Commerzbank Börsencompass: Reformen dürften CNY-Aufwertungsdruck stärken
China befindet sich zunächst noch auf einem wenig dynamischen Erholungspfad. Mittelfristig besteht jedoch positives Überraschungspotential, da sich die Exportaussichten verbessern, die Lagerbestände niedrig sind und der Bremseffekt geringerer staatlicher Investitionsdynamik nachlässt. Auch wenn Wachstumsraten über 8% langfristig die Ausnahme darstellen werden, so sind Raten von 7% angesichts der erreichten Basis immer noch enorm und ein substantieller Beitrag zum globalen Wachstum. Damit das deutlich überdurchschnittliche Wachstum auch längerfristig durchgehalten wer-den kann, sind markt- und sozialwirtschaftliche Reformen notwendig. Dies hat die Führung in Peking erkannt. Ein zentraler Punkt der Reformpläne ist wohl die Liberalisierung der Zinsen und des Wechselkurses. Gemessen am Wachstum ist der offizielle Zins, der für Spareinlagen und in erster Linie für die großen Staatsunternehmen gilt, trotz erfolgter Anpassungen immer noch zu niedrig. Für private Unternehmen ist der Zugang zu den offiziellen Bankkrediten dagegen schwer, sodass diese sich relativ teuer über andere Quellen finanzieren müssen. Gleiche Kreditbedingungen für alle dürften also einen Schub für den Privatsektor bedeuten und damit das Wachstum stützen, auch wenn die offiziellen CNY-Zinsen steigen. Der Kapitalzufluss in den CNY dürfte wegen dieser Wachstumschancen und höherer Renditen anhalten. Die Notenbank ließ bereits verlautbaren, dass sie nicht weiter massiv intervenieren will, um den Aufwertungsdruck zu bremsen. Sie könnte deswegen zunächst die Handelsbandbreite von +/- 1% zum täglichen USD-Fixing erweitern.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der US-Rentenmarkt verarbeitete zum Wochenauftakt noch immer die verschiedenen Aussagen der Fed (v.a. Fed-Protokoll, Bernanke-Rede) zum weiteren Kurs der Geldpolitik. Was die Anleihekäufe angeht, sieht die Fed eine Verschlechterung der Nutzen/Kosten-Relation. Dies legt den Schluss nahe, dass eine Reduzierung der Anleihekäufe (Tapering) unweigerlich näher rückt. Das Bemühen der Fed zielt jetzt zusehends darauf ab, dem Markt zu versichern, dass das Tapering und eine Anhebung der Fed Funds Rate zwei gänzlich separate geldpolitische Entscheidungen sind. Dies war ihr im ersten Anlauf - als bis September die Sätze der einschlägigen Geldmarktfutures kräftig anzogen - missglückt. Jetzt aber scheint der Markt ihre Botschaft verstanden zu haben, die Fed kann also mit dem Resultat ihrer Kommunikationsoffensive zufrieden sein. Implizierten die Fed Funds Futures Anfang September per Ende 2015 einen Leitzins von mindestens 1,25% (also 4 Anhebungen à 0,25%-Punkte), so ist derzeit zum selben Termin nur eine Leitzinserhöhung um 0,25%-Punkte eingepreist. Die Fed wird weiterhin versuchen, durch zukunftsgerichtete Hinweise („Forward Guidance“) die Leitzinserwartungen auf niedrigem Niveau zu verankern. Doch macht die jüngste Episode deutlich: Ihr Einfluss auf das lange Marktende ist begrenzt. So liegen die Renditen 10-jähriger Treasuries nur 25 Basispunkte unter ihrem Jahreshoch; Forward Guidance kann deren Anstieg nur verlangsamen, nicht aufhalten.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte erlebten gestern mit Ausnahme der Börse in Italien (-0,2%) einen freundlichen Start in die neue Handelswoche. Die Leitindizes stiegen um bis zu 0,9% (Deutschland). Positive Nachrichten aus dem Iran (erste Vereinbarung über das umstrittene Atomprogramm) beflügelten die Kurse v.a. von ölpreissensitiven Aktien wie Luftfahrt (Lufthansa: +1,8%). Der Dax erzielte in diesem Umfeld einen neuen Rekordschlussstand von 9.299 Punkten, auch wenn er die Marke von 9.300 Punkten im Handelsverlauf nicht verteidigen konnte. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Fresenius Medical Care (+7%) nach guten Nachrichten in Bezug auf stabile Zuzahlungen für Dialyse-Behandlungen in den USA in 2014. Tagesverlierer war die Notierung von RWE (-1,2%). In der zweiten Reihe glänzten die Aktien von Leoni (+4%), Wacker Chemie (+3%) sowie SGL Carbon (+3,9%), die u.a. vom Wiederaufstieg in den MDax profitierte. Auf europäischer Sektorebene waren vor allem Aktien aus den Bereichen Reise & Freizeit (+1,6%) sowie Finanzdienstleistungen (+1,1%) gefragt. Auf der Verliererseite standen dagegen Aktien aus den Bereichen Rohstoffe (-0,4%) und Öl & Gas (-0,5%). Auch die Börsen in den USA profitierten von der Entwicklung im Iran und erzielten wie der Dax neue Höchststände. Der Dow Jones kletterte um 0,1%. Auf Einzelwertebene büßte Boeing nach Meldungen über Triebwerksprobleme 2,2% ein. Stärker unter Druck standen die Aktien von Facebook (-3,1%) und Twitter (-4,7%). Auf Sektorebene waren Pharmatitel (+0,4%) am stärksten gesucht. Wie in Europa fielen Rohstoff- und Energietitel am stärksten (-0,7% bzw. -0,8%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der KOSPI gewann 0,3%.