Commerzbank Börsencompass: Deutsche Produktion hebt noch nicht ab
Die Daten zur Industrieproduktion für den Monat Oktober zeigen, dass die deutsche Industrie schwach in das vierte Quartal gestartet ist – allerdings folgt dies auf ein starkes Sommerhalbjahr. Mit einem Rückgang von 1,2% (M/M) fiel die Produktion den zweiten Monat in Folge (im September revidiert: -0,7%). Neben der Autoproduktion, welche in den letzten beiden Monaten rückläufig war, sank auch die Investitionsgüterproduktion. Die anhaltende Zurückhaltung bei den Unternehmensinvestitionen bleibt somit weiterhin ein Belastungsfaktor. Zwar signalisierten die Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex zuletzt wachsende Zuversicht, da die harten Daten dies jedoch noch nicht untermauern, ist der Ausblick für die kommenden Monate eher verhalten. Anders sieht es bei der Autoproduktion aus – hier weisen die Daten auf einen starken Produktionsanstieg im November hin. Allerdings gewinnt die Binnennachfrage als eine weitere Stütze der deutschen Wirtschaft an Schwung. Die Importdaten zeigen, dass im Oktober wieder deutlich mehr nach Deutschland eingeführt wurde als noch im September (+2,9% M/M). Zwar stiegen auch die Exporte unerwartet, jedoch nicht im gleichen Ausmaß (+0,2% M/M) – der Handelsbilanzüberschuss verringerte sich leicht von 20,3 auf 17,9 Mrd. Euro. Insgesamt sollte das Wachstum des letzten Quartals 2013 leicht über dem Niveau des dritten Quartals liegen. Wir erwarten einen Anstieg um 0,3%. Angefacht durch die niedrigen Leitzinsen sollte sich im Gesamtjahr 2014 das Wachstum in Deutschland spürbar beschleunigen: von 0,4% (2013) auf 1,7% (2014).
Konjunktur und Rentenmärkte
Nach dem Aufwärtsschub der Renditen in der Vorwoche entspannte sich das Geschehen an den transatlantischen Rentenmärkten am Montag. Dabei half, dass aus den USA keine neuen Konjunkturdaten kamen und die Industrieproduktion in Deutschland im Oktober noch etwas schwächer als erwartet ausfiel (siehe Topthema). So hatte der US-Bondmarkt Gelegenheit, die jüngste Serie günstiger Wirtschaftsdaten (PMI, BIP, vor allem aber den Arbeitsmarktbericht) zu verdauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bereits am 18. Dezember ihre Anleihekäufe reduziert, ist durch diese Daten zweifellos gestiegen. Laut Bloomberg rechnet mittlerweile ein Drittel der Marktbeobachter damit; der Rest verteilt sich auf Januar (ca. 25%) bzw. März (40%). Diese Erwartung ruht nicht zuletzt aus einer merklichen Besserung am Arbeitsmarkt, die in den vergangenen Monaten - auch dank Aufwärtsrevisionen von Vergangenheitsdaten - zu beobachten war. So liegt in der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der 12-Monatsdurchschnitt bei den Neueinstellungen bei gut 190.000, das Dreimonatsmittel weicht kaum davon ab, was ein Indiz für einen stabileren Arbeitsmarkt ist. Auffallend ist, dass der USD von dieser Erwartungsverschiebung bislang nicht profitiert hat. Die Fed kann dies als Erfolg werten: Denn offensichtlich glaubt ihr der Markt, dass dem „Tapering“ erst mit langem zeitlichen Abstand (nach Mitte 2015) die Wende in der Leitzinspolitik folgen wird.
Aktienmärkte
Nachdem die asiatischen Börsen den Handel dank guter chinesischer Makrodaten überwiegend positiv beenden konnten, starteten auch die europäischen Märkte mit leichten Kursgewinnen in die neue Börsenwoche. An einem wenig ereignisreichen Handelstag standen im deutschen Leitindex Dax 30 die Aktien der Commerzbank (+2,3%) an der Spitze des Kurszettels. Positiv entwickelten sich nach einer Analystenempfehlung vor allem auch die Titel der Versorger RWE (+0,7%) und E.ON (+0,6%). Deutlichere Abgaben musste dagegen HeidelbergCement (-2,2%) hinnehmen. Im MDax sprangen die Aktien von Sky Deutschland (+5,2%) deutlich an, nachdem bekannt gegeben worden war, dass sich der Bezahlsender die Übertragungsrechte für die Champions League für weitere drei Jahre gesichert hat. Auch im EU-ROSTOXX 50 konnte sich mit GDF Suez (+2%) ein Versorger am besten präsentieren. Im allgemein positiven Umfeld legten Banken (+1%) und Grundstoffe (+0,8%) etwas stärker zu, während lediglich die defensiven Branchen Gesundheitswesen (-0,5%) und Nahrungsmittel (-0,2%) leichte Abschläge auswiesen. Auch an der Wall Street konnten die Indizes an die Erholungsbewegung vom Freitag anknüpfen, dabei gab der Dow Jones die Gewinne bis Handelsschluss fast vollständig wieder ab. Positiver präsentierte sich dagegen der Nasdaq 100 (+0,4%). Lediglich Versorger (-0,6%) tendierten hier etwas leichter. Schwächster Titel war McDonald’s (-1,1%) nach enttäuschenden Umsatzzahlen. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen mit leichter Abwärtstendenz uneinheitlich. Die europäischen Aktienmärkte werden kaum verändert erwartet. Die Agenda bleibt heute weitestgehend leer.