Commerzbank Börsencompass: Enttäuschende Auftragseingänge in den USA
In den USA sind die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftgüter im Oktober um 2% M/M gesunken. Klammert man die von Monat zu Monat stark schwankenden Militärgüter- und Flugzeugaufträge aus der Betrachtung aus, so steht bei den so ermittelten „Kernaufträgen“ immer noch ein Minus von 1,2% M/M (nach -1,4% M/M im September) zu Buche. Die Kernaufträge sind ein guter Indikator für die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen. Sie lagen im Oktober 1,2% unter dem Mittelwert des Vorquartals, was darauf hinweist, dass im laufenden Quartal von den Investitionen wenig Positivimpulse für das BIP kommen sollten; die schon im Vorquartal zu beobachtende Investitionszurückhaltung ist offensichtlich noch nicht überwunden. Der Haushaltsstreit, der im Oktober in Form einer zweiwöchigen Behördenschließung kulminierte, dürfte der Hauptgrund für die abwartende Haltung der Unternehmen sein. Jetzt ist dieser Streit unter Reputationsverlust der Republikaner fürs erste gelöst und es ist schon mit Rücksichtnahme auf die in 2014 anstehenden Kongresswahlen nicht zu erwarten, dass es im Januar abermals zu einer Zuspitzung wie im Oktober kommt. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die zuletzt auf nationaler Ebene beobachtbare Stimmungsverbesserung im verarbeitenden Gewerbe die Investitionsbereitschaft anregt. Erfreulich ist, dass dieser konjunkturelle Schwachpunkt von anderen Faktoren kompensiert wird. So hält die Besserungstendenz am Arbeitsmarkt an, wie die jüngsten „Erstanträge“ belegen. Umso mehr steht daher der nächste monatlichen Arbeitsmarktbericht (6.12.) im Fokus.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der Koalitionsvertrag von Union und SPD, der vor allem höhere Ausgaben für die Renten vorsieht, die aber nicht über Steuererhöhungen finanziert werden sollen, wurde vom Devisenmarkt positiv aufgenommen. Der EUR testete gestern zum Handelsbeginn die Marke von 1,36 USD, die er im Laufe des Vormittags überschritt, allerdings nicht halten konnte. Für Deutschland sehen die Wachstumsaussichten weiter sehr gut aus. Nach den Einkaufsmanagerindizes und dem Ifo-Index verbesserte sich auch das Konsumklima unerwartet stark. So stieg das Konsumklima von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für November von 7,1 auf 7,4 Punkte, den höchsten Wert seit über sechs Jahren. Dabei wird die Kauflaune getrieben von steigenden Einkommenserwartungen und rekordtiefen Zinsen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen tendierte gestern um die Marke von 1,70%, stieg zum Handelsschluss leicht an. Die EZB veröffentlichte ihren Finanzstabilitätsbericht, aus dem hervorgeht, dass der „Stress“ an den Finanzmärkten Europas inzwischen so gering ist wie vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007. Laut EZB bleibt die Lage aber fragil. Die Entspannung zeigt sich auch am Primärmarkt: Italien platzierte gestern erfolgreich Geldmarktpapiere mit einem Volumen von 7 Mrd. EUR und einer Emissionsrendite von 0,54%, dem niedrigsten Niveau seit Mai. Da heute in den USA Feiertag ist, dürften die Rentenmärkte vor allem auf die Daten aus Deutschland und dem Euroraum achten.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern weiter nach oben. Der gestern veröffentlichte Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU dürfte dabei allerdings keine große Rolle gespielt haben. Zwar ist damit ein gewisser Unsicherheitsfaktor abgehakt, da aber keine größeren langfristigen Impulse für die deutsche Wirtschaft daraus zu erwarten sind, dürften die gestrigen Makrodaten eine deutlich größere Rolle gespielt haben. Seien diverse US-Makrodaten oder der Konsumklimaindex in Deutschland, die alle in die Richtung einer sich verbessernden Konjunktur zeigten. Konsequenterweise ging es für zyklische Sektoren am stärksten aufwärts. Grundstoffwerte (+1,1%), Banken und Industrietitel (je +0,9%) führten die Gewinnerliste an, während Healthcare (-0,02%) als einzige Branche minimal im Minus schloss. Bei den Einzelwerten fiel u.a. die französische Hotelkette Accor (-7,5%), deren Aufspaltungspläne nicht gut ankamen, auf. Am deutschen Markt gehörte die Dt. Post (+3,5%) zu den wenigen „Koalitionsvertragsgewinnern“, Vossloh (-4,6%) litt unter einem Anteilsverkauf der Familienaktionäre und Nordex (-5,1%) unter einer Kapitalerhöhung. Die guten Arbeitsmarktdaten, die Verbraucherstimmung und starke Makrofrühindikatoren sorgten auch an der US-Börse vor dem heutigen Feiertag für Kursgewinne und beim S&P für ein Rekordhoch auf Schlusskursbasis. Dank Hewlett-Packard (+9%, Quartalszahlen) führte der IT-Sektor die Gewinner an, Versorger und Energie (-0,3% bzw. -0,7%) gaben nach. In Asien verzeichnet heute der japanische Markt, auch als Reaktion auf den erneut schwachen Yen, die größten Gewinne. Aber auch im übrigen Asien dominieren angesichts der guten Vorgaben die Pluszeichen.