Paion-Aktie: 2014 - das Jahr des Showdowns
Regelmäßig zum Jahresende geht der Blick vieler Investoren in das kommende Jahr, diesmal also nach 2014. Man sucht nach neuen Chancen und Gelegenheiten für Investments. Für einige Unternehmen an der Börse dürfte das kommende Jahr wichtige Weichen stellen. Dies gilt in Deutschland vor allem für ein kleineres Biopharmaunternehmen, dessen Aktie in den vergangenen Wochen in den Blickpunkt gerückt ist: Paion.
Die Gesellschaft hat einen deutlichen Umbruch hinter sich. Der frühere Hoffnungsträger Desmoteplase wurde an Lundbeck verkauft, die Millionen aus dem Verkaufserlös investierte man vor allem in die Entwicklung des Narkosemittels Remimazolam. Bisherige Testergebnisse in fortgeschrittenen klinischen Phasen sind sehr gut, zudem zeigt der Wirkstoff Vorteile gegenüber bisher eingesetzten Narkosemitteln. Weltweit soll Remimazolam, das noch nicht am Markt eingeführt wurde, in drei Indikationsklassen in Spitzenzeiten rund 1,5 Milliarden Dollar umsetzen. Das wären 150 Millionen Dollar an enorm hochmargiger Umsatzbeteiligung für Paion, die aktuell am Markt mit rund 63,5 Millionen Euro bewertet wird – zum Vergleich: das sind umgerechnet 86 Millionen Dollar Börsenwert.
Weitere Umsatzpotenziale könnten andere Bereiche wie zum Beispiel eine Co-Vermarktung des Wirkstoffes einbringen. Langfristig sind auch andere Projekte der Aachener auf den Schirm zu nehmen, die man derzeit aber ohne Priorität entwickelt und an der Börse demnach kaum zur Kursbildung der Paion-Aktie beitragen.
Dreistellige Millionenumsätze möglich...
Noch allerdings muss Paion wichtige Meilensteine schaffen, bevor die Remimazolam-Dollars rollen können. Dass der Wirkstoff scheitert, ist immer noch möglich, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Zulassung sich aufgrund der Fortschritte der letzten Jahre statistisch gesehen deutlich gesteigert hat. Das wissen auch die Partner von Paion: Jüngste Lizenzdeals haben weitere Gelder in die Kasse der Aachener gebracht, doch die Summen sind im Vergleich zu den Umsatzpotenzialen des Narkosemittels bisher Koppers berühmte „Peanuts“. Rund 14 Millionen Euro hat man sich aus Upfront- und Meilensteinzahlungen gesichert, ein Großteil davon stammt von der japanischen Ono Pharma. Weitere Millionen dürften durch neue Rechtedeals, die verhandelt werden, hinzukommen. Große Märkte wie die USA und Europa sind bisher „unverpartnert“, die richtig interessanten Geschäfte kommen also erst in der Zukunft.
Die angesprochenen „Peantus“ allerdings helfen, wichtige Entwicklungsschritte zu finanzieren, und davon gibt es einige. Unter anderem will Paion im kommenden Jahr eine Zulassungsstudie für Remimazolam in den USA starten. Die Kosten hierfür veranschlagt das Unternehmen auf 20 Millionen Dollar. Die dafür nötigen Gelder werden wahrscheinlich von einem weiteren Partnerschaftsdeal kommen. Gespräche werden geführt, viele Möglichkeiten sind für die Finanzierung denkbar. Ein Beispiel wäre der Vertriebsrechteverkauf für den US-Markt, vielleicht kombiniert mit einer Kapitalerhöhung, die einen möglichen Partner enger an Paion binden würde. Deals wie diese gibt es in der Branche zuhauf, zuletzt unter anderem von Epigenomics im Rahmen einer Kooperation mit BioChain für den chinesischen Markt gemeldet. In den kommenden Wochen wird der Markt schlauer sein.
Es ist nicht die einzige bedeutende Weiche, die Paion im kommenden Jahr stellen wird. Ein sehr entscheidender Fingerzeig für die Aachener dürfte in den kommenden Wochen aus Japan kommen. Dort hat der Konzern mit dem Pharmaunternehmen Ono einen starken Partner, der die Entwicklung von Remimazolam schon seit langem vorantreibt. Im Mai wurde eine wichtige Studie mit dem Mittel in der Indikation „Anästhesie“ abgeschlossen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie wird man Anfang des kommenden Jahres vorlegen. Das Entwicklungsprogramm in der Indikation „Einleitung und Aufrechterhaltung einer Vollnarkose“ hat Ono in Japan abgeschlossen, 2014 soll bei entsprechend positiven Studiendaten die Zulassung beantragt werden und 2015, so alles glatt geht, würde Remimazolam auf den japanischen Markt kommen. Zuletzt sah sich Paion bis zum ersten Quartal 2015 durchfinanziert, neue Zahlungen aus Partnerverträgen könnten diesen Zeitraum ausweiten. Hier sind die Risiken also extrem überschaubar.
...wenn Paion die Zulassungen für Remimazolam schafft
Solche Fortschritte wären dann auch ein klarer Hinweis, wie es in anderen Ländern mit Remimazolam weiter gehen könnte. Die Analysten von First Berlin erwarten, die entsprechenden Zulassungen vorausgesetzt, in den kommenden zwei bis fünf Jahren zahlreiche Markteintritte von Remimazolam, die schnellsten neben Japan in der EU, Korea sowie den früheren GUS-Staaten, hinzu kommen dürfte die Türkei.
Das derzeit im Kurs noch eingepreiste Risiko eines Scheiterns würde dann wohl deutlich geringer. Die Aktie hätte bei einer solchen Entwicklung trotz der jüngsten massiven Kursgewinne wohl immer noch reichlich Luft nach oben, wenn man die Bewertung von Paion mit ähnlichen Gesellschaften in einer solchen Situation vergleicht. First Berlin sieht das Kursziel bei 3,80 Euro, konservativer ist Close Brothers Seydler Research mit 3,00 Euro. Bei weiteren, positiven News des Konzerns könnten hier Aufwärtsrevisionen möglich sein. Gegen die Kurschancen steht allerdings das geringer gewordene, aber immer noch vorhandene Risiko von Fehlschlägen, das man nicht aus den Augen verlieren darf – allen positiven Nachrichten aus der jüngsten Vergangenheit zum Trotz.
Der Chart der Paion-Aktie läuft ebenfalls auf eine solche Entscheidungssituation zu. Nach einer Kursexplosion Ende Oktober/Anfang November von 0,85 Euro auf 2,80 Euro binnen weniger Tage befindet sich Paion in einem wilden Auf und Ab unterhalb des Widerstands bei 2,73/2,80 Euro. Zwischen 1,98/2,07 Euro sowie um 2,20 Euro und um 2,30/2,32 Euro finden sich stärkere Unterstützungen.