sich bei ihren Investitionen deshalb zurückgehalten. Vor allem aber ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Fed ihre Anleihekäufe bereits in der Dezembersitzung reduziert, denn jetzt entfällt ein wichtiger Grund, den Einstieg in den Ausstieg der unkonventionellen Geldpolitik weiter zu verzögern. Spätestens im März dürfte die Fed ihre Anleihekäufe eindampfen. Dann wird sich auch zeigen, ob es ihr gelingt, durch „Forward Guidance“, die Leitzinserwartung weiter niedrig zu halten.
Konjunktur und Rentenmärkte
Das Tapering scheint eingepreist zu sein; anders kann die Marktreaktion auf die Einigung im erneut bevorstehenden US-Haushaltsstreit wohl nicht interpretiert werden. Bereits einen Monat vor einem möglichen neuen „Shutdown“ einigten sich die Verhandlungsführer von Demokraten und Republikanern in den USA auf einen neuen Haushalt (siehe Topthema). Die Rentenmärkte ließ diese Meldung allerdings kalt – erhöht sie doch die Wahrscheinlichkeit einer langsamen Rückführung der Anleihekäufe durch die Fed bereits in der kommenden Woche. Noch im September war der Haushaltsstreit eines der Argumente der US-Notenbank das Tapering zu verschieben. Mangels relevanter Makrodaten fehlten im Tagesverlauf zudem weitere Impulse am Rentenmarkt. So tendierten Bundesanleihen und Anleihen der Euro-Peripherie nur leicht verändert zum Vortag. Am Devisenmarkt hingegen gewann der Euro weiter gegenüber dem USD und setze die Aufwertung der letzten Wochen fort. Am heutigen Tag stehen Makrodaten wieder im Vordergrund. In Europa sollten neben den französischen Verbraucherpreisen im November die Daten zur Industrieproduktion im Oktober im Fokus des Marktinteresses stehen. Am Nachmittag werden dann in den USA die Einzelhandelsumsätze für November und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung veröffentlicht. Beide Daten sollten das Thema Tapering weiter anfachen – wenngleich das Augen-merk bereits auf den 18.12. und somit die nächste Fed-Sitzung gerichtet ist.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 1,4% (Italien) ein. Die zuletzt guten Makrodaten aus den USA verunsichern die Anleger ebenso wie der Kompromiss im US-Haushaltsstreit. All dies könnte zu einem rascheren Ende der sehr expansiven Geldpolitik in den USA führen als bisher angenommen. In diesem Umfeld büßte der Dax rd. 0,4% ein, verteidigte aber die Marke von 9.000 Punkten. Größte Verlierer im deutschen Leitindex waren die Aktien von K+S und ThyssenKrupp, die um 1,7% bzw. 1,6% nachgaben. Die Notierung der Commerzbank setzte dagegen ihren jüngsten Anstieg fort und legte um 0,5% zu. Von einer Votenheraufstufung profitierte Infineon (+0,2%). Nach der Ankündigung von ausgedehnten Stellenstreichungen sowie einer aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik haussierte die Aktie von EADS um 7,5%. Auf europäischer Sektorebene verzeichneten lediglich die Sektoren Bau und Medien leichte Gewinne. Unter Druck standen dagegen insbesondere die Branchen Immobilien (-1,3%) und Rohstoffe (-1,5%). Die Börsen in den USA erlebten ebenfalls einen schwächeren Börsentag. Der Dow Jones verlor 0,8%. Wie in Europa belastete der Etat-Kompromiss. Vor der US-Notenbanksitzung herrscht eine abwartende Haltung vor. Gewinnmitnahmen bestimmen zum Jahresende das Bild. Auf Sektorebene legten Verbrauchsgüter (+0,2%) am stärksten zu. Alle anderen Branchen notierten im Minus, allen voran Rohstoffe (-1,7%). Die Börsen in Asien tendierten zumeist schwächer. Der MSCI Asia Pacific-Index sank auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Auch in Asien belastete die Sorge vor dem Tapering Aktien und Währungen.