Commerzbank Börsencompass: China vor Wachstumsbeschleunigung?
Die Einkaufsmanagerindizes für China zeigen für November weiter ein unverändert moderates Expansionstempo – der HSBC PMI für das verarbeitende Gewerbe lag bei 50,8 Punkten nach 50,9 und der NBS PMI bei 51,4 nach 51,4 Punkten. Dies ist aber etwas besser als vom Markt erwartet. Das größte Wachstumsrisiko geht vom Zinsanstieg seit Juli aus – Rendite 10-jährige Staatspapiere von 3,5% auf 4,7% in der Spitze und 2-jährige von 3,0% auf 4,5%. Für Unternehmen stiegen zusätzlich die Renditeaufschläge. Verantwortlich dafür war zunächst die restriktive Geldpolitik der Notenbank. Im November beschleunigte sich der Zinsanstieg aufgrund des Vorhabens, die Zinsmärkte zu liberalisieren. Wir sind schon seit Jahren der Meinung, dass die Zinsen in China gemessen am Wirtschaftswachstum zu niedrig sind und ein Anpassungsprozess stattfinden wird. Nicht der Anstieg der Zinsen, sondern seine Geschwindigkeit ist also das Problem. So ist der kräftige Zinsanstieg ein das Wachstum erheblich dämpfender Faktor; Aber obwohl die Zinszügel sehr straff waren, konnte sich das Wachstum seit August festigen. Seit zwei Wochen ist nun sogar eine Gegenbewegung der Zinsen zu beobachten. Da-durch erklärt sich auch der Aufschwung am Aktienmarkt. Bereits ein leichter Rückgang der Zinsen genügt also offensichtlich, um die Wachstumsperspektive aufzuhellen. Die Marktskepsis gegenüber dem chinesischen Wachstum ist daher wohl zu hoch. Entsprechend sind wohl auch die Erwartungen für den China-sensitiven AUD zu skeptisch. Nach dem derzeit kursdrückenden Window Dressing könnte ab 2014 vor allem der AUD als die chinasensitivste Währung profitieren.
Konjunktur und Rentenmärkte
Auch gestern standen die Rentenmärkte unter Druck. Dazu trug der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im Euroraum bei: Er sank zwar im Monatsvergleich, aber nicht so stark, wie es die auf einer Teilerhebung beruhenden Vorabdaten hatten erwarten lassen. Besonders erfreulich war die Entwicklung in Spanien, wo der Index die Expansionsschwelle überschritt und jetzt bei 51,5 Punkten liegt. Dort scheinen die Reformbemühungen mehr und mehr Früchte zu tragen. Nochmals kräftig verbessert hat sich die Stimmung in Deutschland, wo der Index um 2,8 Punkte auf 55,7 stieg. Besonders ernüchternd sind indes die Werte für die reformscheuen Länder Frankreich und Italien; dort sind die Indizes wieder deutlich unter die Expansionsschwelle von 50 gefallen. Der konjunkturelle Riss, der den Euroraum durchzieht, lässt sich insofern kaum noch mit der Gegenüberstellung von Peripherie- und Kernländern adäquat beschreiben; vielmehr wird die Reformbereitschaft zum zentralen Unterscheidungskriterium. Weiterer Aufwärtsdruck auf die Renditen kam aus den USA; dort sind laut Erhebung des Arbeitsdienstleisters ADP im November 215.000 neue Stellen entstanden – so viele wie seit einem Jahr nicht mehr. Dies schürte die Erwartung auf ähnlich hohe Zuwächse beim offiziellen Arbeitsmarktbericht (morgen) und einen Beginn des „Taperings“ der Fed bereits bei der FOMC-Sitzung am 18. Dezember. Der schwächere Service-ISM (November: 53,9 Punkte nach 55,4) änderte daran wenig.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten setzte sich die Konsolidierung weiter fort. Einmal mehr war es die Sorge um die Entwicklung der Geldpolitik der Fed, die als „Ausrede“ für Gewinnmitnahmen diente. So sorgten gute Beschäftigungsdaten des privaten Dienstleisters ADP nicht für neue Hoffnung auf eine positive konjunkturelle Erholung, sondern für Spekulationen darüber, ob die Fed nicht doch früher als erwartet den Fuß vom Gaspedal in der Geldpolitik nimmt. Konsequenterweise erholten sich die Kurse zwischenzeitlich wieder, als der schwache ISM-Dienstleistungsindex veröffentlicht wurde. Im Ländervergleich gab der Dax zwar etwas stärker nach als die übrigen großen Indizes in Europa. Er hatte in den vergangenen vier Wochen aber auch als einziger Index Zuwächse zu verzeichnen gehabt. Ansonsten bewegten Analystenkommentare und Unternehmensberichte vereinzelt die Kurse. So ging es für Peugeot (+5,3%, Brokerheraufstufung) aufwärts, während Standard Chartered (-6,5%) unter dem schwachen Geschäft in Korea litt. Auch an den US-Märkten stand die Frage nach dem Beginn des „Taperings“ im Fokus. So ging es je nach Interpretation der hereinkommenden Daten hin und her. Am Ende sorgte das Beige Book (Konjunkturbericht), welches von einem „moderaten Wachstum“ berichtete, für einen versöhnlichen Ausklang. Bei den Einzelwerten standen u.a. Hewlett-Packard (+2,6%, Stellenstreichungen angekündigt) und Microsoft (+1%, EU-Kommission gibt grünes Licht für Übernahme der Geräte- und Servicesparte von Nokia) im Fokus. In Asien dominieren angesichts der Vorgaben die Minuszeichen. In Japan belastet der stärkere Yen, während der indische Markt vom Ausgang der regionalen Wahlen profitiert.
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