Commerzbank Börsencompass: Stagnation im Euroraum - bis auf Deutschland
Im dritten Quartal 2013 wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum um 0,1% gegenüber dem Vorquartal. Allerdings ist diese Zahl lediglich dem Wachstum der deutschen Wirtschaft zu verdanken, welches um 0,3% Q/Q zulegen konnte. Dies ist insgesamt zu wenig, um das gravierende Problem der Arbeitslosigkeit – speziell in der Euro-Peripherie – in den Griff zu bekommen. Auf den zweiten Blick zeigt sich zumindest für Europas Süden Hoffnung. Spanien konnte im dritten Quartal mit 0,1% Q/Q das erste (leichte) Wachstum seit 2,5 Jahren aufweisen und somit die Rezession überwinden. Portugal konnte sogar das zweite Quartal in Folge wachsen bei einer Zuwachsrate von 0,2% Q/Q und in Italien hat sich das Schrumpfen auf nur noch 0,1% Q/Q verlangsamt. Ein Trend zeichnet sich ab, mehr aber noch nicht. Negativ hingegen fällt Frankreich auf. Mit einem leichten Schrumpfen von 0,1% Q/Q bleiben die französischen BIP-Daten weiterhin eine Folgeerscheinung der strukturellen Probleme in Frankreich. Die halb-herzigen Reformen der Regierung unter Präsident Hollande vermögen dies auch so schnell nicht zu ändern. So ist auch der Ausblick differenziert. Zwar ist die Sorge um ein Auseinanderbrechen der Eurozone nunmehr verflogen – was die Investitionstätigkeit speziell in Deutschland anfacht. Aber die allgemeine Stimmung in der Industrie zeigt kein euphorisches Wachstum für Europa an. Dieses sollte lediglich auf geringem Niveau und weiterhin für einen Abbau der Arbeitslosenquote zu schwach bleiben. Dies ruft über die daraus folgende niedrige Inflation gegebenenfalls die EZB erneut auf den Plan. Weitere Maßnahmen sind nicht auszuschließen.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Rentenmärkte standen gestern unter dem Eindruck der Reden der designierten neuen US-Notenbankchefin Janet Yellen. In einer Rede, die vorab schon am Mittwochabend veröffentlicht wurde, signalisierte sie die Fortsetzung der Anleihekäufe. In diesem Umfeld tendierten die Staatsanleihen gestern freundlich. Yellen betonte, dass die US-Notenbank Fed die Konjunktur solange stützen werde, solange sie noch so fragil sei. Im Moment sei der Nutzen der Wertpapierkäufe größer als die Kosten. Gleichzeitig warnte sie aber auch vor einem zu späten Ausstieg, denn Gefahren gingen sowohl von einem zu frühen, aber auch von einem zu späten Ausstieg aus. Im Euroraum wurden gestern die BIP-Daten für das 3. Quartal veröffentlicht (siehe Topthema). Größere Überraschungen gab es nicht. Die konjunkturelle Erholung – angeführt von Deutschland - setzt sich nur sehr schleppend fort. Dies gab den Rentenmärkten zusätzlichen Rückenwind. Der Euro behauptete sich und gab ggü. dem USD nur zwischenzeitlich nach. Die Renditen in der EWU-Peripherie gingen ebenfalls zurück. Irland wird wie erwartet am 15. Dezember den Rettungsschirm verlassen. Offen war bislang, ob das Land dafür eine vor-beugende Kreditlinie zur Absicherung beantragt. Irland sieht dafür aber keine Notwendigkeit. Die EU-Kommission, die EZB und der IWF begrüßten die Entscheidung. Als nächstes bereitet sich Spanien, das 40 Mrd. EUR für seine maroden Banken bekam, auf ein Ende des Hilfsprogramms vor.
Aktienmärkte
Nach den guten Vorgaben aus dem Handel in Asien setzte sich dieser Trend gestern auch an den europäischen Aktienmärkten fort. Einmal mehr war es die Hoffnung auf eine länger anhaltende lockere Geldpolitik in den USA, die die Kurse nach oben trieb. Auslöser waren entsprechende Aussagen der designierten Fed-Chefin Janet Yellen bei einer Anhörung vor dem US-Senat. Während es auf der Branchenebene (Stoxx) für Bau- und Medientitel (je +1,5%) am stärksten nach oben ging, schlossen die Versorger (-0,6%) als einziger Sektor im Minus. Hier stand insbesondere RWE im Fokus. Der Titel rutschte nach einem schwachen Ausblick zwischenzeitlich um rd. 10% ab und schloss mit einem Minus von 5%. Auch K+S (-4,1%) konnte mit seinem Zahlenwerk letztendlich nicht über-zeugen und notierte tiefer. Aufwärts ging es dagegen für EADS, die nach den Quartalszahlen um 1,9% zulegen konnten. An den US-Märkten setzte sich die Freude über die zu erwartende lockere Geldpolitik weiter fort, wenngleich sich die Kurse nicht ganz so stark nach oben bewegten wie in Europa. Im Mittelpunkt stand dabei Cisco (-11%), die mit ihrem schwachen Ausblick nicht nur selbst unter Druck gerieten, sondern auch den gesamten Sektor mit nach unten zogen. Auf der Branchenebene notierte die IT-Branche (-0,4%) entsprechend als einziger Sektor im Minus. Am stärksten ging es für Versorger (+0,9%) und Finanzwerte (+0,8%) aufwärts. In Asien dominieren heute Morgen erneut deutliche Pluszeichen. Der Nikkei (+2%) profitiert vom schwachen Yen (Exporteure gefragt) und guten Quartalsberichten, während am chinesischen Markt die Erwartung möglicher Reformen für Staatsunternehmen für steigende Kurse sorgt.